zum Hauptinhalt
Viel Platz. Gut sechs Hektar ist das Plangebiet am Telegrafenberg groß, ein erstes Konzept zeigt die mögliche Anordnung von Baukörpern.

© Visualisierung: Ingenieurbüro Ahner/Brehm

Neue Räume für Gewerbe in Potsdam: Erste Entwürfe für Technologiepark an der B 2

Die Telekom will das Gelände an der Michendorfer Chaussee planungsreif verkaufen. Der Verkehr macht den Stadtplanern jedoch zu schaffen.

Von Peer Straube

Templiner Vorstadt - Die geplante Entwicklung des ehemaligen Postgeländes an der Michendorfer Chaussee zum wissenschaftsorientierten Technologie- und Gewerbepark wird konkreter. Die Stadtverwaltung hat jetzt den Vorentwurf für den Bebauungsplan Nummer 149 vorgelegt, auf dessen Grundlage das sechs Hektar große Areal vis-à-vis vom Sitz des Deutschen Wetterdienstes künftig entwickelt werden kann. Ziel sei es, „die Nachfrage nach wissenschaftsnahen und technologieorientierten Büro-, Labor-, Produktions- und Dienstleistungsflächen zu decken“, heißt es in dem Papier.

"Neue kompakte Gebäude"

Derzeit liegt der größte Teil des Gebiets, das zum größten Teil der Deutschen Telekom gehört, brach. Einige Bürogebäude im östlichen Teil des Plangebiets wurden bis vor Kurzem noch von der Telekom genutzt, ein paar Behörden sind noch auf dem Areal ansässig – viele Gebäude aber, darunter das frühere Wohn- und Schulungszentrum der Post, stehen seit der Wende leer. Bis auf eine Sporthalle, die noch genutzt wird und die saniert und als solche erhalten bleiben soll, sieht ein erstes städtebauliches Konzept für das Gebiet im Wesentlichen eine Neubebauung vor (siehe oben). Im westlichen Teil, zur B 2 hin, sollen die „ruinösen baulichen Anlagen“ abgetragen und durch „drei neue kompakte Gebäude“ ersetzt werden. Im östlichen Teil sollen hingegen auch größere Komplexe entstehen können, aber auch Angebote an kleineren Flächen für wissenschaftsnahe Werkstätten und Produktionsgebäude sollen geschaffen werden können. Das Areal mit seiner räumlichen Nähe zum Wissenschaftspark „Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg biete die Möglichkeit, Synergieeffekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu entwickeln. Das Areal besitze hohes Entwicklungspotenzial als zukünftiger innenstadtnaher Gewerbestandort, heißt es im Stadtplanungsamt – gerade wegen der guten Verkehrsanbindung und den vielen Parkplätzen. Zudem befinden sich keine Wohngebiete in unmittelbarer Nähe.

Telekom will verkaufen

Selbst entwickeln will die Telekom das Areal allerdings nicht mehr. „Die Deutsche Telekom AG wird die Fläche nach ihrer Beplanung an einen Investor verkaufen“, sagte eine Sprecherin des mit der Eigentümervertretung beauftragten Unternehmens Corpus Sireo den PNN. Ob es bereits Interessenten gebe, wollte die Sprecherin „aus Vertraulichkeitsgründen grundsätzlich“ nicht beantworten. Wann mit einem Entwicklungsbeginn zu rechnen sei, müsse dann der neue Investor entscheiden. Man gehe aber davon aus, dass der B-Plan im kommenden Jahr „zum Abschluss gebracht werden könnte“, sagte die Sprecherin.

Dass der B-Plan tatsächlich bis 2019 steht, darf allerdings bezweifelt werden. Zunächst müssten verschiedene Fachgutachten erarbeitet werden, die in den B-Plan-Entwurf einfließen, sagte eine Rathaussprecherin auf PNN-Anfrage. Dann kann das Papier öffentlich ausgelegt werden und Bürger sowie Behörden könnten ihre Stellungnahmen abgeben, die laut Sprecherin „je nach Inhalt das Verfahren verlängern können“.

Künftiger Gewerbepark
Künftiger Gewerbepark

© PNN/ Klöpfel

Und damit ist durchaus zu rechnen. Zwar wurde das Planungsgebiet bereits vor einigen Jahren aus dem Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald und Havelseengebiet“ herausgelöst. Betroffen ist es dennoch: Um das künftige neue Gewerbegebiet möglichst optimal mit den Forschungseinrichtungen des benachbarten Wissenschaftsparks „Albert Einstein“ am Telegrafenberg zu verbinden, müsse es auch eine räumliche Verknüpfung geben, sagte die Stadtsprecherin: „Demzufolge ist eine Straßenverbindung zwischen dem Telegrafenberg und der Michendorfer Chaussee zu prüfen.“ Eine solche verliefe aber zwangsläufig durch den Wald des Landschaftsschutzgebietes. Im Rathaus rechnet man daher bereits damit, dass eine solche Straße „voraussichtlich nicht ohne abwägungsbedürftige Konflikte“ gebaut werden kann. Mindestens aber gelte es, einen Weg für Radfahrer und Fußgänger anzulegen.

Auch auf die B2 wird das Gewerbegebiet Auswirkungen haben. Einer aktuellen Verkehrsstudie zufolge, die von knapp 1100 neu entstehenden Arbeitsplätzen im Gewerbegebiet ausgeht, prophezeit an Werktagen jeweils rund zusätzliche 3300 Autofahrten für das Gebiet, nach der Eröffnung des Wetterdienst-Neubaus geht die Studie auch dort von einer Zunahme des Autoverkehrs aus. Die Studie empfiehlt daher den Umbau des Knotens am neuen Gewerbegebiet. So sollten Mittelinseln für Fußgänger und separate Abbiegespuren angelegt sowie eine Ampelanlage installiert werden, um die Verkehrsmassen zu bewältigen. Im Schnitt fahren nach der letzten, zwei Jahre alten Erhebung, täglich gut 10.000 Autos an dieser Stelle über die B2, wobei in etwa jeweils die Hälfte ein- und auspendelt.

Zu wenig Räume für Wissenschaftler

Der neue Technologiepark soll dazu beitragen, den seit Jahren herrschenden Mangel an Gewerbeflächen in Potsdam generell und speziell im Forschungs- und Wissenschaftsbereich zu lindern. Weil Potsdams Wachstum zunehmend für Konkurrenz zwischen Flächen für den Wohnungsbau und Gewerbeansiedlungen sorgt, konnte die Wirtschaftsförderung in den letzten Jahren viel weniger Grundstücke vermitteln, als angefragt waren. Als Konsequenz war unter anderem der Wirtschaftsbeirat ins Leben gerufen worden, der die Stadt und die Stadtpolitik in Wirtschaftsfragen berät. Zudem hatte sich die Rathausspitze mit dem Land auf einen massiven Ausbau des Wissenschaftsparks in Golm verständigt. Im nächsten Jahr will die Stadt dort etwa mit dem Bau des Gründerzentrums Go:In 2 beginnen, in dem sich junge Existenzgründer aus der Wissenschaftsbranche ansiedeln sollen.

Zur Startseite