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Für Kinder in Notlagern sieht das Ministerium vor, dass die Schulpflicht drei Monate ausgesetzt wird.

© dpa

Krieg in der Ukraine: Wenig freie Plätze für geflüchtete Kinder

Potsdam bereitet sich auf Betreuung und Unterricht von jungen Ukrainern in Schulen und Kitas vor. Auch Ukrainer:innen könnten eingesetzt werden.

Potsdam - Mit der Ankunft tausender Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stellt sich auch die Frage, wie die Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen integriert werden. Ein Überblick, wie der Stand der Vorbereitung in Potsdam ist.

Gibt es genug Plätze in den Schulen?

Nur bedingt, wenn man liest, was das Landesbildungsministeriums schreibt. „Freie Kapazitäten in nennenswertem Umfang bestehen nicht“, teilte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld den PNN mit. Dennoch gäbe es „immer einen gewissen Spielraum“, Schüler:innen bei Bedarf unterzubringen. 

Inwiefern Kapazitäten an den Potsdamer Schulen erweitert werden müssten, sei noch nicht absehbar – dazu müssten zunächst die Schulanmeldungen erfasst werden, auch mit Blick auf zusätzlich nötiges Personal.

Ab wann sollen Geflüchtete in Schulen?

Generell hatte das Land die Richtlinie ausgegeben, dass geflüchtete Schüler:innen, die zum Beispiel privat untergekommen sind, rund sechs Wochen nach ihrer Ankunft in Deutschland unterrichtet werden sollen. 

Für Kinder in Notlagern sieht das Ministerium vor, dass die Schulpflicht drei Monate ausgesetzt wird – um nach nach der Fluchterfahrung „anzukommen“ und „sich auch organisatorisch auf einen Schulbesuch vorzubereiten“. Für die Zuweisung würden mehrere Optionen geprüft, sagte Sprecherin Grönefeld. Geplant seien auch Willkommensklassen.

Wie geht es den geflüchteten Kindern?

Das wird untersucht. Die Stadtverwaltung hat angekündigt, vor dem Schul- und Kitabesuch werde es für Kinder einen Gesundheitscheck im Bergmann-Klinikum gebe. Am Montag nun starteten laut Rathaus Schuleingangsuntersuchungen, bei denen auch fehlende Impfungen nachgeholt werden könnten, etwa gegen Masern. 

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Helfer berichten bundesweit, die ankommenden Kinder seien wegen der Flucht oftmals angeschlagen und traumatisiert. Der Kinder-Chefarzt im Klinikum, Thomas Erler, hatte erklärt, man behandele bereits geflüchtete Kinder wegen Infektionen und Erschöpfungssymptomen.

Wo sollen geeignete Lehrer herkommen?

Das Ministerium will laut Sprecherin Grönefeld ukrainische Lehrkräfte direkt ansprechen, damit diese den Unterricht übernehmen können. Interessenten können sich per E-Mail unter lehrereinstellungen@mbjs.brandenburg.de oder Tel.: (0331) 866 35 35 melden. 

Aktuell gebe es in Potsdam 80 Lehrkräfte, die Russisch können. „Ukrainisch sprechende Lehrkräfte sind nicht systematisch erfasst“, heißt es vom Ministerium. Es hätten sich aber schon Menschen gemeldet, die gerne unterstützen würden. Helfen könnte auch, dass es Onlineangebote ukrainischer Bildungseinrichtungen gibt, die während der Pandemie aufgebaut wurden. 

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Laut Medienberichten arbeiten auch Schulen in der Ukraine bereits daran, für ihre geflüchteten Schüler:innen Online-Unterricht zu organisieren. Potsdams Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) hat bereits mehr Schulsozialarbeiter:innen in Aussicht gestellt – die genaue Zahl aber noch nicht genannt.

Reicht der Platz in den Kitas?

Das ist noch unklar. Wie bei den Schulen ist auch die Kapazität in den Kitas knapp bemessen – viel Raum bei plötzlichem Mehrbedarf gibt es nicht. Daher hatten private Potsdamer Kitaträger wie die Fröbel-Gruppe gefordert, dass es Sondergenehmigungen für mehr Plätze geben müsse. 

Doch das Bildungsministerium ist skeptisch was mehr Kinder für Brandschutz und Gesundheitsstandards in den Kitas bedeuten würden. Sprecherin Grönefeld sagte: „Eine pauschale Absenkung von räumlichen Standards ist mit Blick auf die Beachtung des Kindeswohls nicht möglich.“ Denkbar sei dies nur „im Einzelfall“ und „übergangsweise“, nach Antrag des Trägers und Prüfung durch die Behörden. Das hänge aber auch an den Gegebenheiten vor Ort. „Die Prüfung konkreter Anträge wird schnell und unkompliziert erfolgen“. 

Als eine mögliche Alternative zum Kita-Besuch nannte das Ministerium Eltern-Kind-Gruppen, „die nicht erlaubnispflichtig sind, solange die Eltern am Angebot teilnehmen und die Verantwortung für ihre Kinder nicht auf eine Betreuungsperson übertragen“. Die Stadtverwaltung hat den Aufbau zehn solcher Gruppen angekündigt.

Werden Ukrainer:innen in Kitas arbeiten?

Gesetzlich erlaubt wäre es, sagte Ministeriumssprecherin Grönefeld. „Fragen zur Anerkennung ukrainischer pädagogischer Abschlüsse werden derzeit geprüft“, ergänzte sie. Es sei aber möglich, Menschen mit pädagogischen Vorerfahrungen oder mit Sprachkenntnissen zu beschäftigen. Das müsse der jeweilige Träger entscheiden. 

Dabei ist zum Beispiel bei der besagten Fröbel-Gruppe, die in Potsdam mit rund einem dutzend Einrichtungen vertreten ist, bereits eine Bewerbung eingegangen. Man prüfe, „inwiefern die Person für uns tätig werden kann“, sagte Unternehmenssprecher Mario Weis. An Standorten, für die eine hohe Nachfrage von geflüchteten Familien zu erwarten sei, prüfe man auch den Einsatz von Übersetzungsgeräten.

Wie können Potsdamer:innen helfen?

Etwa mit Kita-Patenschaften. Dieses Projekt für Flüchtlingsfamilien hat der Kita-Elternbeirat initiiert. Es hätten sich über www.kitapaten.de mehr als 180 Familien registriert, sagte der Beiratsvorsitzende Robert Witzsche am Montag. 

Ziel ist es, dass sich Potsdamer Familien mit Kindern im Kita- und Hortalter mit geflüchtete Familien austauschen – sei es bei gemeinsamen Unternehmungen. Dazu sammelt der Beirat Anmeldungen und sortiert sie nach Stadtteilen und Altersgruppen – um dann etwa über die Flüchtlingsunterkünfte eine Verknüpfung herzustellen. So wolle man für eine schnellere Integration sorgen, gerade der Kinder.

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