zum Hauptinhalt
Ein Potsdamer in Berlin. Der Bornstedter Jörg Georg hat mit seiner Firma Icerink das Eis in der Berliner O2 World hergestellt. So weiß war es vorher dort noch nie, finden die Betreiber der Veranstaltungs- und Sporthalle.

©  Icerink

Landeshauptstadt: Neue Eiszeit im Hochsommer

Die Bornstedter Firma Icerink Germany verlegt in der Berliner O2 World das Eis. Durch eine spezielle Technik ist es besonders strahlend weiß

Potsdam - Dass sich Pop-Queen Jennifer Lopez bei ihrem jüngsten Konzertauftritt in der Berliner O2 World aufs Glatteis gewagt hat, dürfte keiner der Besucher mitbekommen haben. Für die tanzwütige Sängerin war das eisige Parkett abgedeckt, sodass sie sich auf sicherem Terrain bewegen konnte. Doch Fans der Eisbären Berlin haben zu Beginn der vergangenen Saison sicherlich beim Glanz des neuen Eises ihre Augen gerieben. Im brillanten Weiß strahlte des sportliche Parkett der Eishockey-Arena. Verantwortlich dafür ist eine Firma aus Potsdam. Die Icerink Germany GmbH aus Bornstedt hat ein neues Kunsteisaufbau-System und Herstellungsverfahren für farbig gestaltete Eisflächen entwickelt, die sogar O2-World-Direktor Gerhard Köchel schwärmen ließ: „So ein weißes Eis hat die O2 World noch nie gehabt.“

Hinter dem noch jungen Unternehmen steht ein erfahrenes Team mit Jörg George an der Spitze, der schon mehr als ein Jahrzehnt Eisbahnen baut und für spezialisierte Unternehmen gearbeitet hat – ob an der Spree, der Havel oder in Übersee. Vor drei Jahren hat der Potsdamer sich aufs eigene eisige Firmenparkett gewagt und mit dem Auftrag für die Berliner Veranstaltungshalle gleich eine riesige Herausforderung und Chance bekommen. „Wir brauchen ein strahlendes Weiß“, kann sich Icerink-Mitarbeiterin Ines Brandt noch an den Wortlaut des Telefonats erinnern, dem der Auftrag für das „Versuchsprojekt“ folgte. Dass sich Kunsteis farblich schöner herstellen lässt, sei schon immer die Überzeugung von Icerink-Chef George gewesen. Mit dem Anruf aus der O2-World gab es für die Idee einen konkreten Auftrag. Die hohe Farbbrillanz wird unter anderem durch ein spezielles Flies erreicht, das inzwischen patentiert ist.

Beteiligt an dem glänzenden Ergebnis sind finnische Eis-Experten, mit denen die Potsdamer zusammenarbeiten. Integriert in das Kunsteis sind zugleich Linien und Markierungen, die nach herkömmlichen Methoden bislang mit Farbe aufgetragen wurden. Den Belastungs- check machte kein geringer als Trainerlegende und Eisenbären-Co-Trainer Hartmut Nickel. Den Beweis, dass die Weltneuheit „Meshice" nicht nur gut aussieht, sondern auch eine ganze Spielzeit lang hält und strapazierfähig bleibt, konnten dann sowohl die Spieler wie auch die Eishockey-Fans zum vergangenen Saisonende begutachten: Strahlend wie am ersten Tag bot die Eisfläche die perfekte Bühne für das Play-Off-Finale, an dessen Ende die Eisbären den Gewinn der deutschen Meisterschaft feierten.

Danach wurden die einzelnen Kunsteisbahnen, die ähnlich wie Rollrasen zu einer Fläche aneinandergelegt und durch ein unterirdisches Rohrsystem gekühlt werden, wieder nach Bornstedt gebracht, wo sie wie an einer Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt, schließlich zusammengerollt und eingelagert wurden.

Doch nicht nur die Eisbären tanzen auf dem strahlenden Eis: In Dresden haben die Potsdamer innerhalb weniger Stunden aus einem Eishockeyspielfeld eine 1800 Quadratmeter große Eisfläche für den Short Track Weltcup der Eisschnellläufer gemacht. Eisläuferin Tatjana Schewschtenko tanzte für eine Fernsehshow auf dem blütenweißen Belag der Potsdamer Kunsteisbauer.

Mit der O2 World hat die Icerink Germany GmbH einen Fünf-Jahresvertrag abgeschlossen, sodass jetzt, mitten im Hochsommer, für die Potsdamer eine neue „Eiszeit“ anbricht: In der kommenden Woche richten sie in der Konzert- und Sportarena die Eisfläche für die kommende Saison her. Mehr noch: Inzwischen wollen die Eisbären auch auf dem neuen Eis trainieren, weshalb nun auch die Trainingsstätte in Hohenschönhausen zum Strahlen gebracht wird. „Dort haben wir in den vergangenen Wochen die komplette Eisfläche neu verlegt“, sagt Ines Brandt.

Noch steht das Unternehmen auf dünnem Eis, sodass es die Sommermonate bislang noch mit anderen Bautätigkeiten überbrückt. „Doch inzwischen gibt es Anfragen aus ganz Deutschland und dem Ausland nach unseren Eisbahnen“, sagt Brandt. Für die kommende Wintersaison hat das Team den Auftrag, in vier deutschen Städten Eisflächen aufzubauen und für winterliches Eislaufvergnügen zu sorgen.

In Potsdam indes konnten sich die zuständigen Stellen offenbar noch nicht für die Idee erwärmen. „Ich könnte mir das sehr gut vorstellen auf dem Luisenplatz und an anderer Stelle. Potsdam bietet genug Plätze für eine schöne Eisbahn“, meint Ines Brandt. Den Potsdamer Stadtwerken hatte das Unternehmen bereits für den vergangenen Winter ein Angebot gemacht. „Wir haben leider keine Antwort bekommen“, bedauert Ines Brandt. Vielleicht bricht ja – was in diesem Fall nicht schlimm wäre – das Eis noch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false