zum Hauptinhalt
Auf der Sanierungsliste. Auch der Marktplatz am Schlaatz soll von den Bemühungen zur Umgestaltung des Viertels profitieren.

© Andreas Klaer

Masterplan für Problemviertel gesucht: Schönheitskur für den Potsdamer Schlaatz

Als Antwort auf soziale Probleme soll der Stadtteil Schlaatz auch durch Wohnungsneubau attraktiver werden. Dafür werden nun Planer gesucht. Auch die Anwohner möchte das Rathaus beteiligen.

Potsdam - Gegen Verwahrlosung und für mehr soziale Durchmischung sind im Stadtteil Schlaatz auch neue Wohnungen geplant – damit dort neue Bevölkerungsgruppen hinziehen können. Diese Idee skizzierten am Dienstag hochrangige Vertreter der Stadtverwaltung und der in dem Plattenbauquartier tätigen Wohnungswirtschaft vor der Presse. Der Handlungsdruck sei groß, auch für dort lebende Anwohner, machte Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) mit Blick auf zu viele kleinteilige oder unsanierte Wohnungen deutlich: „Wenn eine Familie dort ein zweites Kind bekommt oder Senioren es barrierefrei brauchen, dann müssen sie derzeit dort wegziehen.“ Die Folge seien überdurchschnittlich viele Einpersonenhaushalte.

Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD).
Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD).

© Andreas Klaer

Der Anlass für den Termin: Eine nun anstehende Ausschreibung, bei der sich Planungsbüros aus ganz Europa Entwürfe für einen Masterplan Schlaatz ausdenken, an dem dann wiederum die Anwohner vor Ort beteiligt werden. 430 000 Euro sind für diesen Planungsprozess vorgesehen, 70 Prozent davon kommen aus Städtebaumitteln von Bund und Land. Hintergrund ist ein 2019 gegründetes „Bündnis für den Schlaatz“, mit dem Rathaus, Sozialträger und Wohnungswirtschaft die Lebensqualität in dem Stadtteil mit mehr als 9000 Einwohnern dauerhaft verbessern wollen. Statistisch gesehen ist dort unter anderem der Anteil der Hartz-IV-Bezieher rund 15 Prozent höher als im städtischen Durchschnitt, ebenso der Ausländeranteil.

Planungsbüros aus ganz Europa sollen sich Entwürfe für einen Masterplan Schlaatz ausdenken. Der Handlungsdruck ist groß, findet Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD).
Planungsbüros aus ganz Europa sollen sich Entwürfe für einen Masterplan Schlaatz ausdenken. Der Handlungsdruck ist groß, findet Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD).

© Andreas Klaer

"Eine komplexe Herausforderung"

Der Schlaatz müsse lebendiger und vielfältiger werden, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Das aber sei "eine komplexe Herausforderung" – selbst das Aufstocken bestehender Gebäude wird demnach geprüft. Wichtig sei, dass für das Großvorhaben auch Städtebaufördermittel in Aussicht stünden, so Rubelt. Ferner wolle man die bestehenden Freiräume im Viertel so umgestalten, dass es besser auf extrem heiße Sommer oder Starkregen im Zuge des Klimawandels vorbereitet ist. Auch mehr Gewerbeflächen vor Ort sollen geschaffen werden, auch für mehr Jobs in der Nähe.

Schon in Vorbereitung ist ein neues Sportforum Schlaatz für knapp zwölf Millionen Euro, in dem vor allem Freizeitsportler ab spätestens 2024 trainieren können. Gleichwohl gebe es noch weiteren Nachholbedarf in der sozialen Infrastruktur, machte Rubelt deutlich.

Verbesserungsbedarf. Mit Plakaten wird schon jetzt für den Masterplan für das Viertel geworben.
Verbesserungsbedarf. Mit Plakaten wird schon jetzt für den Masterplan für das Viertel geworben.

© Andreas Klaer

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Einig war sich die Runde, dass man, ähnlich wie beim Großprojekt der Gartenstadt Drewitz, ganz gezielt auch die Verdrängung von Anwohnern vermeiden wolle, also es weiterhin Sozialwohnungen vor Ort geben müsse. Wie berichtet plant die kommunale Bauholding Pro Potsdam für knapp 200 Millionen Euro die Sanierung von 2500 Bestandswohnungen bis 2033, die vor Ort tätigen Genossenschaften hatten in den vergangenen Jahren bereits knapp 2200 Wohnungen modernisiert. Die geringe Fluktuation und hohe Zufriedenheit der Anwohner in diesen Gebäuden bestätige, dass solche Investitionen wichtig seien, sagte Matthias Pludra aus dem Vorstand der Wohnungsgenossenschaft 1956 eG.

Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)
Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)

© Andreas Klaer

Doch noch ist eben viel zu tun: Als ein weiteres Problem schilderte Dezernentin Meier den vergleichsweise hohen Anteil verwahrloster und vermüllter Wohnungen vor Ort: „Fast wöchentlich finden wir dort solche Haushalte vor.“ Hier müsse es Lösungen geben, wie bestehende Sozial- und Versorgungssysteme solche Entwicklungen auffangen könnten.

Neue Internetseite für das Großvorhaben

Bei solchen Fragen will die Stadt auch auf die Anwohner setzen – diese sollen unter dem Motto „Wir machen Schlaatz“ die Möglichkeit erhalten, sich aktiv bei der Entwicklung des Stadtteils einzubringen. Auch über soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram werde unter diesem Motto informiert. Ferner gibt es, auch für einen Überblick zum Gesamtprozess, eine neue Internetseite unter www.wir-machen-schlaatz.de. Auch fünf öffentliche „Beteiligungsformate“ sind in Planung, hieß es – zum ersten Mal Ende des Jahres. Es seien ferner Dialogrunden mit den bei dem beschriebenen Wettbewerb auserkorenen Stadtteilplanern vorgesehen. Auch eine „Planlabor“ genannte Anlaufstelle für die Bürger wurde genannt, etwa zur Präsentation von Zwischenergebnissen oder ebenso zum Einbringen von Ideen. An welchem Ort das genau möglich sein soll, steht allerdings noch nicht fest. Schon vergangene Woche habe man bei einem Stadtteiltreffen über das Vorhaben informiert, ebenso gebe es diverse Infoplakate an drei Bauzäunen. Der Beteiligungsprozess solle auch dafür sorgen, dass Ängste vor Ort vor der umfassenden Neugestaltung genommen werden, hieß es unisonso aus der Runde. Beigeordnete Meier – 2019 von München nach Potsdam gewechselt – sagte, es gebe viele Chancen für das Quartier, das eben auch schon jetzt viel Grün und freie Flächen biete: „Wir haben schon Schlimmeres gesehen.“

Viele Wohnungen in dem alten Plattenbauviertel sind zu klein und entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard.
Viele Wohnungen in dem alten Plattenbauviertel sind zu klein und entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard.

© Andreas Klaer

Dezernent Rubelt sagte, ihm gehe es aber auch um schnell sichtbare Veränderungen für die Anwohner. So wolle man für mehr Fußgängerfreundlichkeit sorgen. „Beispielsweise soll im nächsten Jahr die Hauptwegeverbindung zwischen dem Magnus-Zeller-Platz und dem Markt in der Mitte des Viertels saniert werden.“ Diese sogenannte Lange Linie soll vor allem barrierefrei gestaltet werden. Im Zuge des angestoßenen Wettbewerbs solle ferner geklärt werden, wie die Außengrünflächen dort vielleicht auch von Anwohnern genutzt werden könnten.

Zur Startseite