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Zu voll? Ein Leser wunderte sich über den gut besetzten MBS-Seminarraum.

© privat

Homeoffice und Präsenz in Potsdamer Unternehmen: Wenn im Büro das Virus lauert

Für Unternehmen und Büros gelten während des Lockdowns kaum feste Regeln. Ob die Mitarbeiter vor Ort am Arbeitsplatz oder im Homeoffice arbeiten, organisiert jeder anders. Die PNN haben sich umgehört, wie Potsdamer Unternehmen ihren Büroalltag während der Pandemie gestalten.  

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Potsdam - Die Fotografie wirkt irritierend in Zeiten von Corona: Rund zehn Personen in einem Seminarraum des Hauptquartiers der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) in der Saarmunder Straße, allesamt ohne Maske. Aufgenommen hat es ein PNN-Leser in dieser Woche – verbunden mit der Frage, warum dort kein Homeoffice möglich sei in Zeiten, in denen die Bundeskanzlerin und alle Ministerpräsidenten die Arbeitgeber explizit wegen der Coronakrise dringend gebeten haben, möglichst „großzügige“ Möglichkeiten für Homeoffice zu schaffen. 

Das sei bei der Sparkasse aber der Fall, versicherte MBS-Sprecher Robert Heiduck – bei der Versammlung habe es sich um eine „der sehr seltenen Ausnahmen, die zwingend erforderlich sind, teilweise durch gesetzliche Pflicht“. In solchen Fällen sei die Personenzahl auf die jeweilige Raumgröße abgestimmt, die Bautechnik innerhalb sorge für „wirkungsvolles Durchlüften“. 

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Pausenregelungen, Abstände sowie Plexiglaswände auf jedem Platz würden für „zusätzliche Sicherheit“ sorgen. Die Coronaregeln im Haus seien mit Medizinern und Arbeitsschutzexperten abgestimmt. Doch sei so ein Vor-Ort-Termin eben nicht der Normalfall – seit  Monaten fänden weder Dienstreisen noch Veranstaltungen statt, Kollegen kämen  grundsätzlich nur noch per Telefon- oder Videokonferenz zusammen. 

„Ein Drittel unserer rund 1500 Mitarbeiter hat die technische Möglichkeit für mobiles Arbeiten, also auch von zu Hause.“ Gleichwohl wolle man auch vor Ort ansprechbar bleiben, der Beratungsbedarf für Bankkunden sei unverändert da.

Eon: Keine Home-Office-Pflicht

Anderswo ist noch mehr Home-Office möglich. Von den rund 150 Mitarbeitern der Eon Energie Dialog GmbH arbeiten derzeit maximal zehn Prozent der Beschäftigten vor Ort im Büro, wie Unternehmenssprecher Klaus Schultebraucks den PNN auf Anfrage mitteilte. Alle seien mit einem Laptop ausgestattet, den sie auch für die Homeoffice-Arbeit nutzen könnten. Vorgeschrieben wird den Mitarbeitern aber nicht, wo sie arbeiten sollen. 

Dennoch: "Wir haben unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dringend empfohlen, nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten", sagt Schultebraucks. Arbeiten diese aus bestimmten Gründen im Büro, werde ihnen ein Einzelbüro zur Verfügung gestellt. Die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice gibt es laut dem Unternehmenssprecher aber nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Schon vorher hätten viele Mitarbeiter von zu Hause aus gearbeitet.  

Hohe Heimarbeitsrate bei der Investitionsbank

Auch bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg ist die Heimarbeitsrate hoch. Mit 607 der 708 Mitarbeiter seien so genannte Telearbeitsvereinbarungen für die Arbeit im Homeoffice abgeschlossen worden, wie Pressesprecherin Ingrid Mattern berichtete. Auch dort ist das aber nicht erst seit der Pandemie, sondern bereits seit mehreren Jahren möglich. 

Um eine höhere Flexibilität zu schaffen, sei der Arbeitszeitrahmen außerdem von 6 bis 22 Uhr erweitert worden. Die Home-Office-Arbeit beruht auf Freiwilligkeit, wird aber dringend empfohlen. Die Beschäftigten erhalten allerdings keine Dienstlaptops, sondern müssen zu Hause die eigenen Geräte nutzen. Dafür erhalten sie aber eine monatliche Aufwandsentschädigung. "Es besteht aber auch die Möglichkeit, zusätzliche Monitore leihweise zu nutzen", so Mattern. 

Auch die AOK setzt auf Home-Office

Genauso setzt man bei der AOK Nordost verstärkt auf Homeoffice und das, wie in anderen Unternehmen, schon vor Beginn der Coronakrise. Von den insgesamt 5000 Mitarbeitern an den Standorten in Potsdam und Berlin hatten die Hälfte der Beschäftigten schon vorher die Möglichkeit. 

Mit dem Beginn der Pandemie seien noch mehrere hundert neue Homeoffice-Arbeitsplätze kurzfristig geschaffen worden, sagte Pressesprecher Matthias Gabriel. "Nach Rücksprache mit der jeweiligen Führungskraft kann und soll das Homeoffice in der aktuellen Situation nicht nur an einzelnen Tagen, sondern möglichst durchgängig genutzt werden."  

Die Lage in den Ministerien

Recht unterschiedlich ist die Situation in einzelnen Brandenburger Ministerien. Während im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz täglich im Schnitt zwei Drittel der Beschäftigten im Home-Office arbeiten, sind es im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie derzeit lediglich etwa zwischen 40 und 50 Prozent. Das teilten die Sprecherinnen der Ministerien den PNN auf Anfrage mit. 

Im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz haben seit November 2020 bis heute 195 von insgesamt 297 Mitarbeitern von zu Hause aus gearbeitet. Wie viele Wochentage davon aber im Homeoffice und wie viele im Büro verbracht wurden, konnte der stellvertretende Pressesprecher des Ministeriums nicht mitteilen. Die Mitarbeiter der genannten Ministerien wurden alle mit Laptops sowie den entsprechenden Systemzugängen ausgestattet. Im Büro wird eine Doppelbelegung von Räumen weitestgehend vermieden. 

Auch die Potsdamer Stadtverwaltung bietet die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten. Im vergangenen Jahr nutzten diese 1235 Beschäftigte. Im Januar seien es bislang lediglich 577 gewesen, was auch damit zusammenhänge, dass noch nicht alle Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückgekehrt seien, erklärte Stadtsprecher Markus Klier. 

Insgesamt arbeiten bei der Landeshauptstadt Potsdam zusammen mit dem Kommunalen Immobilien Service derzeit etwa 2400 Mitarbeiter. Bei den Stadtwerken arbeitet etwa die Mehrheit der Mitarbeiter mobil, wie Göran Böhm, Leiter Unternehmenskommunikation, mitteilte. Genaue Zahlen konnte er aber nicht nennen. 

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