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Langzeitwohnen an der Havel. Rund drei Millionen Euro will der Geschäftsmann Dirk Gädeke in den Persiusspeicher an der Zeppelinstraße stecken.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Neue Pläne für Persiusspeicher

Eigentümer Gädeke will Langzeit-Appartements mit Hotel-Service sowie Künstlerateliers an der Havel. Gespräche über Sanierung des Seitenflügels mit der Stadt Potsdam – Fitnessstudio muss weichen

Potsdam - Der Potsdamer Persiusspeicher in der Zeppelinstraße hat unruhige Zeiten vor sich. Am Seitenflügel nagt zunehmend der Zahn der Zeit – und auch der bereits sanierte Bereich hin zur Havel könnte nach Überzeugung des Eigentümers etwas Veränderung gut vertragen. In den kommenden zwei Jahren soll der an eine Burg erinnernde Gebäudekomplex umfassend saniert und umgebaut werden, wie der Berliner Immobilien-Unternehmer Dirk Gädeke den PNN am Freitag bestätigte. Rund drei Millionen Euro will der Geschäftsmann in den Speicher stecken – zusätzlich zu den bereits investierten sieben Millionen Euro. Ende 2016 solle der Umbau fertiggestellt sein, fügte er hinzu.

Er wolle eine bessere Aufteilung zwischen Gewerbe- und Wohnbereich in dem riesigen Areal ermöglichen, betonte Gädeke. Hauptprofiteur wird vermutlich das angrenzende Arcona-Hotel sein. Insgesamt 39 Loft-Wohnungen und sechs Dachgeschoss-Lofts sollen in dem Trakt entstehen. Die Lofts mit einer Größe von 40 Quadratmetern bis zu 100 Quadratmetern im Dachgeschoss würden aber nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt, betonte Gädeke. Sie würden komplett möbliert und könnten für einen längeren Zeitraum angemietet werden – inklusive Zimmerservice durch das Hotel.

Als Zielgruppe nannte er beispielsweise Professoren oder Mitarbeiter von Firmen, die über mehrere Monate in der Landeshauptstadt Potsdam sind. Das Anmieten des Lofts sei dann mit Sicherheit billiger als eine Unterkunft in einem Hotel. Zudem soll der Gewerbebereich künftig von den Wohneinheiten getrennt sein. Und die Kultur muss ihren Platz finden. „Zu Künstlern fühlen wir uns ohnehin verbunden“, betonte Gädeke. Die sogenannten Beamtenhäuser sollen zu Künstlerateliers umgebaut werden. Auch ein Bildhauer sei willkommen – für eine rund 200 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss.

Derzeit befinden sich unter anderem noch ein Fitnessstudio mit angrenzendem Wellnessbereich und die Betriebszentrale des Landesbetriebs Forst Brandenburg in den Räumen des Speichers, der vom königlichen Baumeister Ludwig Persius geplant wurde. Beide Mieter müssen sich nun andere Räumlichkeiten suchen.

Das Fitnessstudio „all sports one“ schließt bereits Ende März und soll nach Angaben des Filialleiters Tobias Johst an einem anderen Standort in der Lotte-Pulewka-Straße wieder öffnen – allerdings mit einem komplett anderen Konzept. Statt hohen Preisen von rund 80 Euro im Monat für die Dauerkarte verlangt das neue Unternehmen nun knapp 17 Euro. Dafür fallen auch der Wellnessbereich und der einzigartige Ausblick auf die Havel weg, der das zu einer Discount-Fitnesskette gehörende Studio bei vielen Potsdamern sehr beliebt gemacht hatte. „Wir haben künftig 24 Stunden am Tag geöffnet“, betonte Johst. Auch der Standort nur wenige Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt sei „ein Traum“. „Natürlich geht ein bisschen Aussicht flöten“, räumte er dennoch ein. Johst setzt künftig eben auf die Quantität und weniger auf Wellness mit Sauna und mehr.

Auch die Forstbehörde muss den Plänen des Eigentümers weichen. Man habe sich darauf verständigt, die Büros im Persiusspeicher noch bis Ende des Jahres nutzen zu können, sagte der Fachbereichsleiter Liegenschaften, Uwe Voigt, den PNN. Dann gehe es voraussichtlich im kommenden Jahr in die Heinrich-Mann-Allee. Dort seien auch andere Behörden untergebracht, fügte er hinzu.

Unklar sind hingegen noch die Planungen für den hinteren Bereich des Persiusspeichers. Es habe aber bereits Gespräche mit der Stadt gegeben, sagte Gädeke. Der Flügel sei dringend sanierungsbedürftig und drohe in den Schafgraben abzurutschen – der Verbindung zwischen Havel und Maschinenteich im Nordwesten Potsdams. Auch hier will der Investor Wohnraum schaffen. Einzelheiten zu den Kosten der Sanierung wollte er aber noch nicht nennen. Ursprünglich war Gädeke zufolge geplant, das Geld bei ausländischen Investoren einzusammeln. Die Gespräche seien aber nicht erfolgreich abgeschlossen worden. Nun will der Berliner aus eigenen Mitteln den Komplex sanieren, der früher als königlich-preußisches Proviantamt diente.

Stefan Engelbrecht

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