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Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2017: Auf zwei Rädern durch die Kulturlandschaft

Das achte Fahrradkonzert der Musikfestspiele war am Sonntag restlos ausverkauft.

Schicke Rennräder, gemütliche Damenfahrräder, Fahrräder, an denen praktische Kinderwagen montiert sind – auf dem Luisenplatz wimmelte es am gestrigen Sonntag von Fahrrädern aller Art. Grund war das achte Potsdamer Fahrradkonzert, das jede Menge unterschiedlicher Gäste anlockte.

Während der Anmeldung auf dem Luisenplatz konnten die Teilnehmer bereits einem Percussion-Konzert des Duos Ttukunak, das mit dem baskischen Instrument Txalaparta spielt, lauschen. Dann ging es los. Zwei Touren durch und rund um Potsdam standen zur Wahl: Die sportliche, 33 Kilometer lange führte an insgesamt sieben Seen vorbei und dabei etwa durch Glindow und Geltow. Die Familientour, mit 24 Kilometern etwas kürzer, ging entlang des Havelufers und des Templiner Sees über Golm, Glindow und Werder.

Insgesamt wurden Konzerte und Shows in sieben verschiedenen Kirchen und an 20 weiteren Orten angeboten. Die Route war den Teilnehmenden zwar auf einer großen Faltkarte eingezeichnet. Allerdings fahre jeder selbstständig zu den Angeboten, die er gerne sehen möchte, erklärte Claudia Thieße von den verantwortlichen Musikfestspielen Potsdam Sanssouci. „Es gibt auch Profis, die stellen sich ihre Route selbst zusammen“, sagte sie weiter.

Zu den Profis zählten auch die 71-jährige Brigitte Wittkamp aus Hohen Neuendorf und die 72-jährige Viktoria Kulow aus Grube. Bereits zum dritten Mal fuhren die beiden Freundinnen beim Fahrradkonzert mit – auf der längeren Route. „Ich komme dann mit der S-Bahn herunter und freue mich, mit meiner Freundin hier radeln zu können“, sagt Wittkamp. „Kultur und Sport – was will man mehr bei dem Wetter?“ Auf die Frage, ob ihnen 33 Kilometer bei dem Wetter – immerhin war es gestern 29 Grad warm – nicht zu viel seien, winken beide ab. Sie haben einander ohnehin vor elf Jahren beim gemeinsamen Pilgern in Brandenburg kennengelernt und seien daher in Top-Kondition. „Von Grube muss ich eh immer nach Potsdam reinfahren“, sagt Kulow. „Mir ist das ohnehin viel lieber – man sieht Vögel, jetzt riecht es nach frischen Holunderblüten.“

Mit frischem Blumenduft ging ihre Fahrt dann auch los: Im Park Sanssouci, durch den es weiter zum Neuen Palais ging, standen gerade die Jasminsträucher in voller Blüte. „Sehen Sie, das meine ich“, schwärmte Kulow. Das Neue Palais war bereits sehr gut besucht, es wimmelte von Besuchern und ihren Rädern. Die Schlange staute sich insbesondere vorm Grottensaal: In dem nach langer Restaurierungszeit wieder zugänglichen Saal spielte Natascha Nikeprelevic alias das „Orakel von Sanssouci“ und präsentierte ihre Oberton-Gesangskunst.

Die Potsdamerinnen Ute Pittner und ihre Freundin Grit Korotwa waren mit ihren Töchtern in den gegenüberliegenden Kolonnaden und lauschten der Künstlerin Charlotte van Wouwe: Die Belgierin stellt ihre Trompeten selbst aus Glas her und schafft so einzigartige Klangbilder. Die junge Künstlerin, die bereits beim Eröffnungskonzert am Freitag spielte, zeigte sich begeistert vom Potsdamer Publikum: „Erst sind die Leute etwas schüchtern und lauschen nur“, sagte sie. „Aber dann werden sie neugierig, kommen nach vorne und wollen genau sehen, was ich mache.“ Außerdem gefalle ihr die Spielstätte: Die halbkreisförmig angelegten Kolonnaden eigneten sich nämlich wunderbar für verschiedene Akustikspiele. Die Zuhörer konnten sich einfach rundherum hinsetzen und van Wouwe zusehen.

Der Familienausflug von Ute Pittner und Grit Korotwa ging dann gleich weiter – dabei hatten sie keine Tickets für die schnell ausverkaufte Familienroute bekommen können. „Wir sind mal optimistisch, dass unsere Kinder die lange Route schaffen“, sagte Pittner, die zum ersten Mal auf Empfehlung ihrer Freundin dabei war. „Wir haben alle Spaß am Fahrradfahren, deshalb sollte es klappen“, sagte Korotwa. Am meisten freuten sich die zwei Frauen auf das Harfenkonzert von Giovanna Pessi, das am Nachmittag in der Schinkelkirche Petzow stattfand.

Unterwegs konnten die Teilnehmer natürlich auch Pausen einlegen. Das Forsthaus Templin etwa fungierte als eine Verpflegungsstätte für die Radler. 1500 Karten gab es für das Fahrradkonzert – wie in den Jahren zuvor waren sie alle vergriffen. Für das Format des Konzertes wurden die Veranstalter bereits mit dem Tourismuspreis und dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet. Ziel beider Touren war der Nikolaisaal: Hier spielte am frühen Abend das Ensemble „Le Tendre Amour“ zum Abschluss die spanische Barockoper „Los Elementos“. 

Anne-Kathrin Fischer

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