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Museum Barberini Potsdam: Das Rätsel der privaten Sammlungen

Auffällig an der Impressionismus-Ausstellung im Museum Barberini ist, dass im Falle von privaten Leihgaben keine Namen genannt werden. Warum?

Potsdam - Lediglich die Herkunft eines einzigen Bildes ließ Hasso Plattner sich bei der Pressekonferenz entlocken. Das Bild „Mein Haus von Moret“ von Alfred Sisley stamme aus seiner Sammlung und sei eines seiner Lieblingsbilder, verkündete der Museumsstifter am Donnerstag. Das Werk des französischen Landschaftsmalers mit den eng gedrängten Häuserdächern ist keines der bekannten impressionistischen Werke, der Künstler aber bildet einen Schwerpunkt der Ausstellung. Wenn auch das Geheimnis um die Provenienz für dieses Bild gelüftet ist, so bleibt die vieler anderer der im Museum Barberini ausgestellten Werke im Vagen. „Privatsammlung“ ist lediglich vermerkt – ob nun Plattners eigene oder die anderer Kunstbesitzer, ist offen.

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Dies deutet auf die „Schattenseite eines Glücksfalls“, wie das Wochenmagazin „Die Zeit“ in seiner aktuellen Ausgabe schreibt. Laut Kulturkorrespondent Thomas E. Schmidt ist die Eröffnung des schönen Barberini überschattet von einem unbekannten Faktor, „der für die Zukunft des Hauses von entscheidender Bedeutung sein wird“. Der Schatten, das ist die Tatsache, dass Plattner die Schätze aus seiner Sammlung dem Museum Barberini nur leihweise zur Verfügung stellt – und das, wie sich jetzt zeigt, ohne dabei seinen Namen zu nennen.

Barberini: Keiner der privaten Leihgeber wollte genannt werden

Während die „Die Zeit“ schreibt, über die Gründe für die Leerstellen könne nur gemutmaßt werden, erläuterte Barberini-Kurator Michael Philipp im PNN-Interview inzwischen, es sei üblich, dass der Leihgeber selbst bestimmt, wie und ob er genannt werden möchte. Im Falle des Barberinis sei es so gewesen, „dass keiner der privaten Leihgeber genannt werden wollte“.

Für Plattner gilt schließlich: Der Schutz der privaten Sammler und die Wachsamkeit gehen in jedem Fall vor öffentlichem Interesse. Denn seit der Verabschiedung des Kulturgutschutzgesetzes im vergangenen Sommer durch den Bundestag und den Bundesrat herrscht Unsicherheit bei den privaten Sammlern. Die Befürchtung, dass die eigenen Bilder als nationales Gut eingestuft werden, das Land nicht mehr verlassen dürfen und dem internationalen Kunsthandel entzogen werden, ist groß. Zur Erinnerung: Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) brachte das Gesetz auf den Weg, um als nationales Kulturgut eingestufte Kunstwerke vor dem illegalen Handel zu schützen und, so hieß es, dringend notwendige Anpassungen an EU-Recht und internationale Unesco-Standards umzusetzen. Doch vor allem löste sie damit eine der heftigsten Debatten in den vergangenen Jahren der Kulturpolitik aus: Statt wie propagiert den Kunsthandelsstandort zu stärken, ziehen sich Kunstbesitzer zurück. Allein die Androhung von staatlichen Eingriffen in den Privatbesitz eines Bürgers und Stifters hat Hasso Plattner vertrieben.

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Denn ursprünglich geplant hatte Potsdams Mäzen, dass sämtliche seiner Kunstsammlungen, allen voran die der Impressionisten, ihren dauerhaften Platz in seinem Museum Barberini finden. Nun werden sie vorläufig in den USA bleiben, an Plattners Hauptwohnsitz im kalifornischen Palo Alto.

Kulturgutschutzgesetz? Kein Kommentar

Zusammen mit anderen Künstlern hatte auch Plattner das Kulturgutschutzgesetz scharf kritisiert. „Das ist eine Fehlkonstruktion, durch die mehr Kunst aus Deutschland abwandern wird“, so Plattner im vergangenen Jahr. „Schlimmer noch: Es kommt, anders als in anderen reichen Ländern, keine mehr hinzu.“ Am Donnerstag war ihm die Frage zum Kulturgutschutzgesetz nicht mal einen Kommentar wert.

Dass Grütters Gesetz im Fall Barberini Schaden angerichtet hat, liegt auf der Hand. Ob es aber auch die Bedeutung des Museums in der nationalen und internationalen Museumslandschaft schmälert, bleibt abzuwarten. Wenngleich Plattner eine der wertvollsten Sammlungen impressionistischer Werke zur Eröffnung seines Museums präsentiert, so wird es sich zeigen, ob dieses Niveau vom Museum Barberini auch in Zukunft gehalten werden kann. Eine Vorzeige-Dauerausstellung kann und will Plattner aufgrund des Kulturgutschutzgesetzes nicht zeigen.

Grit Weirauch

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