zum Hauptinhalt
Doppelt hält besser: Das denkt sich Darth Vader in Coronazeiten. 

© Jon Gambrell/dpa

Kolumne | Etwas HELLA: Mit Dunkelangst und Laserschwert

Lange Zeit habe sie Verschwörungstheoretiker nur belächelt, doch damit ist jetzt Schluss. In ihrer Kolumne schreibt Hella Dittfeld über ungepflegte Fingernägel, Knacken im Telefon und Schweigegeld.

Nehmen Sie sich in Acht vor der dunklen Seite der Macht. Bisher war ich ja immer ein bisschen leichtsinnig, habe die Schweinegrippe ignoriert, in BSE-Zeiten weiter Rindfleisch gegessen und mich nie gegen Grippe impfen lassen. Ich war immer von Neuem bereit, mich mit dem Fahrrad in den Straßenverkehr zu begeben, obwohl das kreuzgefährlich ist. Verschwörungstheoretiker habe ich belächelt und nur aus Höflichkeit verschwiegen, dass ich sie für nicht ganz richtig im Oberstübchen halte.

[Abonnieren Sie kostenlos den neuen PNN-Newsletter "Potsdam Heute": Hier geht es zur Anmeldung.]

Das ist nun vorbei. Man muss Verschwörungsängste ernst nehmen, selbst die des letzten Spinners. Denn wenn sich alle Verschwörungsgläubigen gegenseitig anstecken, das Ausmaß dieser Pandemie wage ich mir gar nicht vorzustellen. Es gibt genug Indizien, dass Verschwörer am Werk sind. Zum Beispiel die Neuerfindung des Autokinos, wo ich doch gar kein Auto habe, aber noch Gutscheine fürs Arthouse-Kino.

Die Maske als Mode-Accessoire

Während der Schließzeiten von Friseur und Nagelstudio sind mir nicht nur die Haare gewachsen und ihr Haselnussbraun hat sich am Scheitel verdächtig hellgrau eingefärbt, auch meine Fingernägel befinden sich in beklagenswertem Zustand. Das kann nur bedeuten, dass die dunklen Mächte Angst haben, dass ich ihnen die Augen auskratze, wenn sie die Macht übernehmen wollen. Falls sie nicht wie Darth Vader eine Maske tragen. Woran man sieht, dass Maske in Ordnung ist, zum Mode-Accessoire wurde und nur beim Essen stört. Und beim Küssen. Aber es gibt ja Masken mit Reißverschluss.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie in Potsdam und Brandenburg finden Sie hier in unserem Newsblog.] 

Hella Dittfeld ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
Hella Dittfeld ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

© Sebastian Gabsch

Für ein weiteres, geradezu beängstigendes Indiz der Verschwörung halte ich das Knacken in meinem Telefon. Dann wird der Ton leiser und am anderen Ende der Leitung sagt eine beschwörende Stimme: „Leg mal auf, ich rufe wieder an, vielleicht ist es dann besser.“ Völlig prosaische Gemüter haben mir geraten, den Telefonanbieter anzurufen, damit er die Leitung überprüft. Aber was soll das denn helfen, wo doch Bill Gates die Drähte verknotet und meine Gespräche torpediert.

Wie kriege ich die 5000 Euro für einen Corona-Toten, der keiner ist?

Die Verschwörungstheoretiker haben auch ganz praktische Tipps auf Lager. Deshalb bin ich gerade auf dem Weg zur weisen und wissenden Heilpraktikerin, um zu erfahren, wie ich zu den 5000 Euro komme, die man als Schweigegeld kriegt, wenn man jemanden zum Corona-Toten erklärt, der gar nicht daran gestorben ist. Nur um die Statistik zu fälschen.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple-Geräte herunterladen können und hier für Android-Geräte.]

Also wagen Sie nicht, meine Verschwörungsangst einfach abzutun. Dann werde ich das Laserschwert auspacken und Antwort auf andere heikle Fragen erheischen. Was, werde ich fragen, denken sich die Verantwortlichen dabei, die Corona-Regeln in den Bundesländern so unterschiedlich zu gestalten, dass man ein Studium braucht, um sich noch zurechtzufinden?

Zur Startseite