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Landeshauptstadt: Mehr rechte Gewalt

Opferperspektive lobt Netzwerk gegen Rassismus

Es geht vor allem um rassistische Beleidigungen und Schläge: Die Zahl rechtsextrem motivierter Übergriffe in Potsdam ist nach Recherchen des Vereins Opferperspektive deutlich gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr sieben Attacken registriert, 2013 waren es lediglich drei, 2012 wiederum sieben. „Potsdam ordnet sich damit in den Landestrend ein“, sagte Opferperspektive-Sprecher Hannes Püschel auf PNN-Anfrage. Die Polizei hat in der gesamten Mark mehr rechtsextreme Gewalttaten registriert.

In drei der von der Opferperspektive dokumentierten Fälle wurden Türken aus rassistischen Motiven körperlich angegriffen. Dazu kommt der Fall eines Nigerianers, der am 6. September 2014 eine neue Wohnung am Schlaatz beziehen wollte – zwei Nachbarn hätten sich ihm in den Weg gestellt, beschimpft und geschlagen sowie mit Pfefferspray attackiert. Durch die Schlagzeilen ging im vergangenen August der Angriff auf eine 70 Jahre alte Rollstuhlfahrerin aus Tschetschenien, die in der Nähe des Flüchtlingsheims am Schlaatz angegriffen wurde. Inzwischen ermittelt die Polizei gegen einen 23-jährigen Potsdamer, der die Frau geschlagen und getreten haben soll. Ebenso in die Chronologie aufgenommen sind ein Zeitungsbrand und rassistische Schmierereien im auch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Staudenhof-Wohnblock am Alten Markt sowie Steinwürfe auf Fenster eines linksalternativen Wohnprojektes in der Zeppelinstraße. Püschel sagte, die meisten dieser Fälle seien Gelegenheitstaten ohne genaue Vorplanung.

Vergleichszahlen der Polizei liegen noch keine vor. Ein Sprecher der Behörde sagte, die Kriminalstatistik für Potsdam werde erst im April veröffentlicht. Püschel sagte, nicht in den Zahlen des Vereins enthalten seien Fälle von Alltagsrassismus – etwa wenn Nachbarn von Migranten diese bei diversen Behörden verleumden würden. „Das erleben wir in Potsdam auch“, sagte Püschel. Spezifisch für Potsdam sei, dass das zivilgesellschaftliche Netzwerk gegen Rassismus dicht gespannt sei, so Püschel: „Das gibt es woanders nicht.“ So könnten sich Migranten bei Übergriffen schnell Hilfe suchen. Auch der Opferperspektive e.V. betreut und berät Betroffene rechter Gewalt. HK

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