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Mehr Platz. Die Straßenbahnen in Potsdam sollen künftig breiter werden. Dafür müssen mehrere Kilometer Gleise in den kommenden Jahren erneuert und umgebaut werden. Erst dann können die Bahnen aneinander vorbeifahren.

© Manfred Thomas

Neue Gleise für Potsdams Straßenbahnen: Millionen für mehr Komfort

Auf rund sechs Kilometern muss der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP bald Tramgleise austauschen. Hintergrund sind die bestellten breiteren Straßenbahnen. Das Projekt kostet mehrere Millionen Euro.

Potsdam - Bewohner der Innenstadt und Pendler aus dem Potsdamer Norden müssen sich in den kommenden Jahren auf lange Staus und Baulärm einstellen. Auf mehr als sechs Kilometern Länge will der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP die Straßenbahngleise austauschen. Hintergrund sind die breiteren neuen Trams, die bis spätestens 2022 in Potsdam fahren sollen. Ohne eine Verbreiterung der Gleisabstände würden sie nicht aneinander vorbeifahren können.

Die Baumaßnahmen betreffen vor allem die Heinrich-Mann-Allee im Süden der Landeshauptstadt – dort soll bereits 2017 gebaut werden – und später die nördliche Friedrich-Ebert-Straße, wie ViP-Sprecher Stefan Klotz den PNN sagte. Bereits heute seien 77 Prozent des Netzes durch breitere Fahrzeuge uneingeschränkt befahrbar. Durch die Sanierung der Heinrich-Mann-Allee, die Teil eines bereits beschlossenen Investitionsprogramms ist, kommen knapp weitere zwei Kilometer hinzu. Damit wären 83 Prozent für die breiteren Trams gerüstet. Ziel sei es, dass die Bahnen flexibel auf allen Linien eingesetzt werden könnten.

Planung ab 2017

Wann und über welchen Zeitraum die übrigen Arbeiten durchgeführt werden, steht noch nicht fest. Dazu werde im kommenden Jahr das gesamte 30 Kilometer lange Netz erneut analysiert, erklärte Klotz. Die Baumaßnahmen müssten dann gemeinsam mit der Stadtverwaltung umgesetzt werden. Ab 2017 müsse aber mit der Planung begonnen und zuvor ein tragfähiges Finanzierungskonzept erarbeitet werden, so Klotz.

„Kritisch“ ist vor allem die Friedrich-Ebert-Straße, die durch die Innenstadt zur russischen Kolonie führt und im nördlichen Teil als Umgehung der Bundesstraße 2 zu den Ortsteilen im Norden genutzt wird. Hier müssen laut Klotz die Abschnitte zwischen Platz der Einheit/West und Nauener Tor sowie von der Helene-Lange-Straße bis zur Puschkinallee erneuert und verbreitert werden.

Hoher siebenstelliger Betrag

Zu den Kosten wollte Klotz keine Angaben machen. Dies hänge jeweils vom vorhandenen Aufbau des Bahnkörpers ab. Zuverlässige Zahlen könnten erst nach einer detaillierten Planung genannt werden. Allerdings handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen hohen siebenstelligen Betrag. Für den Neubau der etwa einen Kilometer langen Tramstrecke zum Jungfernsee veranschlagte der ViP beispielsweise rund sechs Millionen Euro. Und der Austausch der knapp 1,3 Kilometer langen Gleise in der Greifswalder Straße in Berlin 2007 kostete damals rund vier Millionen Euro. Beide Strecken sind allerdings wesentlich kürzer als die jetzt geplante Verbreiterung der Gleise auf sechs Kilometern.

Der ViP begründet die Planungen unter anderem mit der prognostizierten Bevölkerungszunahme in Potsdam. So soll die Einwohnerzahl in 15 Jahren um rund 30 000 Menschen auf mehr als 190 000 Einwohner steigen. Daher müsse sich der ViP auf mehr Fahrgäste einstellen.

Weitere Investitionen für Potsdams Nahverkehr

Trotz eines gerade beschlossenen Investitionsprogramms für den Potsdamer Nahverkehr von mehr als 50 Millionen Euro sind somit weitere Investitionen nötig, da der ViP unter anderem die alten Tatrabahnen bis spätestens 2022 ausrangieren muss. Laut dem neuen Personenbeförderungsgesetz (PBefG) müssen Straßenbahnen bis dahin vollständig barrierefrei und damit stufenlos zugänglich sein.

Wegen der steigenden Fahrgastzahlen sollen nun die Combino-Trams verlängert und neue, mit 2,40 Metern 20 Zentimeter breitere Bahnen angeschafft werden. Dadurch würden die Gänge in den Bahnen und im Eingangsbereich durchlässiger, „beispielsweise für Kinderwagen und Rollatoren“, sagte Klotz. Fahrgäste hatten sich zuletzt unter anderem über zu enge Gänge und eine schlechte Aufenthaltsqualität in den Vario-Zügen beschwert.

Dazu gibt es seit Längerem an einigen Stellen ein sogenanntes Begegnungsverbot für Straßenbahnen, an denen die Trams nicht aneinander vorbeifahren dürfen. Dies betrifft etwa die Heinrich- Mann-Allee zwischen den Haltestellen Sporthalle und Friedhöfe. Dieser Abschnitt soll im Zuge des aktuellen Investitionsprogramms saniert werden.

Begegnungsverbot auf der Langen Brücke

An der Langen Brücke in Richtung Alter Markt besteht ein Begegnungsverbot zwischen Trams und Bussen, die die Durchschnittsgeschwindigkeit der Straßenbahnen deutlich reduzieren. Auch an der Ecke Friedrich-Ebert-/Charlottenstraße muss jeweils eine Tram warten. Der Engpass an der Heinrich-Mann-Allee zwischen den Friedhöfen und dem Hauptbahnhof wurde 2014 beseitigt. Ursächlich für die Verbote waren die Probleme mit den Combino-Trams, die umfangreich nachgerüstet werden mussten, wodurch der Wagen in Kurven stärker ausschwenkt.

Neben der Friedrich-Ebert-Straße wird auch der Platz der Einheit in den kommenden Jahren vermutlich zur Baustelle. Da am Hauptbahnhof eine neue Wendeschleife für Straßenbahnen gebaut werden soll, sinkt die Bedeutung des Platzes der Einheit. Er bleibe aber auch künftig ein wichtiger Umsteigeknoten im Nahverkehrsnetz der ViP, so Klotz. Dennoch müssten die Wege zwischen den drei Haltestellen kürzer werden. Entsprechende Baumaßnahmen könnten aber nur gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Stadtwerken erfolgen. „Es geht hier nicht nur um den Personenverkehr, sondern auch um Stadtgestaltung und Erneuerung von zentralen Ver- und Entsorgungsleitungen.“ Einzelheiten zu den Baumaßnahmen, dem Zeitpunkt und den Kosten nannte Klotz nicht.

Schließlich müssen noch bis spätestens 2022 alle Haltestellen niederflurfähig und damit barrierefrei umgebaut werden. Dies betrifft noch die Haltestellen Im Bogen, Alleestraße, Brandenburger Straße, Nauener Tor sowie Pirschheide. Dazu gebe es bereits Gespräche mit der Stadt, ein genauer Bautermin könne gegenwärtig nicht genannt werden, sagte Klotz.

Stefan Engelbrecht

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