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Krimi in Potsdam: Eine kaputte Telefonzelle und dubiose Bewohner

Derzeit wird die zweite Staffel von „Soko Potsdam“ gedreht. Ein Besuch im Serienrevier in der Gutenbergstraße.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Wohnhaft in Berlin-Charlottenburg, ellenlanges Vorstrafenregister, professioneller Drogendealer. Das Soko-Potsdam-Ermittlungsteam hat seinen Hauptverdächtigen Mirco Meinhardt klar im Blick. Auch der Geburtsort ist bekannt: Alt-Pilgow. Alt-Pilgow? Das existiert doch gar nicht. Stimmt. Der Ort ist extra für die ZDF-Serie „Soko Potsdam“ erfunden worden. Wie berichtet wurde ein entsprechendes Ortsschild Ende März für Dreharbeiten in der Kirschallee aufgestellt.

Am Donnerstag sind vier Folgen abgedreht

Noch bis 1. Juli wird derzeit die zweite Staffel der Serie um das erste weibliche Soko-Hauptermittlerduo gedreht, am Donnerstag sollen bereits die ersten vier Folgen abgedreht sein. Wie schon bei der ersten Staffel übernehmen verschiedene Regisseure unterschiedliche Drehblöcke. Für den ersten ist noch bis Donnerstag Felix Ahrens zuständig, der sein Regiestudium an der Filmuniversität Babelsberg absolvierte und für seinen Bachelorfilm „Am Ende der Wald“ 2016 mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet wurde. 
„Der Dreh ist tatsächlich eine kleine Rückkehr für mich“, sagte Ahrens am gestrigen Dienstag im Serien-Polizeirevier in der Gutenbergstraße. Während eines offiziellen Pressetermins durften Journalisten hier kurz hinter die Kulissen der Serie schauen. Ahrens, der derzeit in einem Potsdamer Hotel untergebracht ist, ist ein bisschen traurig, am Freitag wieder in seinen Wohnort Berlin-Kreuzberg zurückzukehren, sagt er. Überhaupt schwärmt das ganze Team von Potsdam. „Es riecht hier mehr nach Frühling“, sagt Hauptdarstellerin Caroline Erikson und lacht. „Die Seen sind wunderschön, wir haben die Stadt wirklich lieben gelernt.“ Auch die Kollegen Michael Lott und Hendrik von Bültzingslöwen – beide Hamburger – sind sichtbar verliebt in ihren Drehort. „Wir haben eine Soko-Potsdam-Laufgruppe gegründet“, verrät von Bültzingslöwen. „Sobald wir im Hotel ankommen, werden die Joggingschuhe angezogen und die Gegend wird erkundet.“

Drehort: Der fiktive Potsdamer Ortsteil Pilgow

Nicht so schön ist hingegen der fiktionale Potsdamer Ortsteil Pilgow. „Im Drehbuch steht: ’Pilgow ist nicht mal ein Dorf’“, verrät Regisseur Felix Ahrens. Im Klartext heißt das: vor Ort befindet sich eine Bushaltestelle, eine nicht funktionierende Telefonzelle – und ein geheimnisvoller Container. Der ist wichtig für die zehnte Folge der zweiten Staffel, die sogar den Titel „Der Container“ trägt. Hier kommt auch wieder der gebürtige Alt-Pilgower und Hauptverdächtige Mirco Meinhardt ins Spiel. Der wohnte nämlich früher direkt neben dem Container, in dem wahrscheinlich etwas Wichtiges oder gar Brisantes gelagert wird. Was genau, wird natürlich noch nicht verraten.
Immerhin ist der Fall so brisant, dass Hendrik von Bültzingslöwens Figur, der Kriminaloberkommissar Christoph Westerman, bei einem Einsatz angeschossen wird. Trotzdem ist er am nächsten Tag wieder im Dienst. „Ich glaube, das ist wie beim Reiten“, sagt er in einer Szene, die am Dienstag gedreht wurde. „Man muss gleich wieder aufs Pferd.“ 
Die Szene ist eine der Innenszenen, die bis Donnerstag für den ersten Block noch aufgenommen werden müssen. Alle Außenszenen sind bereits abgedreht. Wie berichtet wurde etwa die Brandenburger Straße für die Serie abgesperrt, auch am Bassinplatz und vor der Nikolaikirche sind Szenen entstanden. Die Drehorte für die weitere zweite Staffel werden erst noch besprochen, wie Producerin Lisa Keiner am Dienstag sagte. Klar sei aber, dass auch in dieser Staffel nicht nur das schöne Potsdam gezeigt werden soll, auch der Schlaatz sei wieder im Gespräch. Fest stehe auch schon die Biosphäre als Drehort. Sie ist einer der Orte, die von Potsdamern vorgeschlagen wurden. Wie berichtet, hatte die zuständige Produktionsfirma „Bantry Bay Productions“ im Januar zu Drehort-Vorschlägen aufgerufen. 

Dubiose Pilgower spielen in der Serie eine Rolle

Auch die Häuser, die in der Serie zum fiktionalen Pilgow gehören, gehen auf Ideen der Potsdamer zurück. Wo die Häuser im Original stehen, darf allerdings nicht verraten werden. Dafür verrät Lisa Keiner, warum ein Ort wie Pilgow überhaupt erfunden werden muss: „Das ist ein so spezieller Ort, dem wir keinem realen Dorf zuordnen wollten“, sagt sie. Vor allem die Bewohner seien sehr eigen und dubios, wie Schauspieler Hendrik von Bültzingslöwen schmunzelnd ergänzt.

Schauspieler dürfen ihre Ideen einbringen

Die Kollegen des Soko-Teams hingegen seien inzwischen schon wie eine kleine Familie: „Wir verstehen uns alle wirklich sehr gut und dürfen uns auch als Schauspieler mit in die Drehbücher einbringen“, sagt Michael Lott. Das sei ganz und gar nicht selbstverständlich.  Nicht nur mit den Kollegen, auch mit ihren Figuren haben die Darsteller inzwischen eine enge Beziehung. Hauptdarstellerin Katrin Jaehne ist sehr dankbar, dass ihre Figur Sophie in dieser Staffel mehr Tiefe bekommt und durch einen Ausrutscher mit dem Teamkollegen ihre perfekte Fassade durchbrochen wird. „Insgesamt bekommen unsere Charaktere mehr Nuancen“, ergänzt Kollege Omar El-Saeidi. „Es wird gezeigt, dass auch Kommissare nur Menschen und keine Superhelden sind.“  Dafür geben die zehn Folgen der zweiten Staffel auch noch etwas mehr Raum als die sechs Folgen der ersten, sagt Jaehne. Ob die Soko-Potsdam auch in eine dritte Staffel gehen wird, steht noch nicht fest. 

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