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Nachtbaden im Potsdamer Stadtkanal: Ins Wasser gefallen

Aus dem geplanten Mitternachsbaden im Stadtkanal wurde nichts. Einige ließen sich von dem Verbot aber nicht abhalten und sprangen doch los.

Potsdam - Still liegt er spätabends im Licht der Laternen da – der Potsdamer Kanal, der in den vergangenen Tagen für einigen Ärger gesorgt hatte. Die Absage des Mitternachtsbadens, zu dem vor einigen Tagen auf Facebook für Samstag um 22 Uhr aufgerufen worden war, hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Immerhin: Einige trauten sich nachmittags und abends aber dann doch ins Wasser.

Bereits am Donnerstag hatte wie berichtet der Kanuclub Potsdam als Veranstalter des am Sonntag stattfindenden 12. Potsdamer Kanalsprints angekündigt, gegen den Aufruf vorgehen zu wollen. Das Baden im Kanal sei verboten, der Kanal keine gewidmete Badeanstalt. Der Club machte sich vor allem Sorgen um die Ordnung und Sicherheit, für die er die Verantwortung trage. Einem der Initiatoren des Flashmobs, Peter Degener, war sogar nach eigenen Angaben eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs angedroht worden. Er zog seinen Aufruf zurück.

Eigentlich perfektes Wetter für ein nächtliches Bad

Am Samstag nun ist bereits alles für den Kanalsprint vorbereitet, Bojen und Werbebanner sind angebracht und die Technik für das Event aufgebaut. Am Geländer des Kanals hängen Verbotsschilder. Unter Gelächter und einigem Kopfschütteln fotografieren im Laufe des Abends ein paar Gäste die Hinweise. Der Abend bleibt jedoch ruhig. Die Polizei ist nicht vor Ort. Dabei ist das Wetter perfekt für einen nächtlichen Sprung ins kühle Nass. Angenehm sommerliche Temperaturen und Livemusik verbreiten eine ausgelassene Partystimmung. Der Nikolaisaal nebenan feiert seine Saisoneröffnung mit einem kostenlosen Straßenfest, das zahlreiche Besucher anlockt. Viele Potsdamer haben es sich auf den Treppen und Bänken gemütlich gemacht und genießen den Abend. Kurz vor 22 Uhr zieht dann doch ein Mann ein paar Bahnen im Wasser, bevor seine Begleiterin dazustößt.

Jedes Jahr, so erzählen die beiden, die lieber anonym bleiben wollen, nutzen sie die einzigartige Gelegenheit, um im Kanal zu schwimmen. Wegen des Facebook-Aufrufs seien sie aber nicht da, betonen sie. Das Verbot können sie verstehen, schon allein aus versicherungstechnischen Gründen. „Jeder, der hier reinspringt, tut das auf eigene Verantwortung und muss die Konsequenzen selber tragen.“ Nur wenig später erscheint der Sicherheitsdienst und bittet die beiden, den Kanal zu verlassen. Das Schauspiel wiederholt sich einige Male, insgesamt steigen aber nur eine Handvoll Leute an diesem Abend ins kühle Nass.

"Schade, dass man in Potsdam so ängstlich und kleinkariert ist"

Einige Passanten werfen immer wieder Blicke aufs Wasser, ob nicht doch noch was passiert. Sie sind ein bisschen enttäuscht, wie Rebecca und ihr Freund Paul, die das Badeverbot sehr schade finden. „Es wird doch nur ein Abschnitt des Kanals für den Sprint benötigt. Den anderen Teil hätte man doch gut für das Badeevent nutzen können. Schade, dass man in Potsdam so ängstlich und kleinkariert ist. Hoffentlich klappt es im nächsten Jahr.“

So wie die Ankündigung einiger Badewilliger im Internet, Gummienten ins Wasser lassen zu wollen. Denn Quietscheentchen waren am Samstag auch nicht zu sehen. 

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Wieso greifen die Kanusprint-Organisatoren die charmante Idee des Nachtbadens eigentlich nicht auf, sondern verbieten sie und drohen mit Anzeigen? Ein Kommentar >>

Sarah Stoffers

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