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Die Potsdamer Bahnhofspassagen.

© Andreas Klaer

Exklusiv

Neue Zahlen veröffentlicht: Innenminister nennt Potsdamer Hauptbahnhof „Kriminalitätsbrennpunkt“

Mit deutlichen Worten hat Brandenburgs Innenminister Schröter die Sicherheitslage am Potsdamer Hauptbahnhof beschrieben. Die Gewalt ist massiv gestiegen. Die CDU sieht jetzt dringenden Handlungsbedarf.

Potsdam - Brandenburgs Landesregierung stuft den Potsdamer Hauptbahnhof als „Kriminalitätsbrennpunkt“ ein. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Darin schreibt Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD): „Der Hauptbahnhof Potsdam wurde als Kriminalitätsbrennpunkt im Bereich der Polizeiinspektion Potsdam erkannt.“

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD).
Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD).

© Ralf Hirschberger/dpa

Neue Zahlen aus Polizeisystem veröffentlicht

In der Antwort, die den PNN exklusiv vorliegt, hat das Innenministerium jetzt zudem erstmals die deutlich präziseren Daten aus dem internen Polizeisystem Polas veröffentlicht. Zur Erinnerung: Bisher hatte die Polizei nur Zahlen für den Stadtteil Südliche Innenstadt bekannt gegeben. Mit den neuen Zahlen ist es jetzt aber möglich, die Kriminalitätsentwicklung nur am Hauptbahnhof und den „angrenzenden Bereichen“ nachzuvollziehen. 

Aus den neuen Daten geht hervor: Die Zahl der Gewaltstraftaten ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2014 zählte die Polizei noch 72 Rohheitsdelikte – Raub, Körperverletzung, Bedrohung –, im vergangenen Jahr waren es dann 209. Damit hat sich die Zahl verdreifacht und einen Höchststand erreicht.

Und der Innenminister stellt klar: „Nur in wenigen Fällen ist dabei eine Alkoholisierung der Tatbeteiligten festzustellen.“ Auch Drogen spielten nur selten eine Rolle, so Schröter. Zuletzt hatte ein Sicherheitsbeamter den PNN noch erklärt, dass mehr als die Hälfte der Taten mit Alkohol oder Drogen in Zusammenhang gestanden hätten.

Starke Zunahme von Fahrraddiebstählen

Der Innenminister führt die gestiegene Zahl der Rohheitsdelikte vor allem darauf zurück, dass der Hauptbahnhof insbesondere im Winter als Aufenthaltsort genutzt werde – auch in der Nachtzeit. Dabei sprach er von „zahlreichen Gruppen unterschiedlichster Klientel und Nationalität“. Ausführungen zur Herkunft der Täter enthalten die jetzt bekannt gegebenen Zahlen indes nicht. Bei den Gewaltdelikten im gesamten Stadtteil Südliche Innenstadt hatten 41 Prozent der Täter keinen deutschen Pass.

Im Schnitt ereignen sich nach den Polas-Zahlen täglich fast fünf Straftaten am Potsdamer Hauptbahnhof. Insgesamt zählte die Polizei im vergangenen Jahr 1784 Fälle. Damit liegt die Gesamtzahl der Straftaten ungefähr auf dem Niveau der Vorjahre (2017: 1920, 2016: 1682, 2015: 1836). Allerdings sind die meisten Straftaten jeweils Diebstähle gewesen – fast 1000 im Jahr 2018. 

Besonders gestiegen ist jedoch – wie im gesamten Stadtgebiet – die Zahl der Fahrraddiebstähle. 305 Fälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr am Hauptbahnhof, knapp 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will deshalb besser beleuchtete Abstellmöglichkeiten vor Ort schaffen.

CDU fordert starken Staat für mehr Sicherheit

Der Landtagsabgeordnete Steeven Bretz (CDU) sagte den PNN: „Insbesondere die Zunahme der Rohheitsdelikte ist eine Entwicklung, die mit Sorge erfüllen muss.“ Das Centermanagement der Bahnhofspassagen sei zwar äußerst bemüht, die Probleme vor Ort zu lösen. „Aber für die Innere Sicherheit ist nun mal der Staat zuständig, da darf es kein Zurückweichen geben“, sagte Bretz. So habe etwa Oberbürgermeister Schubert der Sicherheit rund um den Hauptbahnhof zu lange zu wenig Bedeutung beigemessen. Unter anderem forderte der CDU-Politiker eine deutliche Ausweitung der sichtbaren Polizeipräsenz. „Das erwarten die Leute.“

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