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Dicke Luft: Einigen Anwohnern stinkt es gewaltig.

© dpa

Kommentar über Debatte zur Zeppelinstraße: Viel heiße Luft

Die Diskussion über die Zeppelinstraße verläuft schleppend: Keine wirklichen Verkehrsalternativen vonseiten der Stadtverwaltung oder die gegnerische Idee, dass Riesenventilatoren die schadstoffbelastete Luft einfach wegpusten sollen. Es fehlen ernsthafte Lösungen, meint PNN-Autor Henri Kramer.

Potsdam - Riesenventilatoren an der Zeppelinstraße, die ähnlich wie in Kalifornien die Luft so verwirbeln sollen, dass die Schadstoffe einfach weggeblasen werden. Selbst diese Idee – sie stammt vom Bürgerbündnis – ist im Zuge der Debatte rund um die von der Bauverwaltung geplante Einengung der Zeppelinstraße schon ernsthaft in den politischen Raum gestellt worden. Sie zeigt exemplarisch, dass die seit einem Monat laufende Diskussion vor allem in Extremen verläuft. Auf der einen Seite der Grünen-Baudezernent Matthias Klipp und seine Partei, die ohne Alternativen den Verkehr in der Bundesstraße um 5000 Autos pro Tag reduzieren wollen – und als Sofort-Alternative derzeit nur einen Radweg und eine kurze neue Busspur anbieten. Bessere Bustakte? Weitere Park-and-ride-Plätze? Irgendwann einmal. Das ist zu wenig.

Umweltzone für Potsdam?

Doch auch die verbissenen Gegner der Klipp-Pläne haben nur wenig Konstruktives zu bieten. Da wird zum Beispiel – wiederum vom Bürgerbündnis – die längst verworfene Idee einer Umweltzone nach Berliner Vorbild aufgewärmt. Und auch noch allen Ernstes argumentiert, dass ohnehin immer mehr schadstoffarme Fahrzeuge die Stickstoffbelastung senken – als Quelle dafür dient eine Studie des Volkswagenkonzerns, der seine Autos verkaufen will. Mit Verlaub: heiße Luft.

Vielfach wird dazu übersehen, dass die Grenzwerte schon dieses Jahr eingehalten werden müssen, sonst drohen Strafzahlungen. Was dieser Debatte bisher leider fehlt, ist die ernsthafte Suche nach kurzfristig machbaren und auch sinnvollen Alternativen zum Auto, gerade für Pendler aus Richtung Werder – und wenn es eben deutlich mehr Busse pro Tag sind, die dann aber auch von irgendjemandem finanziert werden müssen. Doch solche Überlegungen gibt es bislang viel zu wenig, stattdessen versackt die Diskussion in den ideologischen Frontlinien zwischen Autofans und -hassern. Da fehlt jetzt eigentlich nur noch jemand, der eine Anlage fordert, die – natürlich nur – über der Zeppelinstraße einen feinen künstlichen Regen erzeugt, damit die gesundheitsschädlichen Autoabgase aus der Atemluft herausgewaschen werden. Alternativ lohnt vielleicht auch ein Anruf bei der Hexe Bibi Blocksberg, damit die die Abgase einfach wegzaubert: mit einem „Hex, Hex!“

Lesen Sie weiter: Interview mit Matthias Klipp - "Wir planen keine Staufalle" >>

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