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Landeshauptstadt: Neue Erkenntnisse zur Nutzung des Marmorpalais

Schlösserstiftung sagt Eröffnung der Dauerausstellung zunächst ab / Kinderwohnung der Prinzen wird wieder eingerichtet

Schlösserstiftung sagt Eröffnung der Dauerausstellung zunächst ab / Kinderwohnung der Prinzen wird wieder eingerichtet Die Neueröffnung des Nordflügels im Marmorpalais, die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den 6. August angekündigt worden war, findet nicht statt. Dort soll eine Dauerausstellung über die Nutzungsgeschichte des Palais und der beiden Flügelbauten zwischen 1850 und 1917 gezeigt werden. Auf PNN-Anfrage teilte die Presseabteilung mit, dass dabei „vielschichtigere und komplexere Fragen zu berücksichtigen sind, als bisher angenommen. Diese Fragen gilt es zunächst zu klären, was noch einige Zeit erfordert.“ Laut Pressesprecherin Elvira Kühn haben die Forschungen neue Erkenntnisse gebracht, die in die Ausstellung eingearbeitet werden müssen. Die Stiftung habe deshalb kurzfristig entschieden, sie erst zu Beginn der kommenden Saison, also im Frühjahr 2006, zu eröffnen und dann auch den Südflügel einzubeziehen. Ab 6. August werden die Räume zunächst wieder in der bisherigen Ausstattung gezeigt. Fast ein halbes Jahrhundert lagen nach dem Tod des Bauherren Friedrich Wilhelm II. (1797) die beiden an das Marmorpalais im Neuen Garten angesetzten Seitenflügel im Dornröschenschlaf. Dann nahm sich der Enkel des Königs, Friedrich Wilhelm IV., der beiden hohlen Vögel an und beauftragte Ludwig Ferdinand Hesse mit dem Innenausbau. Im Gegensatz zum Hauptbau ist die originale Ausstattung zwar größtenteils verloren gegangen, dennoch kann die mit der Konzeption für die Ausstellung beauftragte wissenschaftliche Volontärin Katrin Schöne auf interessante Stücke zurückgreifen. Dazu zählen 20 Porträts von Rittern des Ordens Pour le Mérite, ursprünglich ein Kriegsorden, den Friedrich Wilhelm IV. auf zivile Verdienste erweiterte. Die Gemälde werden ihren Platz im „Blauen Zimmer“ zurückerhalten, dessen Aussehen ein Aquarell aus dem Jahr 1855 überliefert. Gleiches trifft auf den bereits im Vorjahr fertig gestellten Kloebersaal zu, benannt nach dem Maler August von Kloeber, der ihn mit Szenen aus der antiken Mythologie schmückte. Schwieriger lässt sich die Nutzung der Räume darstellen, die zunächst von Neffen und Nichten Friedrich Wilhelms IV. bewohnt wurden, wenn sie am Heiligen See den Sommer verbrachten. Für die Ausstattung gibt es nur eine Entwurfszeichnung. 1882 wurden dann vier Zimmer zur Kinderwohnung umgestaltet. Damals war Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm II.) mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria, die ihr erstes Kind erwartete, ins Marmorpalais gezogen. Alle Ausstattungsstücke sind bekannt, denn sie werden in einem Inventar aus dem Jahr 1882 aufgeführt. Immerhin haben sich einige wenige davon erhalten, die anhand der Inventarnummern identifiziert werden konnten. Sie sollen mit anderen Möbeln des Früh- und des Neoklassizismus die Ausstattung von drei Räumen bilden. In einem vierten werden die früheren Bewohner im Foto vorgestellt. Dazu zählte nicht nur die Familie des späteren Kaiserpaares Wilhelm II. und Auguste Viktoria, sondern auch die des letzten deutschen Kronprinzen Wilhelm, der mit seiner Gattin Cecilie und seinen Kindern mit Unterbrechungen zwischen 1905 und 1917 im Marmorpalais lebte. In dieser Zeit diente ein Teil des Nordflügels ebenfalls als Kinderwohnung. Nicht dargestellt wird die Nutzung des Ensembles nach dem Ende der Monarchie. Es war nach Restaurierung 1932 als Schlossmuseum eröffnet worden. 1945 richtete hier die sowjetische Armee ein Offizierskasino ein, ab 1961 dienten die Gebäude als Armeemuseum der DDR. Nach der Rückgabe an die Schlösserverwaltung wurden die Räume restauriert und ab 1997 schrittweise wiedereröffnet. Erhart Hohenstein

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