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Kredite für Garnisonkirche: Ein drittes Darlehen für den Turm

Kirchenkreis Potsdam entscheidet bei Synode am Wochenende über Kredit für Garnisonkirche.

Innenstadt - Über das letzte der drei kirchlichen Darlehen für den geplanten Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche soll an diesem Samstag entschieden werden. Dann tagt die evangelische Kreissynode – und entscheidet über den Antrag für einen zinslosen Kredit über 250 000 Euro. Sollte es grünes Licht geben, würden damit insgesamt fünf Millionen Euro Kirchenkredite für das rund 38 Millionen Euro teure Bauvorhaben zur Verfügung stehen. Das Darlehen mit 30 Jahren Laufzeit soll aus Besuchereinnahmen im Turm zurückgezahlt werden, heißt es in dem Antrag an das Potsdamer Kirchenparlament, das am Freitag und Samstag in der Oberlinschule in der Rudolf-Breitscheid-Straße tagt.

Mit den drei Kirchendarlehen sollen Finanzierungslücken geschlossen werden, um die Freigabe von zwölf Millionen Euro Bundesmitteln für das Bauvorhaben zu erreichen. Voraussetzung dafür ist nach Angaben von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eine gesicherte Gesamtfinanzierung. „Entsprechend der haushaltsrechtlichen Vorgaben des Bundes können zur Finanzierung des Eigenanteils grundsätzlich auch Darlehen eingebracht werden“, sagte ein Sprecher von Grütters: „Die Rückzahlung des Darlehens muss zum Zeitpunkt der Antragsstellung zwischen Darlehensgeber und Darlehensnehmer abschließend und verbindlich geregelt sein.“ Die Bundesmittel dürften jedoch nicht zur Tilgung des Darlehens oder zur Begleichung von Zinsen verwendet werden.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz will ein Darlehen von 3,25 Millionen Euro bereitstellen, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will eineinhalb Millionen Euro als Kredit beisteuern.

Der Hauptgrund für die Eile: Die 2013 erteilte Baugenehmigung für den Turm der Garnisonkirche läuft 2019 aus. Die Bauarbeiten müssen deshalb spätestens 2018 beginnen und Mitte 2020 abgeschlossen sein. Zunächst soll nur ein rund 26 Millionen Euro teurer Bau ohne Turmhaube und Fassadenschmuck errichtet werden, weil nicht genug Geld für einen originalgetreuen Nachbau zur Verfügung steht. Die Garnisonkirche wurde 1945 im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1968 in der DDR abgerissen, bis dahin wurde ein Raum im Turm weiter als Kapelle genutzt.

Laut dem Haushaltsplan der Garnisonkirchenstiftung sind für das Jahr 2020 rund 610 000 Euro Einnahmen vorgesehen – 355 000 Euro aus Eintrittsgeldern für Turm und Ausstellung, 120 000 Euro Überschüsse aus Merchandising und 104 000 Euro aus Spenden. Als Ausgaben werden unter anderem rund 155 000 Euro für den laufenden Unterhalt, Betriebskosten, Versicherung und Steuern verbucht. Knapp 167 000 Euro sollen zur Tilgung der Kredite eingesetzt werden.

Der Wiederaufbau ist wegen der Geschichte der ehemaligen preußischen Militärkirche unter anderem in der NS-Zeit umstritten. Die Linke-Fraktion im Bundestag hat beantragt, die im Kulturhaushalt vorgesehenen zwölf Millionen Euro für die Garnisonkirche zu streichen. Über den Antrag soll voraussichtlich im kommenden Jahr entschieden werden.

Im Potsdamer Bürgerhaushalt belegt die Forderung, keine städtischen Mittel für die Garnisonkirche zu verwenden, seit Jahren Spitzenplätze. Für den Bürgerhaushalt 2017 wurden 11 716 Stimmen gegen das Bauvorhaben abgegeben. Insgesamt beteiligten sich rund 15 000 Potsdamer an dem Bürger-Voting – wobei jeder Bürger fünf Stimmen abgeben konnte. (mit Henri Kramer)

Yvonne Jennerjahn

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