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Die Mieten in Potsdam steigen. Dennoch wohnen die Menschen hier relativ günstig.

© Ottmar Winter

Kaum freie Wohnungen: Mieten in Potsdam legen deutlich zu

Wohnen ist in Potsdam günstiger als in Berlin. Damit das so bleibt, fordert ein Vermieterverband mehr Neubauten.

Die Mietsteigerung in Potsdam hat deutlich an Fahrt gewonnen. Das ist ein Ergebnis des Marktmonitors des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Demnach zahlten Potsdamer im Jahr 2018 im Bestand 6,03 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete. Das sind 20 Cent beziehungsweise 3,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wer zuzieht oder umzieht und einen neuen Mietvertrag abschließt, muss 7,27 Euro zahlen. Das sind 43 Cent beziehungsweise 6,3 Prozent mehr als im Jahr 2017. Beim Erstbezug einer Neubauwohnung werden den Angaben zufolge im Durchschnitt sogar 10,68 Euro fällig. In diesem Segment ging es nur um zwei Cent aufwärts. Trotzdem wohnen Potsdamer Mieter relativ günstig – jedenfalls verglichen mit Berlinern.

Der BBU ist mit rund 350 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Wohnungswirtschaft in Berlin und Brandenburg. Er vertritt vor allem kommunale und genossenschaftliche Unternehmen, die kommunale Pro Potsdam zählt ebenso dazu wie die Potsdamer Wohnungsgenossenschaften. Allerdings gehören auch private Großvermieter wie die Deutsche Wohnen und Vonovia zum Verband. Die rund 340 000 Wohnungen der BBU-Mitglieder im Land Brandenburg entsprechen rund 44 Prozent der Brandenburger Mietwohnungen. Anders als viele andere Studien zum Immobilienmarkt stützt sich der Marktmonitor nicht auf Mieten aus veröffentlichten Wohnungsangeboten, sondern wertet tatsächlich abgeschlossene Verträge aus. Die Preise sind deshalb tendenziell niedriger.

Mit den schneller steigenden Mieten ist Potsdam nicht allein. Im Berliner Speckgürtel sind die Mieten zuletzt stärker gestiegen als in der Hauptstadt selbst. Wer eine Wohnung im Umland bezog, zahlte 2018 im Schnitt 6,74 Euro netto kalt pro Monat. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. "Die vergleichsweise hohe Steigerungsrate ist dem hohen Anteil von Erstvermietungen in diesem Jahr geschuldet", erklärte Verbandsvorstand Maren Kern das Mietenwachstum im Umland. Dort bleibe es aber billiger als Berlin.

Potsdam wächst

Viele Berliner dürften dennoch neidisch auf die Mieten in Brandenburg schauen. In der Bundeshauptstadt verlangten die BBU-Mitgliedsunternehmen bei Neuverträgen 2018 im Durchschnitt 7,80 Euro pro Quadratmeter kalt. Mit 4,7 Prozent stiegen die Preise dort allerdings langsamer als im Vorjahr. Im Bestand wurde 2018 durchschnittlich 6,14 Euro je Quadratmeter verlangt.

Maren Kern.
Maren Kern.

© promo

Erst Anfang November hatte Potsdam die Marke von 180.000 Einwohnern geknackt. Damit ist die Stadt innerhalb von 20 Jahren um mehr als 40 Prozent gewachsen. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) möchte das weitere Wachstum erklärtermaßen drosseln, um beim Bau der sozialen Infrastruktur Schritt halten zu können. Außerdem verursacht der Bau zahlreicher Schulen und Kitas enorme Kosten für die Stadt.

Potsdam habe das Wachstum bisher besser bewältigt als Berlin, hieß es hingegen vom BBU. "Die Stadt hat frühzeitig reagiert und Voraussetzungen geschaffen, damit Unternehmen und Genossenschaften in Potsdam Wohnungen bauen", sagte Kern den PNN. Wie berichtet werden in Potsdam bezogen auf die Einwohnerzahl seit Jahren drei- bis viermal so viele neue Wohnungen gebaut wie in Berlin. Kern drängt dementsprechend darauf, beim Wohnungsbau nicht nachzulassen. Zwar entwickelten sich die Mieten auch in Potsdam nach oben, aber noch mit Abstand zu Berlin, so Kern.

"Die Stadt ist attraktiv."

Kern geht davon aus, dass der Zuzug nach Potsdam anhält. Potsdam sei Landeshauptstadt, es gebe eine Universität und eine hohe Lebensqualität. "Die Stadt ist attraktiv." Dazu komme die Nähe zu Berlin. "Potsdam hat in Brandenburg eine Ausnahmestellung", so Kern. Wohnungen würden nicht nur für Zuziehende gebraucht. "Die Potsdamer wollen ja sicher, dass ihre Kinder in der Stadt auch mal eine Wohnung finden."

Dazu komme eine neue Entwicklung. Da in Berlin der Wohnungsbau zuletzt nachgelassen habe und besonders private Bauherren wegen der Diskussion um den Mietendeckel mit Investitionen zögern, sei mittlerweile ein Überlaufeffekt ins Brandenburger Umland zu beobachten: Wohnungssuchende weichen vor allem auf Kommunen mit guter Anbindung an das S-Bahnnetz aus. "Das gilt auch für Potsdam", so Kern.

Kaum freie Wohnungen

Wer in Potsdam eine Wohnung sucht, muss Glück haben und schnell sein, denn freie Wohnungen gibt es kaum. Wie aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Stadtverordneten Clemens Viehrig hervorgeht, liegt die Leerstandsquote aktuell bei nur 1,43 Prozent. Davon seien 0,59 Prozent vermietbar.

Wollen Mieter weniger für eine Wohnung in Brandenburg ausgeben, müssen sie weitere Wege in Kauf nehmen. Die niedrigsten Mieten werden laut BBU in Großräschen (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) verlangt. Bei Neuverträgen wurden dort 2018 im Durchschnitt 4,58 Euro pro Quadratmeter kalt fällig. Die niedrigsten Mieten im Bestand werden mit 4,29 Euro je Quadratmeter kalt in Pritzwalk (Prignitz) verlangt.

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