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Per Smartphone-App lassen die Teilnehmer der Studie zwei Wochen lang tracken, wie sie sich wann wohin bewegen.

© Ottmar Winter

Mobilitätsstudie „Digitale Spuren Potsdam“: Den Bornstedtern auf der Spur

Ein Forschungsprojekt der FH Potsdam soll die Verkehrswende im Potsdamer Norden voranbringen. Per GPS-Tracking sollen die Mobilitätsroutinen der Studien-Teilnehmer:innen herausgefunden werden.

Potsdam - Wohin fahren und radeln die Bornstedter:innen? Wo könnte es mehr Bushaltestellen geben? Und welche Orte können nur mit dem Auto bequem erreicht werden? Antworten auf diese und andere Fragen sollen die Anwohner:innen und alle, die sich regelmäßig in oder durch Bornstedt bewegen, selbst liefern – und zwar durch eine Smartphone-App. „Es geht uns darum, das Bewegungsverhalten der Potsdamerinnen und Potsdamer zu verstehen“, sagt Ronja Rohr, Mitarbeiterin der Studie „Digitale Spuren Potsdam“. „Mit GPS-Tracking wollen wir Mobilitätsroutinen und Verkehrs-Knotenpunkte identifizieren.“

Noch bis zum 23. Februar können sich Interessierte unter www.maas4.de/movinglab unverbindlich für die Teilnahme anmelden. Am 25. Februar können bei einer Online-Infoveranstaltung Fragen zur Studie gestellt werden, erst danach muss man sich verbindlich für oder gegen die Teilnahme entscheiden. 100 Teilnehmer:innen werden angestrebt, mindestens 50 werden gebraucht. Eine Vergütung gibt es nicht, aber alle aktiven Teilnehmer:innen nehmen automatisch an einem Gewinnspiel teil, bei dem zehn Mal 200 Euro verlost werden.

Ronja Rohr.
Ronja Rohr.

© FH Potsdam

Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel erleichtern

Die Studie soll zeigen, welche Potenziale es im wachsenden Potsdamer Norden für klimafreundlichen und gleichzeitig komfortablen Verkehr gibt. Erklärtes Ziel ist es, den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad zu erleichtern. Ausdrücklich sind aber auch Autofahrer:innen eingeladen, an der Studie teilzunehmen. „Wir wollen ja auch wissen, welche Wege zurückgelegt werden, wo es zum Beispiel keine günstige Anbindung mit Bus oder Bahn gibt“, sagt Rohr.

Wer sich anmeldet, kann sich kostenfrei die „DLR Moving Lab“-App herunterladen, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wurde. Die ganze Studie läuft über die App: Zunächst müssen alle Teilnehmer:innen einige persönliche Angaben machen, etwa zu Alter und Geschlecht, aber auch dazu, wie weit es zur nächsten Bus- oder Tram-Haltstelle ist, oder ob man ein Auto besitzt oder nicht.

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Anfang März startet die zweiwöchige Tracking-Phase: In diesem Zeitraum sollen alle Teilnehmer:innen jedes Mal, wenn sie aus der Haustür treten, die App aktivieren, damit über das GPS-Signal die Wege durchs Stadtgebiet aufgezeichnet werden können. Die App erkennt dabei anhand von Geschwindigkeit und Bewegungsmuster, wie man sich fortbewegt.

Dies setzt allerdings voraus, dass die Studienteilnehmer:innen daran denken, die App einzuschalten: „Wenn man es vergessen hat, kann man die Wege aber auch hinterher nachtragen“, sagt Rohr. Man wolle den Menschen auch aus Datenschutzgründen die Freiheit lassen, zu entscheiden, wann sie die App ein- und ausschalten. Das könnte dazu führen, dass das Ergebnis verzerrt wird, wenn Wege „verschwiegen“ werden, sagt Rohr. Doch sie rechne damit, dass die meisten Teilnehmer:innen ihre Wege tracken lassen werden.

Wo befinden sich Knotenpunkte?

Zusätzlich zum Tracking müssen in der App auch eine Reihe von Fragen beantwortet werden: Was ist die Motivation, sich für ein bestimmtes Verkehrsmittel zu entscheiden? Warum geht man gewisse Wege häufiger als andere? Warum nutzt man in bestimmten Situationen eher das Auto als den Bus?

Mit den Daten wollen die Forscher:innen herausfinden, wo sich Knotenpunkte befinden, und ob sich dort die Bereitstellung von weiteren ÖPNV-Angeboten, Carsharing oder Leihradstationen lohnen würde. Ebenso können Mobilitätshürden wie schlecht angebundene Orte oder unpassende Preis-Modelle identifiziert werden. „Daraus ließe sich ableiten, ob neue Haltstellen geschaffen werden müssten, ob ein Bedarfsverkehr mit Rufbussen eingerichtet werden sollte, oder ob man bessere Tarif-Optionen für den ÖPNV anbieten müsste“, sagt Rohr.

Im Lockdown lässt sich keine völlig aussagekräftige Studie über das Mobilitätsverhalten in Nicht-Pandemie-Zeiten machen. Den Macher:innen der Studie ist dieses Problem bewusst, deshalb soll die Studie nach Corona wiederholt werden. Das hat den Vorteil, dass so gleich mituntersucht werden kann, wie sich Menschen mit und ohne Pandemie im öffentlichen Verkehr bewegen.

Die Akteute hinter dem Projekt

Die Mobilitätsstudie „Digitale Spuren Potsdam“ wird im Rahmen des Forschungsprojektes MaaS L.A.B.S. von der Fachhochschule Potsdam (FHP) zusammen mit der Universität Siegen, dem Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt. Das Projekt MaaS L.A.B.S., ein Gemeinschaftswerk der FH mit der Technischen Hochschule Wildau, der Siegener Uni sowie einer Vielzahl von öffentlichen und privaten Akteuren, wird vom Bund finanziert. 

MaaS steht dabei für „Mobility as a Service“ (Mobilität als Service) und L.A.B.S. für „Lebendig, automatisiert, bedarfs- und sharing-orientiert“. Parallel zur Mobilitätsstudie in Potsdam wird in Cottbus eine ähnliche Studie von der TH Wildau durchgeführt: Hier wird das Mobilitätsverhalten in der ganzen Stadt untersucht. 

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