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Kommentare zur Verkehrspolitik in Potsdam: Pro und Contra: Soll die Zeppelinstraße einspurig werden?

Eine einspurige Zeppelinstraße - ist das sinnvoll? Ja, meint PNN-Autor Alexander Fröhlich. Es braucht ein realistisches Verkehrskonzept für Potsdam, hält Autor Stefan Engelbrecht dagegen.

PRO: Großteil des Pendelverkehrs mit Verbrennungsmotor muss raus aus der Stadt!

Gut, Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp wollte mal wieder mit der Brechstange vorgehen. Und dass er Mitglied der Grünen ist, passt da für viele ins Bild. Die schnelle und reflexartige Ablehnung der Idee aber geht fehl. Die stete Rede, von den Pendlern mit Auto, von der freien Fahrt für freie Bürger, sie bringt keine Lösung des Problems. Und sie lässt die Anwohner außer Acht. Dass etwas getan werden muss wegen der hohen Schadstoffbelastung, ist klar. Es ließe sich weiter aufzählen: der Lärm, die Klimabilanz der Stadt Potsdam.

Grundsätzlich kann die Lösung für den enormen Autoverkehr aus dem Potsdamer Umland über die Zeppelinstraße nicht auf der Straße gelöst werden. Nötig ist ein umfassendes Konzept. Noch immer prüft die Stadt Potsdam, ob es möglich ist, Straßenbahnen auf Eisenbahnlinien ins Umland fahren zu lassen. Es geht um das sogenannte Karlsruher Modell, dort hat es sich bewährt. Genau das braucht es: gute Verbindungen, enge Taktfrequenzen, Park-and- ride-Parkplätze. Der Großteil des Pendlerverkehrs mit Verbrennungsmotor muss raus aus der Stadt. In Zeiten des Klimawandels kann es sich eine aufgeklärte Stadt wie Potsdam, zumal eine Stadt der Wissenschaft, nicht leisten, an der Idee des Individualverkehrs mit Auto festzuhalten. Das verlangt auch ein Umdenken von den Pendlern selbst.

Gut, auf dem Land braucht man ein Auto. Aber ist es so schwer, es vor den Toren Potsdams stehen zu lassen und umzusteigen in Bus, Tram und Bahn? Tausende Pendler aus Berlin Richtung Potsdam machen es jeden Tag vor.  

Alexander Fröhlich

CONTRA: Ein realistisches Verkehrskonzept muss her!

Natürlich können wir alle auf den Drahtesel steigen. Natürlich ist Potsdam klein genug, um zumindest in der Innenstadt alles mit dem Zweirad gut zu erreichen. Aber das kann doch keine Alternative zum automatisierten Individualverkehr sein.

Wer das nicht glaubt, sollte sich an Ende Juli vergangenen Jahres erinnern. Auch damals sorgten zahlreiche Baustellen in Potsdam für ein beispielloses Verkehrschaos. Grund war unter anderem die einspurige Verkehrsführung auf der Bundesstraße 2. Die Autos stauten sich damals bis Groß Glienicke.

Was ist mit den morgendlichen Berufspendlern, was mit den Mitarbeitern von Potsdamer Unternehmen, die ein Faible für Berlin haben und sich deshalb schwertun mit einem Umzug? Ganz zu schweigen von den vielen Studenten, die sich vielleicht gerade ihr erstes Auto gekauft haben. Sicherlich sollen diese Menschen nicht gänzlich aus Potsdam vertrieben werden.

Es ist ja grundsätzlich löblich, dass die Stadtverwaltung alles versucht, um die Schadstoff-Grenzwerte unter dem von der EU vorgegebenen Limit zu halten. Aber solange es keine vernünftigen Alternativen gibt wie etwa ein umfassendes Nahverkehrsangebot mit Bussen und Bahnen oder Park-and-ride-Parkplätze, werden viele nicht auf ihr Auto verzichten wollen. Zwang hilft da nicht weiter und führt nur zu Ärger und Unverständnis über die politischen Entscheidungen. Vielmehr muss ein realistisches Verkehrskonzept her, das natürlich das Auto miteinbezieht – und am besten auch Berlin.

Stefan Engelbrecht

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