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Landeshauptstadt: Keine Angst vor Terror

Besucher des Potsdamer Weihnachtsmarktes lassen sich die Freude nicht nehmen

Von Eva Schmid

Innenstadt – Auf dem gestern eröffneten Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ im Zentrum Potsdams bummeln die Passanten bei Nieselregen an den hell erleuchteten Buden vorbei. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse schauen sie sich interessiert um, essen und lachen. Kaum jemand ist beunruhigt wegen der aktuellen Terrorwarnungen für Berlin und die Region. „Ich habe kein mulmiges Gefühl“, berichtet der 75-jährige Pensionär Joachim Göbel aus Potsdam. Natürlich könne schon was passieren, aber das sei wahrscheinlich eher in Berlin, fügt er hinzu. Und der Buchhändler Jürgen Trubel, 67 Jahre, fügt hinzu, dass Potsdam „eine Weltkulturstadt“ sei, in der es friedlich bleibe. Auch viele junge Familien, Potsdam-Touristen und Schüler sehen keine Gefahr für Potsdam. Berlin hingegen wird als gefährlicher wahrgenommen: Sabine Lernstett, Musikschullehrerin aus Fahrland, will in den nächsten Wochen die großen Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt meiden. Und die Schülerin Juliane Schulz, 15 Jahre, hatte mit ihren Mitschülern des Helmholtz-Gymnasiums eine lange Diskussion, wie gefährlich die Lage ist. Sie hat beschlossen auf Berliner Weihnachtsmärkte nur in einer größeren Gruppe zu gehen, „damit wir aufeinander aufpassen“. Auch die 70-jährige Helga Lehmann würde, wenn ihr etwas auffällig erschiene, um Hilfe rufen. Sie lässt sich jedoch, wie auch der Potsdamer Siegfried Posselt nicht verunsichern. Grinsend spielt Posselt auf sein Alter und damit seine Gelassenheit an: „Ich bin so alt, ich kann auch in die Luft gehen.“

Vor allem die Potsdam-Besucher lassen sich nicht abschrecken. Zwei Besucherinnen aus dem Ruhrgebiet erzählen, dass sogar der Taxifahrer ihnen abriet, den Weihnachtsmarkt wegen möglicher Anschläge zu besuchen. „Ich denke, wenn jeder in Panik verfällt, dann arbeitet man den Terroristen doch zu“, erklärt eine der beiden Damen. Ein griechisches Paar fürchtet sich weder vor Anschlägen in Potsdam, noch in Berlin. Während ihres ersten Deutschlandbesuchs möchten sie nicht nur im Hotel sitzen. Und die Besucherin Karin Köppen lässt sich trotz Warnungen dieWurst schmecken.

Der Sprecher des Brandenburger Innenministeriums, Ingo Decker, bekräftigte letzten Freitag, dass mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen auf die derzeitige Lage reagiert werde. „Der Schutzbereich wird die Weihnachtsmärkte bestreifen.“ Jedoch sind am Nachmittag, zur Eröffnung des ersten Weihnachtsmarktes in der Region weder Sicherheitsbeamte noch Polizeiautos zu sehen. Ein größeres Polizeiaufgebot kommentiert ein 73-jähriger Potsdamer sogar als Mittel zum Zweck, denn „die Polizei muss sparen, da ist ja klar, dass sie die Gefahr hochhalten“. Seine Frau fügt hinzu, dass „hier in der Innenstadt nichts passiert“. Ungetrübte winterliche Vorfreude also, die sich auch auf die weiteren Weihnachtsmärkte in Brandenburg ausweiten wird. Anja Järling aus Potsdam, Fan von winterlichem Budenzauber, wird sogar noch nach Dresden fahren. Als die Kutsche mit dem Weihnachtsmann vorbeifährt, ist jeder Gedanke an Terror vergessen. Eva Schmid

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