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Landeshauptstadt: Mieten unter acht Euro

Alternatives Hausprojekt feiert heute Richtfest

Babelsberg - Wohnen in Potsdam kann teuer sein: Laut der Wohnungs-Infobörse GmbH liegt der durchschnittliche Mietpreis in der Stadt bei 8,63 Euro. Und in guten Lagen sind laut dem Maklerhaus Engel & Völkers Kaltmieten zwischen neun und 12,50 Euro mittlerweile üblich.

Doch es geht auch anders: Derzeit errichten die Betreiber des alternativen Projekthauses Babelsberg auf ihrem Grundstück an der Rudolf Breitscheid-Straße ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus, das heute sein Richtfest feiert. Ab Sommer nächsten Jahres soll das Passivhaus, dessen Energieverbrauch aufgrund energetischer Bauweise stark verringert ist, 15 Personen ein Zuhause bieten. Voraussichtliche Kaltmiete pro Quadratmeter: 7,54 Euro. „Es ist möglich, so zu bauen, das ist keine Revolution“, sagt Projekthaussprecher Holger Zschoge.

Unter anderem habe man für den Neubau eine Baugemeinschaft gegründet. „Es gibt Studien, die belegen, dass Bauprojekte dadurch bereits um bis zu 20 Prozent günstiger werden, weil Dinge wie Maklergebühren einfach wegfallen“, so Zschoge. Allerdings mussten die späteren Bewohner dadurch auch viel Zeit und Arbeit in das Projekt stecken: Architektensuche, Absprachen über die Entwürfe, Entscheidungen über optische und funktionale Merkmale des Hauses – all das, was sonst die beauftragte Immobilienfirma erledigt.

Das Vorgehen eröffnete der Projekthaus-Baugemeinschaft sowohl gestalterische als auch finanzielle Freiräume: „Wenn man selbst mit dem Architekten zusammensitzt, kann man Euro für Euro durchgehen und überlegen: Brauchen wir das oder können wir das nicht selber machen?“, sagt Zschoge. So hoben die Bewohner eigenhändig die Baugrube aus und wollen Malerarbeiten, das Verlegen von Elektroleitungen und die Gestaltung der Außenanlagen selbst erledigen.

Die Baukosten belaufen sich dennoch auf 810 000 Euro. Um diese Summe zu stemmen, setzte das Projekthaus auch auf alternative Finanzmodelle, zum Beispiel auf sogenannte Direktkredite: Anstatt eine Bank um ein Darlehen zu bitten, nahm die Baugemeinschaft zu wesentlich günstigeren Zinsen Kredite bei befreundeten Privatpersonen und anderen alternativen Hausprojekten auf. Bis zu 25 000 Euro kamen so zusammen.

Auch die energetische Bauweise half Kosten zu sparen: Über das Programm „Energieeffizientes Bauen“ erhielt das Passivhaus von der Kreditanstalt für Wiederaufbau einen zinsgünstigen Kredit von 50 000 Euro pro Wohneinheit – bei Einhalten des Passivhaus-Standards werden 5000 Euro davon erlassen. 400 000 Euro kamen so für die insgesamt acht Wohneinheiten des Gebäudes zusammen. Weitere Baukosten konnte das Projekt durch gemeinnützige Stiftungen abdecken.

Viele dieser Möglichkeiten können jedoch nur Baugemeinschaften nutzen, weshalb sich Zschoge konkrete Förderungen für Baugemeinschaften und die Bereitstellung von Grundstücken seitens der Stadt Potsdam wünscht: „Wichtig ist vor allem die Beratung über Finanzierungsmöglichkeiten.“ Die kündigte bereits Maßnahmen in dieser Richtung an: „Geplant ist die Durchführung eines Potsdamer Baugemeinschaftstages“, sagte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage. Ebenso werde diskutiert, ob zum Beispiel Grundstücke im Entwicklungsbereich Bornstedter Feld gezielt Baugemeinschaften angeboten werden könnten, so Klier. E. Wenk

E. Wenk

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