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Der Mäzen vor seinem Werk. Hasso Plattner engagiert sich seit 20 Jahren in Potsdam. Wie viel Geld er bislang hier gespendet und investiert hat, lässt er bewusst offen. Das Museum Barberini soll sein Vermächtnis sein.

© Ralf Hirschberger/dpa

Hasso Plattner wird Potsdamer Ehrenbürger: Der geheimnisvolle Wohltäter

Morgen wird Hasso Plattner Ehrenbürger Potsdams. Seine Verdienste um die Stadt sind immens – und nachhaltig.

Von Peer Straube

Potsdam - Alexander von Humboldt gehört dazu. Peter Joseph Lenné und Hermann von Helmholtz auch. Auf der Liste der Potsdamer Ehrenbürger finden sich so einige Namen von internationalem Rang. Am morgigen Freitag kommt ein neuer hinzu: Hasso Plattner, Mitbegründer eines der größten Softwarekonzerne der Welt, mehrfacher Milliardär – und Mäzen.

Verbunden mit der Eröffnung seines neben dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der in alter Pracht wiederaufgebaute Palast Barberini eingeweiht. Mit einer Ausstellung zum Impressionismus und der Moderne, die gespickt ist mit erlesenen Werken, der Hauptteil davon Plattners eigene, vom leidenschaftlichen Sammler über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen.

„In besonderem Maße um die Entwicklung und das Ansehen der Stadt Potsdam oder/und um das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht“

Die Ehrenbürgerschaft, so heißt es in der entsprechenden Satzung der Stadt, bekommen Menschen verliehen, die sich „in besonderem Maße um die Entwicklung und das Ansehen der Stadt Potsdam oder/und um das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht“ haben oder die „aufgrund herausragender Leistungen mit hochrangigen nationalen oder internationalen Auszeichnungen geehrt wurden“.

Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass kaum jemand diese Voraussetzungen in den letzten 20 Jahren so sehr erfüllt hat wie Plattner. Seine Verdienste sowohl um die Bildungs- und Kulturlandschaft der Stadt als auch um ihr architektonisches Erscheinungsbild sind ebenso unbestritten wie überragend. Und das Beste: Sie sind nachhaltig.

Entwicklung der Potsdamer Mitte ohne Plattners Liebe zu Potsdam nicht denkbar

Das heutige Aussehen der Potsdamer Mitte, das Landtagsschloss, das Museum Barberini und als Folge auch die anderen Palazzi in der Humboldtstraße sowie jene, die anstelle der Fachhochschule in den nächsten Jahren noch hinzukommen werden: All das ist ohne Plattners Liebe zu Potsdam nicht denkbar. Eine Liebe zur Schönheit der Stadt, zu ihrer barocken Ästhetik, deren Erhalt ihm so wichtig ist, dass er enorme Summen dafür bereitgestellt hat. Dass Plattner 20 Millionen Euro für die historische Knobelsdorff-Fassade des Landtags gespendet hat, ist hinreichend bekannt, auch seine 2,5-Millionen-Zugabe für dessen Kupferdach. Weniger im Gedächtnis geblieben sind seine vielen kleinen Finanzspritzen, mit denen er die Sanierung verfallener Kulturdenkmäler unterstützt hat. 300 000 Euro stiftete er beispielsweise für die Sanierung der Quadriga auf dem Dach des Kutschstalls am Neuen Markt, auch für die Restaurierung des Stibadiums im Park Sanssouci gab er Geld.

Enorm sind die Summen, mit denen Plattner das nach ihm benannte Institut am Griebnitzsee (HPI) aufgebaut und finanziell ausgestattet hat. 1998 wurde die Einrichtung, eine öffentlich-private Partnerschaft mit der Universität Potsdam, gegründet. Seitdem wird in Babelsberg Jahr für Jahr die künftige Elite der Softwaretüftler ausgebildet. Bislang hat Plattner mehr als 200 Millionen Euro in das international renommierte Institut gesteckt. 2007 kam die innovative Designschule „School of Design Thinking“ hinzu. Im vergangenen Jahr schließlich gelang es dem umtriebigen Mäzen, einen lang gehegten Traum zu verwirklichen: Das HPI wird vergrößert und soll in diesem Jahr in den Rang einer Fakultät erhoben werden. Sie heißt „Digital Engineering“, wird von Uni und HPI gemeinsam getragen und von der Hasso-Plattner-Stiftung finanziert – ein bundesweit einmaliges Projekt.

Jungfernsee-Campus soll zum zweiten wichtigen IT-Standort werden

Darüber hinaus unterstützt Plattner seit Jahren junge Existenzgründer: Der in Potsdam ansässige Gründungsfonds „Hasso Plattner Ventures“ etwa wurde eigens dazu geschaffen, innovativen Start-ups mit Risikokapital unter die Arme zu greifen. Schließlich engagiert sich Plattner auch über sein eigenes Unternehmen SAP. Auf dem Campus am Jungfernsee errichtete SAP vor wenigen Jahren ein Innovation Center, das bereits einmal erweitert wurde, ein drittes Gebäude ist in Planung. Perspektivisch soll der Jungfernsee-Campus neben Golm zum zweiten wichtigen IT-Standort werden.

Welche Summen Plattner inzwischen insgesamt in Potsdam investiert und gespendet hat, darüber lässt sich nur mutmaßen. Über Geld redet Plattner nicht gern, schon gar nicht über konkrete Zahlen. So sind auch seine Investitionen ins Museum Barberini bis heute ein Geheimnis. Es dürften Unsummen sein, schließlich zahlt Plattners Stiftung nicht nur für den Bau, sondern auch für den Betrieb des Hauses. Sein Architekt Thomas Albrecht spricht von der „teuersten Fassade, die in den letzten 100 Jahren in Potsdam gebaut“ worden sei. Auch die edle Inneneinrichtung sowie die extrem aufwendige Sicherheits- und Haustechnik geben Zeugnis, welche Maßstäbe der Mäzen hier ansetzt. Schließlich geht es um sein Vermächtnis.

Für die deutsche Kunstszene ist das Barberini ein Ereignis mit Donnerhall

Die Augen der internationalen Kunstwelt sind in diesen Tagen auf Potsdam gerichtet, der britische „Guardian“ hat das Barberini auf Platz eins der zehn wichtigsten Museen gesetzt, die in diesem Jahr eröffnet werden. Für die deutsche Kunstszene ist es ein Ereignis mit Donnerhall. Das Barberini könnte „gewaltige Auswirkungen auf die deutsche Museumslandschaft haben“, erklärte Felix Krämer, Sammlungsleiter Kunst der Moderne im Städel-Museum in Frankfurt am Main jetzt in einem Interview mit dem Online-Branchenblatt „The Art Newspaper“. Womöglich wird das Museum später einmal sogar zum dauerhaften Sitz seiner Kunstsammlung. Jedenfalls war das der Plan, bevor Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Mäzen mit ihrer Novelle des Kulturgutschutzgesetzes vergrätzte. Jetzt sind die Werke aus Plattners Sammlung deshalb zunächst nur als Leihgaben in Potsdam. Wo sie dauerhaft bleiben, ist nicht entschieden.

Wie es auch wird: Plattners Verdienste um Potsdam berührt das nicht. Und sein Engagement dürfte längst nicht zu Ende sein, dafür ist sein Faible für die Stadt einfach zu groß. Erst vor einer Woche hat die Garnisonkirchen-Stiftung eine neue Großspende für das Wiederaufbau-Projekt verkünden können. Der Mäzen will zunächst anonym bleiben. Es wäre nicht überraschend, wenn er Hasso Plattner hieße.

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