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Hella Dittfeld ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN.

© Sebastian Gabsch

Kolumne "Etwas Hella": Tulpenzwist und andere Blüten

Unsere Autorin freut sich auf die große Einheitsfeier in Potsdam im kommenden Jahr. Was die Verwicklungen beim Baumblüten- und Tulpenfest angeht, hat sie ein paar Alternativvorschläge.

Der Countdown läuft. Noch 357 Tage bis zur Jubel-Trubel-Einheitsfeier 2020 in Potsdam. Darauf können wir uns schon mächtig freuen und müssen als Normalbürger nichts weiter machen als rückwärts zählen, so wie vor Weihnachten. Für das W-Fest müssen wir allerdings Geschenke kaufen, einen Baum schmücken und Gänse braten. Oder Plätze in einem Restaurant bestellen. Dafür wird es schon höchste Zeit. Türchen müssen wir bis zur Einheitsfeier auch nicht aufmachen. Das erledigt die Landesregierung und da hat wieder der für das Landesmarketing zuständige Staatssekretär den Hut auf. Der hat schon den Wecker gestellt beziehungsweise die Countdown-Uhr in Gang gesetzt. Und ich schwöre Ihnen, sollte der krank werden oder keine Lust mehr haben, die Feierlichkeiten vorzubereiten, dann gibt es ratzfatz einen Stellvertreter und von dem wieder einen Stellvertreter und überhaupt ein ganzes Einheitsfeiertagsvorbereitungsfestgremium.

Denn so etwas wie das Ausfallen des Baumblütenfestes in Werder oder den Streit um das Tulpenfest in Potsdam kann und wird sich das Land natürlich nicht leisten. Ist der Tag da, vorbildlich vorbereitet, mit lauter attraktiven Veranstaltungen und keiner, aber auch wirklich nicht einer Baustelle im Feierbereich, dann tickt nicht nur die Uhr richtig, sondern auch die Besucher.

Wieso nicht das Rosenfest reaktivieren? Oder ein Stadtkanalfest ins Leben rufen?

Da gehen auf lokaler Ebene die Uhren allerdings etwas anders. Sie spendieren zum Beispiel das Ticktack zu diversen Streitereien, machen aber so das Feiern umso spannender. Oder nicht? Wieso wollen zum Beispiel gleich zwei Veranstalter partout dasselbe Fest ausrichten? Ich weiß, unsere Richter sind total unterbeschäftigt und haben gern solche Mätzchen auf dem Tisch wie wer die Tulpen aus Amsterdam verlässlicher an den Mann und die Frau in Potsdam bringen kann. Aber mal ganz unschuldig gefragt: Wieso das Gerangel ausgerechnet um die Frühlingsblüher? Früher gab es mal ein Rosenfest – warum das nicht wieder aufleben lassen? Auf der Freundschaftsinsel fehlt im Moment der Pep beim Asiafest. Da werden Veranstaltungswütige durchaus gesucht. Und dann gäbe es vielleicht auch noch die Möglichkeit, ein Stadtkanalfest zu kreieren, weil der Kanal alles andere als kanalisiert ist. Da wird aber dran gedreht.

In meinem Gehirn rumoren außerdem auch noch ein paar ganz seltsame Gedanken. Die heißen „ausreichender Vorlauf“ und „Teamwork“. Wenn etwa der Vereinschef krank wird, dann könnte er doch auch mal die Verantwortung an seinen Stellvertreter samt Team weitergeben. Er muss natürlich so etwas in der Hinterhand haben. Und wieso muss ein Fest ausfallen, weil es keinen seriösen Veranstalter gibt? Dann muss die Stadt Werder eben ran. Im Team mit den Obstbauern. Erst wird gemeinsam am Wein genuckelt und dann gemeinsam organisiert und die Verantwortung getragen. Sollte doch flutschen oder sehe ich das – ganz ohne Obstwein – zu leichtfertig?

Leider kann dieses Jahr keiner mehr mal schnell nach Bayern fahren und gucken wie die das auf der Wiesn hinkriegen. Das Oktoberfest dort ist zwar 2019 gut gelungen, aber leider vorbei.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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