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Der Wissenschaftspark Potsdam-Golm aus der Luft. Dort entsteht ein Gewerbegebiet für Hightech-Firmen.

© airvideo-service.com – D. Erxleben

Golm: Der Wissenschaftspark soll noch größer werden

Der Wissenschaftspark Golm wächst und wächst: 5,5 Millionen Euro vom Land sichern nun einen Technologie-Campus vor Ort. Allerdings hat der Boom eine Schattenseite.

Potsdam - Der vor wenigen Jahren noch recht beschauliche Ortsteil Golm wächst unaufhörlich weiter. Jetzt geht es um eine rund zehn Fußballfelder große Fläche hinter dem Rewe-Discounter, auf der ein Gewerbegebiet für Hightech- und Forschungsfirmen entstehen soll. Dafür hat die Stadt am Freitag von Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) einen offiziellen Fördermittelbescheid über knapp 5,5 Millionen Euro erhalten. 

„Das ist mehr als ein Taschengeld“, sagte der Minister bei der offiziellen Übergabe im Golmer Innovationszentrum „Go:In“. Die finanziellen Mittel sollten dazu dienen, weitere Unternehmen am boomenden Golmer Wissenschaftspark anzusiedeln. Investitionen in diesen Bereich würden sich auch für den Landeshaushalt auszahlen – aus jedem Förder-Euro würden die Einrichtungen dann zwei Euro oder sogar mehr machen, erklärte Minister Steinbach. 

Bearbeitung des Förderantrags hatte sich verzögert

In zwei Monaten sollen nun schon die mit rund einem Jahr veranschlagten Erschließungsarbeiten für Straßen und grundsätzliche Infrastruktur beginnen, kündigte Bert Nicke von der kommunalen Bauholding Pro Potsdam an. Die Pro Potsdam entwickelt das von ihr angekaufte Gelände und übernimmt auch die Vermarktung und den Weiterverkauf der Flächen. „Im Februar kommen die Bagger“, sagte Nicke. Erst mit dem Bescheid könne man nun beginnen, hieß es bei der Übergabe. Unter anderem wegen diverser Baugrundgutachten habe sich die Bearbeitung des von der Stadt gestellten Förderantrags rund zwei Jahren hingezogen. „Endlich kann es jetzt losgehen“, sagte Nicke. 

Insgesamt bezifferte das Rathaus die Kosten für das Areal, das unter dem Label Technology Campus entwickelt wird, auf zwölf Millionen Euro. Mit dem neuen Flächenangebot sollen Unternehmen aus Bereichen wie Biotechnologie, Diagnostik, Medizintechnik oder Materialwissenschaften nach Potsdam gelockt werden. 

1000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen

Zudem gibt es nun Platz zur Erweiterung bestehender Institutionen – rund drei Hektar hat sich allein schon die Universität Potsdam reservieren lassen, wie berichtet geht es beispielsweise um das von der Hasso-Plattner-Stiftung finanzierte und bereits im Bau befindliche Institut für Informatik und Computational Science. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) verwies aber auch auf das noch im „Go:In“ ansässige Tierimpfstoff-Unternehmen Ripac, dass schon seit Jahren nach Erweiterungsflächen sucht – und nun entsprechend fündig werden kann. „Dort hat man lange genug gewartet“, kommentierte der Rathauschef. Das Wachstum vor Ort zeige immer mehr auch die moderne Seite von Potsdam, fügte Schubert an anderer Stelle hinzu.

Auch andernorts wächst das neuerdings unter dem Namen Potsdam Science Park firmierende Gelände – gerade nördlich der Bahnschienen. Erst Ende November war von der Stadt dort der Grundstein für das „Go:In 2“ gelegt worden, wie Bau- und Wirtschaftsdezernent Bernd Rubelt (parteilos) erinnerte. Parkmanagerin Agnes von Matuschka sagte den PNN, im Frühsommer werde in der Nähe auch das sogenannte „H-Lab“ des Investoren Project Immobilien fertig – dieser wirbt für seinen Gebäudekomplex bereits mit einer flexibel aufteilbaren Gesamtmietfläche von 4600 Quadratmetern für Büros und Labore. Auch ein weiteres Unternehmen plane vier Neubauten für den nördlichen Parkteil. Mit all solchen Investititionen sollen in den nächsten Jahren insgesamt 1000 neue Arbeitsplätze entstehen, schon heute sind dort rund 2500 Wissenschaftler tätig.

Der Verkehr wird zum Problem

Die Schattenseiten des Booms sind allerdings die zunehmenden Verkehrsprobleme vor Ort, Anlieger und Mitarbeiter berichteten den PNN zuletzt von einer immer schwieriger werdenden Parksituation vor Ort, vielfach würden Autos nun „auf die grüne Wiese“ ausweichen, hieß es. So hatte sich bereits im vergangenen Jahr der Ortsbeirat für ein Parkhaus am Bahnhof Golm stark gemacht, einen entsprechenden Prüfauftrag hatten die Stadtverordneten auf Initiative von CDU und SPD im Dezember 2018 beschlossen.

Doch am nötigen Bebauungsplan wird laut Dezernent Rubelt noch gearbeitet. Dabei seien auch Stellplätze geplant. Genauere Zahlen oder Daten nannte der Dezernent freilich nicht. Man müsse auch generell zusammen mit der Universität sprechen, wie der steigende Parkdruck zu bewältigen sei – mit einem entsprechenden Mobilitätskonzept, so Rubelt. 

Der Standort muss belebt werden

Der Bereich Golm sei auch ferner ein Schwerpunkt für das integrierte Stadtentwicklungskonzept (Insek), das gerade erst erarbeitet wird. Schon mehrfach war gerade die Anbindung Golms, auch an den öffentlichen Nahverkehr, als ungenügend kritisiert worden. Man könne sich auch ein Hotel vor Ort wünschen, damit Konferenzteilnehmer nicht sofort wieder abreisen müssten, so Matuschka: „Das würde auch zur Belebung des Standorts beitragen.“ Denn gerade abends oder am Wochenende wirkt der eigentlich boomende Park noch sehr leer.

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Hintergrund

Der Ortsteil Golm ist zusammen mit dem benachbarten Ortsteil Eiche in den vergangenen Jahren stark gewachsen, vor allem Siedlungen mit Einfamilienhäusern wurden errichtet. So gab es Anfang 2009 noch rund 2400 Einwohner in Golm und 4500 in Eiche, darunter viele Alteingesessene. Anfang dieses Jahres waren in Golm hingegen schon mehr als 3400 Einwohner registriert, in Eiche mehr als 5300. Das ist insgesamt ein Plus von 20 Prozent in zehn Jahren. Vor allem junge Familien kamen: So liegt das Durchschnittsalter in Golm bei 37,3 Jahren, der Kinderanteil bei 14,8 Prozent. Einer der bekanntesten Einwohner Golms ist Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

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