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Turbulent: Befürworter und Gegner des Garnisonkirchen-Aufbaus trafen beim Bürgerdialog aufeinander.

© A. Klaer

Lösung im Garnisonkirchen-Streit in Sicht?: Garnisonkirche: Nur noch der Turm

Befürworter des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus gehen auf die Kritiker des Projekts zu: Bislang war es das Ziel, das vollständige Kirchengebäude zu rekonstruieren. Davon nimmt einer der wichtigsten Befürworter des Wiederaufbaus aber nun Abstand. Es geht auch ums Geld.

Potsdam - Einer der wichtigsten Befürworter eines Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche verabschiedet sich vom Bau eines Kirchenschiffs – zumindest vorerst. Der Vorsitzende der Fördergesellschaft für die Kirche, Matthias Dombert, sagte am Mittwochabend vor dem Hauptausschuss der Stadtverordneten, er werde den anderen Vereinsmitgliedern bei einer Sondersitzung Ende Februar eine Satzungsänderung vorschlagen. Bisher ist es das erklärte Ziel, dass auf jeden Fall ein vollständiges Kirchengebäude rekonstruiert werden soll. „Aber tatsächlich geht es vorerst nur um den Turm“, sagte Dombert. Die Frage des Kirchenschiffs und seiner Nutzung solle späteren Generationen überlassen werden.

Nutzungskonzept für Garnisonkirchen-Turm noch veränderbar

Nicht zur Debatte stehe aber die Baugenehmigung für den Turm der 1968 gesprengten Kirche. Allerdings sei dessen Nutzungskonzept im Zuge des begonnenen Bürgerdialogs noch veränderbar, sagte Dombert – und zwar im Dialog mit den Kritikern des Projekts. Der Wiederaufbau muss bis 2018 beginnen, damit die Baugenehmigung nicht verfällt. Sollte dies der Fall sein, könne auch eine Bürgerbefragung zu dem Projekt stattfinden, machte Dombert deutlich. Von den für den Bau kalkulierten 37,8 Millionen Euro fehlen derzeit noch rund 16,8 Millionen.

Es geht auch um ein Zeichen an die Landeskirche

Hintergrund für Domberts Vorstoß sind Verhandlungen mit der Landeskirche über eine finanzielle Unterstützung, im Raum steht eine Summe von fünf Millionen Euro. Schon Mitte November hatte sich eine Lösung in dem jahrelangen Streit um das Projekt angedeutet. Dombert will nun die Voraussetzung schaffen, die der Bischof der evangelischen Landeskirche, Markus Dröge, an Finanzhilfen geknüpft hatte - nämlich einen Verzicht „auf eine vollständige historisierende Wiedererrichtung der gesamten Kirche“. Davon machte Dröge finanzielle Hilfen der Landeskirche für den Wiederaufbau des 1968 gesprengten Sakralbaus abhängig. Der Landesbischof will damit den Konflikt um das - auch wegen der Geschichte und dem „Tag von Potsdam“ 1933 - umstrittene Projekt befrieden. 

Vor der Herbstsynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatte er gesagt: „Das Gesamtkonzept müsste neben der historischen Kontinuität durch den Wiederaufbau des Turmes auch den Bruch mit der Tradition zum Ausdruck bringen. Denn ein neuer Geist braucht auch ein erkennbar neues Haus.“ Durch die architektonische Gestaltung sollte sichtbar werden, dass „nicht einfach das Alte wiederhergestellt wird“. Der Kirchenleitung müsse an Lösungen gelegen sein, „die von möglichst vielen mitgetragen werden können“, so Dröge . Zuvor hatte Brandenburgs Ex-Regierungschef Manfred Stolpe für eine Abkehr vom originalen Wiederaufbau plädiert.

Lob für Bürgerdialog: Gegner und Befürworter reden miteinander

Gegner der seit Jahren umstrittenen Rekonstruktion sehen in ihr ein Symbol des Militarismus. Carsten Linke vom Verein für antimilitaristische Traditionen sagte in einer ersten Reaktion auf Anfrage, der Verzicht auf das Schiff sei „ein Schritt“ in Richtung der Gegner. Der Streitpunkt bleibe aber der Turm „wegen seiner Dominanz“. Über dessen Inhalt und Form müsse man debattieren. Im Hauptausschuss sagte Linke auch, im Bürgerdialog würden Gegner und Befürworter nicht mehr über-, sondern miteinander reden. So haben die Gegner die bestehende Baugenehmigung explizit anerkannt. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke) begrüßten die Annäherung bei dem Dauerstreit. (mit axf)

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