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Brauhausberg. Auf dem Areal des früheren Landtags sollen Eigentumswohnungen, Büros und ein Boardinghaus entstehen. Foto: Ottmar Winter/PNN

© PNN / Ottmar Winter

Immobilien in Potsdam: 70-Millionen-Investition in den Kreml auf dem Brauhausberg

Kapitalspritze für den Kreml: Wo früher die SED herrschte, sollen teure Eigentumswohnungen entstehen. Die Investoren bereiten den Umbau und die Vermarktung des früheren Landtags vor. 

Potsdam - Die Pläne für den Umbau des sogenannten Kreml auf dem Brauhausberg werden konkreter. 70 Millionen Euro sollen von dem Konsortium aus der auf denkmalgeschützte Immobilien spezialisierten Sanus AG und der Firma Eureka Immobilien Management in Wohnungen und Gewerberäume im sanierten Altbau und einem dreigeschossigen Neubau investiert werden. 

Der Bauantrag sei gestellt, wie ein Sanus-Sprecher auf PNN-Anfrage mitteilte. Und zwar bereits im Jahr 2016. Allerdings sei es später zu nachträglichen Änderungen gekommen. Man warte deshalb noch auf die Genehmigung. Wann der Umbau genau starten kann, ist dementsprechend noch offen. „Nach Erhalt der Baugenehmigung wird die Detailplanung erstellt“, hieß es. Auf der Webseite des Unternehmens wird mit einer Fertigstellung für das Jahr 2021 geworben.

Mit dem Kapital sollen dort, wo einst die Potsdamer Bezirksleitung der SED den Aufbau des Arbeiter- und Bauernstaates vorantrieb, bald hochwertige Eigentumswohnungen entstehen. 8000 Quadratmeter Nutzfläche des Altbaus sollen dafür umgebaut werden. Auf 3000 Quadratmeter soll ein Boardinghaus unterkommen, das zum Beispiel Gastwissenschaftler der umliegenden Forschungsinstitute beherbergen könnte. Die Fassade Richtung Innenstadt steht unter Denkmalschutz, deshalb dürfen Balkone nur zum Innenhof hin angebracht werden. 

In einem Neubau im Hof sollen weiteren 66 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen Wohnungen mit insgesamt 5500 Quadratmetern Fläche entstehen. Dazu gehört auch eine Tiefgarage mit 130 Stellplätzen. Weitere 25 Stellplätze sind laut Sanus im Außenbereich eingeplant. Außerdem soll das Areal durch eine zweite Erschließungsstraße Richtung Süden an die Straße Brauhausberg angebunden werden.

Wohnungen dürften nicht ganz billig werden

Beim Investor blickt man allerdings schon in die Zukunft: Im nächsten Jahr solle mit der Vermarktung begonnen werden, hieß es auf PNN-Anfrage. „Insgesamt sollen an dem Standort 139 Wohnungen und 26 Gewerbeeinheiten entstehen“, kann man auf der Sanus-Webseite nachlesen, „in bester Lage im Herzen der brandenburgischen Landeshauptstadt.“ Äußerlich solle das altehrwürdige Gebäude eine Verjüngungskur bekommen, aber ohne tiefgreifende Veränderungen etwa an der Fassade. Klar ist allerdings, dass die Wohnungen auf der Hügelkuppe wohl kostspielig werden. Allein die Investitionskosten liegen bei rund 4300 Euro je Quadratmeter.   

Ganz gut verdient hat der Investor auch einer Zwischennutzung des früheren Parlamentsgebäudes. Von 2015 bis September 2018 hatte die Stadt das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Zeitweise lebten mehrere hundert Geflüchtete in Potsdams Größter Gemeinschaftsunterkunft. 1,63 Millionen Euro Miete wurden dafür jährlich fällig. Der Mietvertrag lief über drei Jahre. 

Ehealiger Brandenburgischer Landtag (Kreml) wird Flüchtlingsunterkunft (klaer) Andreas Wilczek, Leiter der Einrichtung
Ehealiger Brandenburgischer Landtag (Kreml) wird Flüchtlingsunterkunft (klaer) Andreas Wilczek, Leiter der Einrichtung

© Andreas Klaer

Kurz vorher war das Grundstück vom Land für 8,65 Millionen Euro verkauft worden. Danach gab es Zweifel sowohl am Vergabeverfahren als auch am tatsächlichen Wert der Immobilie. Die CDU-Opposition kritisierte, dass das Land bis zu 24 Millionen Euro hätte einnehmen können. 
 

Ein Jahr später stimmten die Stadtverordneten einem städtebaulichen Vertrag zu, der vorsieht, auf dem Areal deutlich mehr zu bauen als ursprünglich vorgesehen. Weil das Wettbewerbsergebnis eines Gutachterverfahrens seinerzeit sogar den gewohnt kritischen Bauausschuss der Stadtverordneten überzeugte, dürfte das Projekt um einiges lukrativer geworden sein. Zumal sich der Investor an den Kosten für soziale Infrastruktur nicht beteiligen muss. Der Grund: Für das Projekt wurde kein Bebauungsplan aufgestellt. Stattdessen wollte man das Areal nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches entwickelt, weil das schneller geht. 
 

Der Umbau ist für das Areal nicht der erste. Im Jahr 1902 war das Gebäude als Reichskriegsschule auf Weisung Kaiser Wilhelms II. errichtet worden. Zu DDR-Zeiten herrschte die SED-Bezirksleitung auf dem Brauhausberg – immer noch zu erkennen an den Resten des Parteiemblems am Turm. An dessen Stelle soll allerdings künftig eine Uhr weithin sichtbar angebracht werden. Im Oktober 1990 zog schließlich das erste frei gewählte Parlament des Landes Brandenburg auf dem Brauhausberg ein. 2013 wurde der rote Adler nach der letzten Sitzung abgehängt.

Sanus ist in Potsdam nicht unbekannt: Derzeit saniert das Unternehmen die Villa Tummeley am Tiefen See und errichtet auch dort einen ergänzenden Neubau. Die Eigentumswohnungen dort gehören zu den teuersten der Stadt.

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