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Kirchenmusikerin Eva-Christiane Schäfer an der Orgel der Kirche in Eiche.

© Andreas Klaer

Neue Kantorin für Potsdamer Kirchen: Der neue Klang im Norden

Eva-Christiane Schäfer ist seit zwei Jahren Kirchenmusikerin für die sieben evangelischen Kirchen der Nordregion. Die junge Kantorin macht in den Gemeinden jede Menge Musik.

Von Birte Förster

Potsdam - Mit konzentriertem Blick schaut Eva-Christiane Schäfer auf die Notenblätter vor ihr. Ihre Finger auf der Tastatur entlocken der Orgel virtuose Klänge. Die Kirchenmusikerin spielt beim Gottesdienst in der Dorfkirche Eiche zusammen mit einer Flötistin, einem Kontrabassisten und einer Mezzosopranistin Musik von Johann Sebastian Bach – vor menschenleeren Kirchenbänken. Aufgrund der derzeitigen Corona-Einschränkungen werden Gottesdienste virtuell gefeiert, Predigt und Musik sind dann auf dem Internetportal Youtube zu sehen. 

Sonntag Musik aus wechselnden Kirchen per Youtube

Eva-Christiane Schäfer ist seit Anfang 2019 Kantorin für die sieben Kirchen der Potsdamer Nordregion. Jeden Sonntag findet derzeit jeweils in einer anderen Kirche ein Gottesdienst ohne Besucher statt, der über Youtube digital übertragen wird. „Ich habe die Hoffnung, dass der Bezug der Leute zu ihrer Gemeinde dadurch nicht abreißt“, sagt die 32-Jährige. Einige der Videos schneide sie selbst, erzählt Schäfer. Bereits im ersten Lockdown habe sie sich mit den digitalen Möglichkeiten für Gottesdienste auseinandergesetzt. Nächtelang arbeitete sie anfangs daran und erhielt auch Unterstützung von Kollegen und ihrem Bruder. "Wir haben langsam den Dreh raus", sagt sie.Die Videos kommen jedenfalls gut an. Für den Gottesdienst in der Heilandskirche Sacrow hätten sie viele gute Rückmeldungen bekommen,sagt die Kantorin. 455 Mal wurde das Video vom 24. Januar bislang aufgerufen.

Neue musikalische Angebote für die Gemeinden schaffen

Als Kantorin will sie in den Gemeinden aber auch ganz konkret den Zugang zu Musik ebnen. Und startete Projekte, sammelte Musikinteressierte um sich, organisierte die musikalische Arbeit in den Gemeinden neu. Entstanden ist dabei „Nordblech“, ein Posaunenchor, der inzwischen 30 Bläser hat. Außerdem hat sie die Jungbläserarbeit aufgebaut. Es gibt eine Bläserschule, sodass Anfänger im Rahmen der Chorarbeit ein Blasinstrument erlernen können. Durch ihre Initiative ist auch der Chor „Nordklang“ entstanden. Regelmäßige Chorfeste, Chorwochen und die Aufführung eines Kindermusicals will sie etablieren – wenn es die Pandemie-Lage wieder zulässt. 

Sowohl Musik als auch der Bezug zur Religion sind Schäfer seit ihrer Kindheit vertraut. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern sowie auf Usedom. Ihr Vater ist Pfarrer und so entwickelte sie früh einen Bezug zur Kirche. Gleichzeitig hatte die Musik in der Familie immer einen hohen Stellenwert. Sie und ihre fünf Geschwister lernten alle mindestens ein Instrument. Die auch durch die Kirche geprägte Kindheit war nicht immer einfach, Zweifel kamen zeitweilig auf. „Da, wo ich aufgewachsen bin, hatte man es als Pfarrerskind nicht leicht“, erklärt sie. Die Situation änderte sich, als sie mit 14 Jahren auf die Landesschule Pforta kam, ein Internatsgymnasium in Sachsen-Anhalt für besonders begabte Schüler:innen. Bekannte Persönlichkeiten wie Friedrich Nietzsche besuchten einst die renommierte Schule, die 1543 in einem ehemaligen Kloster gegründet wurde. Dort wurde ihre Beziehung zur Kirche bestärkt. „Christ zu sein ist für mich sehr wichtig“, sagt Schäfer heute. 

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Trotz allem war der erste Gedanke nach dem Schulabschluss, in die Medizin zu gehen. Sie bewarb sie sich für ein Studium, erhielt aber keinen Platz. Ohnehin kristallisierte sich immer mehr heraus, welche Bedeutung die Musik für sie hat. Schließlich studierte sie in Greifswald Kirchenmusik. Ein Studium der Chorleitung an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ schloss sich an. Und dann kam 2019 der Start als Kantorin für die Kirchen der Nordregion in Potsdam. 

Nach einem Jahr der Einarbeitung folgte 2020 mit der Corona-Pandemie eine neue Herausforderung. Aber Schäfer fand kreative Lösungen, damit das musikalische Leben so weit wie möglich erhalten bleibt. Im Sommer spielte sie mit dem Posaunenchor im Freien, gaben Konzerte vor Seniorenheimen. Die Chorproben finden derzeit auch nur virtuell statt – immerhin, trotz all der technischen und klanglichen Herausforderungen. Eva-Christiane Schäfer ist stolz auf das Engagement ihrer musikalischen Mitstreiter in den Gemeinden: „Es ist toll, wie sich die Leute Mühe geben, damit es weitergeht.“  

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