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Der Potsdamer Sebastian Frenkel hilft den Opfern der Hochwasserkatastrophe und kauft Bautrockner.

© privat

Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland: Potsdamer starten Hilfsaktionen

Bautrockner-Sammlung, Spendenaufruf, Benefizkonzert: In der Region starten Unterstützungsaktionen für die Bewohner der Hochwassergebiete im Westen.

Potsdam - Eigentlich wollte Sebastian Frenkel am Wochenende wieder an der Nordschleife sein. „Ich bin begeisterter Eifel-Fan“, sagt der Potsdamer. Besonders der Nürburgring hat es ihm angetan. Jedes Jahr trifft er sich dort mit Freunden, dreht mit dem Auto Runden auf der bekannten Rennstrecke. Die Tour diesen Juli war lange gebucht, „ein Jahr lang haben wir uns darauf gefreut“, erzählt der Inhaber einer Werbeagentur am Sonntag. Doch an Rennvergnügen ist derzeit nicht zu denken. „Drei Kilometer weiter sterben Menschen und wir lassen es krachen – das geht natürlich gar nicht“, sagt Frenkel, denn der Nürburgring liegt im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler, einer von der Flutkatastrophe in Westdeutschland stark betroffenen Regionen. Statt mit schnellen Autos über die Piste zu flitzen, hat der Potsdamer nun eine andere Mission: Er will rasche Hilfe für die Betroffenen organisieren und hat die Aktion „Potsdam hilft der Eifel“ nebst gleichnamiger Webseite ins Leben gerufen.

Frenkel organisiert Bautrockner 

Als er die Bilder von dem verheerenden Hochwasser sah, ist Frenkel sofort zum Baumarkt, Gummistiefel und Handschuhe besorgen, und doch ins Auto gestiegen, um Richtung Eifel zu fahren – um vor Ort zu helfen. Er kam etwa 100 Kilometer weit, als der Anruf eines Freundes aus der betroffenen Region ihn stoppte und zum Umdrehen bewegte. Er könne dort im Moment nichts ausrichten mit seinen Gummistiefeln. Also was tun? „Es ist kein schönes Gefühl, wenn man helfen möchte, aber nicht weiß, wie“, sagt Frenkel, der sich auch in Potsdam für andere einsetzt: Er ist gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Initiator der Spirellibande, die Kindern aus finanzschwachen Familien ein kostenloses Frühstück ermöglicht. Frenkel musste nicht lange nachdenken, um zu erkennen, was nun in der Eifel helfen könnte: Bautrockner, Notstromaggregate und passende Kabel. 

Am Freitag könnte der Transport Richtung Eifel starteten 

Am Wochenende zog er los, kaufte selbst acht Trockner, zwei bekam er geschenkt. In Berlin, bei einem Verkäufer für Industrieauflösungen, orderte er 75 weitere Bautrockner, leistete 2000 Euro Anzahlung. Rund 500 Euro kostet ein Gerät. Da seine Werbeagentur stark unter der Corona-Pandemie gelitten habe, könne er nicht alles allein stemmen und sucht nun Mitstreiter aus der Region, die sich beteiligen oder weitere Geräte spenden. Der Transport in das betroffene Gebiet ist bereits organisiert: Der Betreiber der Huckleberrys-Floßstation, der über entsprechend große Laster verfügt, hat sich laut Frenkel sofort bereit erklärt, die Aktion zu unterstützen. Voraussichtlich am Freitag sollen nun drei Transporter von Potsdam in Richtung Eifel starten. Die Verteilung der Geräte vor Ort soll über Frenkels Motorsportfreunde organisiert werden. Einer von ihnen, Inhaber einer Autowerkstatt bei Ahrweiler, habe sich selbst gerade noch retten können – sein Betrieb aber stehe unter Wasser. 

Superintendentin bittet um Spenden 

Auch Kirchen und Gemeindehäuser in der Eifel und Voreifel sind teilweise nicht mehr nutzbar, schreibt Potsdams Superintendentin Angelika Zädow in einem am Sonntag verschickten Spendenaufruf. „Strom, Wasser und Gasversorgung sind unterbrochen; eine Reparatur kaum möglich, weil die Betriebe selbst zerstört wurden.“ Das Umland der Potsdamer Partnerstadt Bonn sei besonders von der Flutkatastrophe betroffen. Ein Kirchenkreis, der mit einem Großteil seines Gebietes in der Hochwasserzone liegt, ist der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel. Der dortige Superintendent Mathias Mölleken schreibt: „Die sintflutartigen Regenfälle haben unendliches Leid über unzählige Menschen gebracht.“ Es herrsche tiefe Betroffenheit und Fassungslosigkeit darüber, dass so viele Menschen ums Leben gekommen sind, viele weitere verletzt wurden und Tausende ihr Hab und Gut, nicht selten auch ihre Wohnung oder ihr Haus verloren haben. „Was wir tun können durch Gebet und auch finanzielle Hilfe, werden wir im Kirchenkreis Potsdam möglich machen“, verspricht Zädow. 

Superintendentin Angelika Zädow.
Superintendentin Angelika Zädow.

© Manfred Thomas

Benefizkonzert in Wildpark-West 

Helfen wollen auch Künstler und der Schwielowseer Verein Waldsiedlung Wildpark-West. Das Bürgerfest in Wildpark-West am 21. Juli wird nun zu einem Benefizkonzert zugunsten der Flutopfer, wie der Verein am Sonntag mitteilte. Man habe sich darauf verständigt, die ursprünglich für die gemeinnützige Nachpflanzaktion in Wildpark-West vorgesehenen Mittel aus den Spendenerlösen der Veranstaltung den von der Flut betroffenen Menschen zur Verfügung zu stellen. Die sich auf Jubiläumstour befindliche Leipziger Band tempi passati und der im Vorprogramm auftretende Sänger Lutz Andres aus Potsdam verzichten auf ihre Gage. Beginn der Konzerte am Mittwoch ist 18.30 Uhr in Wildpark-West auf dem Parkplatz vor dem Bürgerklub im Birkengrund. Anschließend findet die Filmpremiere „Ein Sommertag in Wildpark-West“ als Open-Air-Kinoabend statt. Der Eintritt ist frei. Um Spenden zugunsten der Flutopfer wird gebeten.

So können Sie helfen:
Zu der von dem Potsdamer Sebastian Frenkel initiierten Hilfsaktion finden Sie alle Informationen auf der Internetseite www.potsdam-hilft-der-eifel.de, die an diesem Montag (19.7.) ab 12 Uhr freigeschaltet werden soll.
Potsdams Superintendentin Angelika Zädow empfiehlt Spenden an das Spendenkonto des besonders betroffenen Kirchenkreises Bad-Godesberg-Voreifel unter IBAN DE61 3705 0198 0020 0391 29, Sparkasse KölnBonn, Stichwort: Sofort-Hilfe Unwetterkatastrophe oder an das Spendenkonto der Diakonie Katastrophenhilfe: Diakonie Rheinland-Westfalen- Lippe, KD-Bank, IBAN DE79 3506 0190 1014 1550 20, Stichwort: Hochwasser-Hilfe. 

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