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Kutschfahrt für Touristen am Luisenplatz in Potsdam.

© Andreas Klaer

Leserpost: Heimat, Pferde und die Rechtschreibung

Was PNN-Leser meinen: Leserpost zur Potsdamer Heimatdebatte, der Diskussion um die Kutschpferde und der Frage nach dem richtigen Rechtschreibunterricht.

Zu „Die Revolution ist kein Dorfteich“ von Peter Effenberg vom 2. Oktober

Lieber Herr Effenberg, wem möchten Sie jetzt eigentlich was sagen mit Ihrer Antwort auf die vielen Reaktionen auf Ihren „Migranten“? Von wem erwarten Sie jetzt welche Empathie? Klar, die Revolution ist kein Dorfteich und wie Sie schreiben, ist Ihr Schmerz, die eigene Lebensidentität in Potsdam immer weniger wiederzufinden, nur bedingt ein Thema der architektonischen Veränderungen in der Stadt. Aber das Rechenzentrum soll stehen bleiben!? Sie befürchten, dass historische Brüche in der Stadt sonst bald nicht mehr sichtbar sind, sondern in einem Disneyland untergehen.

Bitte versuchen Sie doch einmal, die bevorstehenden demokratisch legitimierten Veränderungen in der Architektur unserer Stadt als Heilung zu betrachten und nicht als Demontage Ihrer biographisch-individuellen Erinnerungen. Wir wissen doch, dass in der DDR ein demokratisch gewähltes Stadtparlament eben nicht über die bauliche Entwicklung Potsdams entschieden hat. Und es geht auch nur bedingt um die architektonische Qualität der aktuell diskutierten Bauten (obwohl der Begriff „Ostmoderne“ aktuell eine merkwürdige Konjunktur erfährt). Es geht vielmehr um die in den DDR-Jahren systematische Zerstörung des einzigartigen Grundrisses der Stadt. Die Bauten, die man aktuell so bedeutungsvoll der „Ostmoderne“ zurechnet, wurden unter konsequenter Missachtung der historischen Stadtstruktur errichtet. Und in diesem Zusammenhang müssen die aktuellen Korrekturen dieser Fehlentwicklungen wie der Abriss der Fachhochschule und die Wiedererrichtung der historischen Bebauung rund um die Nikolaikirche einzig und allein als Heilung der DDR-Wunden angesehen werden.

Disneyland? Sehen Sie sich die inzwischen verabschiedeten Bebauungspläne nach dem Leitbauten-Prinzip an – darauf können wir uns doch gemeinsam freuen, oder?

Volker Schneeweiß, Nuthetal

Zu „Pferd gestürzt: Kutscher wieder in der Kritik“ vom 8. Oktober

In Wien gibt es noch über hundert herrliche Fiakerkutschen, einstmals zur normalen Fortbewegung, heute als touristisches Aushängeschild und Wiener „Attraktion“. Erst vor kurzem ist in Wien ein Kutschenpferd in ganzer Breite umgefallen... und nach 15 Minuten rappelte es sich wieder auf und es war gar nichts! Ich kann mich eines Schmunzelns nicht erwehren, was da für Kapriolen zusammengedichtet werden! Tierquälerei ist doch etwas ganz entschieden anderes! Die Pferde müssen sicher einiges aushalten, sie waren über die Jahrhunderte quasi das, was heute Kleintransporter sind: Lasttiere! Bei allem Respekt vor Tierschützern treibt man nun den Teufel mit Belzebub aus. Ich bin nicht vom Fach, aber lasst die Pferde Pferde sein, die halten viel aus! Können wir uns eine Welt ohne Zirkuspferde, Kutschenpferde, Artistikpferde et cetera vorstellen? Und erstmal die herrlichen Haflingerpferde auf dem Oktoberfest! Pferde wollen eingespannt sein, sonst gehen sie zugrunde! Das kommt mir so vor, als ob ein Pianist nicht mehr spielen darf, weil doch seine Handgelenke Schaden nehmen könnten. Pferde und Klavierhände muss man bewegen in jeder Hinsicht!

Alexander Untschi, Potsdam

Zu „,Liba Fata’ wird jetzt korrigiert“ vom 27. September

Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit macht sich breit ob der öffentlichen Diskussion zu der Studie zum methodischen Ansatz „Lesen durch Schreiben“. In Ihrem Artikel wird von der „Gehörmethode“ gesprochen. Die gibt es so nicht. Auch existiert kein „Schreiben nach Gehör“. „Lesen durch Schreiben“ basiert auf der Didaktik des Spracherfahrungsansatzes. Und dabei geht es eben kurz gesagt um das lautierende Sprechen. Diese Phoneme werden dann Graphemen zugeordnet. Meistens mit Hilfe einer Anlauttabelle.

Dieses phonematische Prinzip ist für Schulanfänger so wichtig, weil der Erwerb unserer Schriftsprache aus dem Lautprinzip, dem rechtschriftlichen Prinzip und dem morphematischen Prinzip besteht. Mit diesen Prinzipien umzugehen ist ein sehr komplexer Prozess und wird beeinflusst von implizitem und explizitem Wissen der Schüler. Hierbei kann in der Schule nur die Vermittlung des expliziten Wissens wirkmächtig werden, da das implizite Wissen eigenen konstruierenden Regeln des Lernenden folgt und allenfalls sichtbar in der Anwendung wird. So auch bei Fehlern, die immer auf einen Entwicklungsstand beim Erlernen der Rechtschreibung hinweisen.

Wie kann sich eine Bildungsministerin, die Kenntnisse zu der Thematik haben sollte, in solch einer Art und Weise äußern? Es gibt Rahmenlehrpläne, in denen Lerninhalte explizit festgelegt sind. Für die Grundschule gibt es im Fach Deutsch fünf unterschiedliche Bereiche. Das Erlernen der Rechtschreibung ist ein Unterpunkt im Bereich Schreiben. Macht also noch nicht mal ein Fünftel der Zeit, die von sechs beziehungsweise fünf Wochenstunden zur Vermittlung des Lernstoffs bleibt, aus. Vielleicht liegt hier ja ein wesentlicher Grund dafür, dass SchülerInnen heute mit geringeren Rechtschreibkenntnissen durch ihre Schulzeit gehen.

Christine Oertling, Potsdam

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