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Kunstpalast Barberini: Vom Glück dieser Stadt

Ein verdammt guter Kompromiss: Nach den Potsdamer Peinlichkeiten rund um die Hotel-Mercure-Debatte kann die Kunstsammlung des Mäzens und Software-Milliardärs Hasso Plattner in das wiederaufgebaute Palais Barberini ziehen. Das kann nur befrieden, meint Peter Tiede.

Es ist der Kompromiss, mit dem am Ende wohl alle leben können – sehr, sehr gut; verdammt gut sogar: Hasso Plattner baut in Potsdam keine Kunsthalle – dafür aber ein Kunstmuseum. Er baut es auch nicht am Stadtrand am Jungfernsee – seine Potsdamer Sammlung zieht in die Stadtmitte. Nicht in einen modernen Neubau anstelle des Mercure-Hotel-Klotzes – dafür in einen modernen Nachbau eines Altbaus auf der anderen Straßenseite. Und der Barberini-Investor Abris Lelbach hat einen starken Partner an seiner Seite, einen mit einem Namen von Weltruf. Plattner und Lelbach machen gemeinsame Sache – und Potsdam darf sich flussauf und flussabwärts freuen – und Bauklötze staunen: Denn der Berliner Lelbach hat Plattner für Potsdam gerettet, ist mit seinem Hotel- und Wohnprojekt zurückgetreten. Da haben sich zwei für Potsdam gefunden.

Wenn Plattner wahr macht, was sich abzeichnet, nämlich Wechselausstellungen mit dem Besten aus internationalen Privatsammlungen zu Sonderschauen in Potsdam zusammenzuführen, dann darf sich diese Stadt mal eben den eigenen Boden knutschen: in einem modernen Museumsbau dieser Größe, mit pädagogischer Abteilung, privat finanziert – das gibt es weit und breit nicht. Ob Plattner auch eines Tages seine private Sammlung hier zusammenführen lassen wird, ist Nebensache – seine private ohnehin. Es ist so schon genug.

Und nach all dem Hinundher, nach den Potsdamer Peinlichkeiten und Restzuckungen von DDR-Reflexen rund um die Hotel-Mercure-Debatte kann das nun befrieden und befriedigen. Auch wenn es nichts daran ändert, dass es nicht Hasso Plattner, also ein privater Investor, sein wird, der in Potsdams Mitte einen modernen Leitbau schafft. Aber das ist dann am Ende auch nicht das Schlechteste, denn damit liegt der Ball in Sachen Stadtentwicklung und moderner Architektur wieder dort, wo er immer hingehört hat: bei der Stadt und ihren Bürgern. Der Plan, Plattner das Problem via Mercure-Kauf und Kunsthallenbau lösen zu lassen, ist zum Schaden vieler gescheitert. Jetzt aber kann, ja jetzt muss man sich nicht hinter einem Investor verstecken. Jetzt können Politik und Bürgerschaft offen klären, was gewollt ist und ob und wie das dann leistbar ist; bis hin zur Option, das Mercure eines Tages zu erwerben, um diesen ahistorischen Trotzbau zu schleifen. Und vielleicht ist auch der Mut zu einer Bürgerdiskussion mit Abstimmung da. Zeit ist dafür nun auf jeden Fall – und der Kunsthallen-Bau als Problem aus der Welt.

Wer ein Juwel wie dieses gratis in die Stadt bekommt, muss für die Fassung sorgen. Heißt: Wenn wegen des Museums im Palast kein Platz mehr für die Tiefgarage ist, dann muss die Stadt das als ihr Problem annehmen, nicht als das der Investoren, die mehr liefern als bestellt. Die Verkehrsführung insgesamt muss überdacht werden. Dass durch das Museum kein freier Gang gen Havel gewährleistet werden kann, sollte als verdaubare Selbstverständlichkeit angenommen werden.

Das größte Geschenk, das sich Stadt und Bürger machen können: in Ruhe einmal ein Geschenk annehmen zu können. Dann ist es fast zu schön, um wahr zu sein: Ein Tag der puren Freude – und eine lange Übung in der Kunst, ein Geschenk einfach mit Wertschätzung annehmen zu können.

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