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Der röhrende Hirsch ist eines der neuen Exponate in diesem Jahr. Doch viele der Tiere in den Kühlzellen des Museums können nicht präpariert werden.

© Manfred Thomas

Naturkundemuseum Potsdam braucht mehr Unterstützung: Den Biber nach Hannover geschickt

Viele tote Tiere aus Brandenburg liegen in den Kühlzellen des Naturkundemuseums Potsdams. Weil das Geld fehlt, können sie nicht präpariert werden - und werden deswegen immer öfter in andere Museen geschickt.

Innenstadt - Der Rothirsch passt nur knapp durch das Eingangsportal des Naturkundemuseums. Am Dienstag, anlässlich der Bilanzpressekonferenz des Museums, wird das frisch präparierte Tier mit dem mächtigen Geweih an seinen neuen Standort in der Ausstellung „Tiere in Brandenburg“ im ersten Stock getragen. Es ist eines von mehreren Ausstellungsstücken, die das Haus in der Breiten Straße in diesem Jahr erstmals zeigen wird. Es könnten allerdings weitaus mehr sein, sagt Museumschef Detlef Knuth.

„Wir könnten viel aktiver werden.“ Allerdings mangele es an Personal und zusätzlichen Mitteln. So würden in den Kühlzellen des Museums etliche Tiere liegen, die aus Brandenburg stammen, aber nicht präpariert werden könnten. „Weil wir es nicht mehr leisten können, vergeben wir Tiere an andere Museen“, so der Museumsleiter. Ein Brandenburger Fischotter wird statt in Potsdam nun in Osnabrück gezeigt, ein Biber im Landesmuseum in Hannover.

Land Brandenburg beteiligt sich nicht

Derzeit erhält das Museum nach eigenen Angaben jährlich 1,6 bis 1,8 Millionen Euro städtische Gelder. Den zusätzlichen Bedarf beziffert Knuth auf 200.000 Euro. Im April vergangenen Jahres hatte Potsdam entschieden, Verhandlungen mit dem Land aufzunehmen. Neben einer zusätzlichen Finanzierung wurde der Oberbürgermeister von den Stadtverordneten beauftragt, „das Museum zu einem Stadt- und Landesmuseum zu entwickeln“. Doch Brandenburg will sich an einer Förderung des einzigen Naturkundemuseums im Land nicht beteiligen.

Laut dem Schreiben des Ministeriums kommt eine Trägerschaft des Landes und damit eine dauerhafte Unterstützung nicht infrage. Aus mehreren Gründen: Es fehle an einer klaren Konzeption für die weitere Entwicklung. Außerdem sei das Museum „nur begrenzt überregional“ ausgerichtet. Und schließlich könne wegen nötiger Haushaltskonsolidierung keine neue Einrichtung in Landesträgerschaft übernommen werden.

Museum habe landesweite Ausstrahlung

Doch der Fall wird die Landesregierung weiter beschäftigen. Denn die Empörung unter Politikern ist groß: „Die Ablehnung der Förderung ist fachlich unbegründet“, sagt etwa die frühere Umweltministerin Anita Tack (Linke). Sie unterstütze das Anliegen der Stadt, die Einrichtung gemeinsam mit dem Land zu betreiben. Das Museum habe „sehr wohl eine mindestens landesweite Ausstrahlung“. Tack will sich nun dafür einsetzen, „dass dieser Ablehnungsschnellschuss überdacht wird“.

Steeven Bretz, Landtagsabgeordneter der CDU, findet die Antwort des Ministeriums „eine Unverfrorenheit in Art und Stil“. Angesichts des Umfangs der Sammlung von 330.000 Objekten zur Naturausstattung Brandenburgs hält er den Vorwurf, das Museum sei nur begrenzt überregional ausgerichtet, für vorgeschoben. „Ich erwarte, dass das Ministerium nicht nur eine Abfuhr erteilt, sondern guckt, wie eine Förderung klug und intelligent gestrickt werden kann.“ Fördertöpfe der einzelnen Ministerien könnten miteinander kombiniert werden. Bretz hat deswegen zusammen mit Parteikollegin Anja Heinrich eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt; eine Antwort erwartet er in etwa drei Wochen.

Castros Krokodil kommt ins Museum

Allerdings richtet sich Bretz’ Kritik auch an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Es fehlt eine führende Stimme gegenüber dem Land.“ Durch „die nichtkommunikative Art“ entstehe der Eindruck, Potsdam genüge sich selbst. Der OB müsse die Interessen Potsdams deutlicher vertreten, so Bretz.

Museumschef Knuth will die Hoffnung auf Förderung noch nicht aufgeben. Ende des Jahres wird sein Haus übrigens mit einer Sensation aufwarten und der Öffentlichkeit erstmals eine zoologische Rarität präsentieren: ein Kubakrokodil, das dem Museum aus dem Nachlass von Werner Lamberz, ehemaliges Mitglied im DDR–Politbüro, übereignet wurde. Dieser hatte das fast drei Meter lange Präparat als Geschenk von Fidel Castro erhalten – zu einer Zeit, als das Naturkundemuseum noch Bezirksmuseum war.

Grit Weirauch

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