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Gundula Christl

© M. Thomas

Interview zu Fundstücken der Garnisonkirche: Archäologin: „Ich bin mir sicher, dass wir an der Stelle alles geborgen haben“

50 Originalteile aus der Garnisonkirche wurden bei Bauarbeiten entdeckt. Im Interview spricht die Stadtarchäologin über die Bedeutung der Bauteile.

Frau Christl, wie viele Teile der Garnisonkirche haben Sie jetzt gefunden?

Im Februar und März haben wir rund 50 Teile aus der Baustelle für das neue Bad am Brauhausberg geborgen. Dort musste die Baugrube ausgehoben werden. Die Baugrube ist etwas größer als die von 2005, als wir ebenfalls Originalteile entdeckten.

Glauben Sie, da ist noch mehr zu finden?

Nein, ich bin mir sicher, dass wir an der Stelle alles geborgen haben. Es könnten noch ein oder zwei Teile sein, die an der Wand in der Böschung hängen. Von denen kann ich aber noch nicht sagen, ob sie wirklich Bauteile sind. Es gibt ja auch sehr stark beschädigte Sandsteine, an denen keine bearbeiteten Oberflächen mehr vorhanden sind und man sie deshalb an Ort und Stelle belässt. Wenn die Baugrube aufgefüllt wird, können wir noch mal genauer nachschauen.

Wie viel Prozent der eigentlichen Kirche haben Sie denn gefunden?

Das weiß ich nicht. Es würde voraussetzten, dass man das Volumen der Kirche bestimmt, das Volumen der Sandsteine. Das wäre nicht seriös.

Wo ist der restliche Teil der Kirche hingekommen?

Naja, der größte Teil des Schuttes ist Ziegelbruch. Sie haben ja einen Baukörper aus Ziegelmauerwerk, der einen Bauschmuck aus Sandstein hatte. Wo genau welcher Teil der Architektur hingewandert ist, kann man nicht so ganz sicher sagen.

Versuchen Sie es doch mal.

Ich kenne keine Stelle mit einer ähnlichen Konzentration von Bauteilen. Die Teile im Potsdam Museum wurden gleich nach der Sprengung geborgen und als Zeugnis aufbewahrt. Ich möchte mich an weiteren Spekulationen nicht beteiligen, wo was liegt. So hört man immer, in Geltow sollen Teile des Schlosses oder der Kirche liegen. Das stimmt aber nicht. Ich habe es mir angesehen, die Teile dort gehören zu einem anderen Gebäude. Zeitzeugen können Hinweise geben. Aber Geschichten überlagern sich manchmal.

Was machen Sie jetzt mit den Steinen?

Erst mal nichts. Die Stadt stellt die Steine zur Verfügung, sie werden dann im Auftrag der Stiftung erfasst und bestimmt. Anschließend fließen sie mit ein in den Steinkatalog und dienen als Modell für den Wiederaufbau.

Wird der Wiederaufbau nun leichter?

Das dürfen sie mich als Archäologin nicht fragen. Es ist sicher einfacher, wenn man weiß, wie die Bauteile aussahen, wenn man einen Kopiebau errichten möchte.

ZUR PERSON: Gundula Christl ist Stadtarchäologin bei der Unteren Denkmalpflege der Stadt Potsdam.

Das Interview führte Stefan Engelbrecht.

Stefan Engelbrecht

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