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Kostenloser Eintritt: Zahl der Museums-Besucher nicht wie erhofft gestiegen

In der zweiten Testphase hat der freie Eintritt ins Potsdam Museum weniger Menschen angelockt.

Potsdam - Lockt der kostenlose Eintritt im Potsdam Museum mehr Besucher an? Zumindest nicht so viele, wie erwartet: In den sechs Monaten vom 1. März bis 31. August 2019, in der für die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte testweise kein Eintritt gezahlt werden musste, kamen 8575 Besucher ins Museum – das sind nur 15 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2017, wo der Museums-Besuch regulär bezahlt werden musste. Dies geht aus einer Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung hervor, die der Geschäftsbereich Bildung, Kultur, Jugend und Sport am sechsten November den Stadtverordneten präsentieren wird.

Das Ergebnis überrascht, denn bereits 2018 hatte es von Mai bis Juni drei Monate lang eine erste Testphase zum kostenlosen Museumsbesuch gegeben, damals fielen die Zahlen ganz anders aus: 70 Prozent mehr Besucher kamen in die Dauerausstellung, als im Vorjahreszeitraum. Doch die Verantwortlichen hatten bereits mit diesem Ergebnis gerechnet: Potsdams Kulturbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos) hatte schon vor einem Jahr vor zu hohen Erwartungen gewarnt, da es bei allen Museen, die einen kostenlosen Eintritt eingeführt haben, anfangs einen starken Anstieg der Besucherzahlen gegeben habe, dieser aber nicht dauerhaft gehalten werden konnten.

Ein Drittel der Besucher unter 25 Jahren

Dieser „Attraktionseffekt“, wie es in der Vorlage heißt, konnte auch bei fünf baden-württembergischen Museen beobachtet werden, die nach der Abschaffung des Eintritts rund doppelt so viele Menschen in ihre Ausstellungen locken konnten wie im Vorjahreszeitraum. „Außerdem konnten ein jüngeres Publikum und Wiederholungsbesuche nachgewiesen werden“, heißt es in der Vorlage.

Das ist auch in Potsdam der Fall: „Positiv aufgefallen ist, dass 30 Prozent der Potsdamer Besucher unter 25 Jahren alt sind. Bei den Besuchern, die aus Berlin kommen, überwiegt die Altersklasse von 26 bis 39 Jahren mit 40 Prozent.“ Rund 60 Prozent der Besucher waren zudem das erste Mal in der Ausstellung. Trotz des relativ geringen Anstiegs der Besucherzahlen sprechen sich die Verfasser der Vorlage daher für eine dauerhafte Einführung des kostenlosen Eintritts im Potsdam Museum aus: „Im Ergebnis der Evaluation haben sich die Erwartungen an einen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen nur bedingt erfüllt. Gerade der Anstieg bei Besuchern unter 40 Jahren spricht jedoch für ein Fortbestehen des freien Eintritts.“

Freier Eintritt allein reicht nicht aus

Das Kulturamt stellt aber auch klar: Freier Eintritt allein reicht nicht aus, um mehr Menschen ins Museum zu locken, es müssten auch verstärkt aktuelle und gegenwartsbezogene Stadtthemen behandelt werden. „Ein verändertes Besucher- und Freizeitverhalten fordert auch das Potsdam Museum dazu heraus, in Zukunft den komplexer werdenden Alltag und das Lebensgefühl unserer Stadt abzubilden. Themen wie Partizipation und Inklusion haben einen ebenso hohen Stellenwert wie lokale Identität, Globalisierung und Migration“, heißt es in der Vorlage.

Daher sei es wichtig, die ständige Ausstellung zur Geschichte der Landeshauptstadt bis 2023 zu überarbeiten, um den veränderten Anforderungen an Stadtmuseen gerecht zu werden. Gezielte Programmformate für bestimmte Stadträume müssten erstellt werden, um auch bildungsferne Schichten zu erreichen.

Die Einführung des freien Eintritts war auf eine Initiative der Potsdamer Linken zustande gekommen. Um den Haushalt des Museums nicht zu belasten, wurde der Eintritt aus Steuergeldern finanziert. Rund 51.200 Euro wurden 2019 von der Stadtverwaltung dafür zur Verfügung gestellt.

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