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Kommentar über den verbotenen Gottesdienst-Protest: Unsensibel

Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut und wurde in den vergangenen Monaten in Potsdam besonders hochgehalten. Dass Garnisonkirchen-Gegner jetzt aber nicht einmal still gegen den Fernsehgottesdienst zur Zeit der Übertragung protestieren dürfen, ist nicht nachvollziehbar, meint PNN-Autor Henri Kramer.

Potsdam - Es ist schon verwunderlich: In einer Stadt, in der aus guten Gründen des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit zuletzt mehrfach eine Handvoll Neonazis von Hunderten Polizisten geschützt wurden, soll nun selbst stiller Protest gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht möglich sein. Es geht um den ZDF-Fernsehgottesdienst, der sich am Sonntag auch dem Wiederaufbauprojekt widmet – und zwar live übertragen aus dem IHK-Gebäude gegenüber dem einstigen Kirchenstandort. Die Gegner des Projekts sollen aber in der Zeit der Übertragung nicht protestieren dürfen, noch nicht einmal still – so zumindest will es die Polizei und führt an, die Religionsausübungsfreiheit sei gefährdet. Doch dieses Argument trägt nicht.

Zwar wird man am Sonntag auch beten – aber daneben hat der bundesweit ausgestrahlte Gottesdienst eben eindeutig eine politische Dimension, ohnehin ist kaum ein anderes Bauprojekt in der Stadt so umstritten wie die einstige Barockkirche. Den Gegnern an dieser Stelle den zeitgleichen Protest komplett zu verweigern und nicht einfach strenge Lärmauflagen zu stellen, ist daher unklug und unsensibel – und könnte dazu führen, dass Gegner erst recht versuchen werden, den Gottesdienst zu stören.

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