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Ralph Zachrau, Hauseigentümer der Bar „La Leander“, erlebt derzeit die Coronakrise im Brennpunkt Madrid.

© privat

"La Leander"-Vermieter zur Coronakrise: „Es geht um die Gesamtheit“

Ralph Zachrau, der Hauseigentümer der Bar „La Leander“ lebt in Madrid. Im PNN-Telefoninterview sagt er, warum er die Kneipenschließung auch hierzulande für notwendig hält.

Von Birte Förster

Herr Zachrau, Sie befinden sich aktuell in ihrer Wohnung in Madrid. Wie ist die Lage?
 

Es gibt seit Samstag eine Ausgangssperre. Auf den Straßen ist es ziemlich ruhig. Bars, Restaurants und Geschäfte sind geschlossen. Die Supermärkte haben aber volle Regale, man bekommt dort weiterhin Essen und Getränke oder Lebensmittel nach Hause geliefert. Die Menschen fahren zur Arbeit, arbeiten aber soweit sie können von zu Hause aus.

Wie gehen die Menschen mit der Coronakrise um?
Anfangs haben es die Leute nicht ernst genommen. Sie verhielten sich unverantwortlich. Eltern blieben nach der Schließung der Schulen nicht zu Hause, sondern gingen mit ihren Kindern auf Spielplätze. Viele Menschen saßen auch weiterhin auf den Außenterrassen und fuhren massenweise in die Ausflugsgebiete. Aber jetzt sind die Krankenhäuser voll, es gibt viele schwere Fälle und Tote. Die Zahl der Infizierten steigt immer noch massiv. Viele sind jetzt sehr erschrocken. Aber das Bewusstsein ist bei meinen Bekannten da, dass es zur Senkung der Infektionsraten jetzt wichtig ist, sich an die Ausgangssperre zu halten. Jeden Abend um 20 Uhr applaudieren die Menschen von ihren Fenstern und Balkonen aus, um den Ärzten und Pflegern für Ihren Einsatz zu danken. Und die Regierung plant breit angelegte Hilfsprogramme, was die wirtschaftlichen Sorgen der Menschen hoffentlich etwas ausräumen wird.

Wie gehen Sie damit um?
Als die Infektionszahlen hoch gingen, bin ich zu Hause geblieben. Ich habe in Madrid außerdem einen kleinen Friseurladen, der seit Samstag geschlossen ist. Die Mitarbeiter habe ich erstmal in den Urlaub geschickt. Nächste Woche hätte ich nach Deutschland zurückkommen sollen, aber nun bleibe ich erst einmal bis auf Weiteres hier. Ich kann von hier aus arbeiten, freue mich aber jetzt schon darauf, dass ich bald wieder raus und natürlich auch wieder nach Potsdam kann.

Auch in Potsdam schließen Clubs und Kneipen nun. Halten Sie das für eine geeignete Maßnahme angesichts der wirtschaftlichen Folgen?
Ich halte es für sehr sinnvoll, dass auch in Potsdam Bars und Restaurants schließen. Es geht schließlich nicht um das Individuum, sondern um die Gesamtheit, um diejenigen, die gesundheitliche Schäden davontragen können. Durch Förderprogramme soll Unternehmen in Brandenburg geholfen werden, außerdem hat die Bundesregierung Mittel zur Verfügung gestellt. Erst einmal ist es wichtig, dass uns die schweren Fälle nicht überrollen. Alles andere ist nur Geld. Man sollte sich von der Angst nicht anstecken lassen. Sondern jetzt müssen wir alle zusammen nach Kräften dafür sorgen, dass die ökonomischen Folgen abgefedert werden.

Geschlossen aufgrund der Coronakrise. Die Bar "La Leander" im Holländischen Viertel.
Geschlossen aufgrund der Coronakrise. Die Bar "La Leander" im Holländischen Viertel.

© Ottmar Winter PNN

Haben Sie mit dem Eigentümer des La Leander geregelt, wie es weitergeht?
Bis sich die Lage geklärt hat, bekommt das La Leander eine Mietstundung. Ich habe das Haus ja gekauft, um das La Leander zu erhalten. Das werden die Betreiber mit mir gemeinsam auch hinkriegen, das haben wir heute schon telefonisch besprochen. Und ich hoffe, dass andere Vermieter mit ihren Pächtern auch Lösungen finden.
 

Ralph Zachrau, 45 Jahre, ist Mitarbeiter im Landtag und Eigentümer des Gebäudes in der Benkertstraße 1, in dem sich die Bar La Leander befindet. 

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