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Der Eingangsbereich der früheren Post soll in das Café integriert werden. 

© Visualisierung: Denoiser

Geplante Eröffnung im Juni: Coworking-Space in der ehemaligen Post Babelsberg

Ansgar Oberholz will in Potsdam ein Coworking-Space mit Café eröffnen. Rund 20 Interessenten haben sich schon gemeldet.

Potsdam - Es soll ein Ort werden, an dem die Geschichte nachhallt. Aber zugleich ein Ort der Zukunft, an dem man umgeben von inspirierenden Menschen arbeiten kann. So beschreibt Ansgar Oberholz seine Pläne für die ehemalige Post in Babelsberg. Der 47-Jährige ist einer der Gründer und Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Sankt Oberholz. Seit 15 Jahren hat es sich zu einer Größe im Coworkingbereich entwickelt, mittlerweile auch über Berlin hinaus. Im Juni will er in dem früheren Postgebäude am S-Bahnhof Babelsberg ein Coworking-Space mit Café eröffnen.

Seit Juni 2018 ist die Postfiliale am S-Bahnhof Babelsberg geschlossen.
Seit Juni 2018 ist die Postfiliale am S-Bahnhof Babelsberg geschlossen.

© Sebastian Gabsch

Die Babelsberger Postfiliale ist seit Juni 2018 geschlossen. Ein Jahr später zog die Post endgültig aus, dann begannen die Vorbereitungen für die Sanierung. Behutsam verlaufe diese, so Oberholz. „Uns war es wichtig, dass möglichst viel erhalten bleibt, der Ort aber zugleich wieder zugänglich gemacht wird für die Öffentlichkeit.“ Die größte Herausforderung war dabei der schmale Eingangsbereich der früheren Post. „Wir haben lange getüftelt, um diesen sinnvoll zu integrieren“, sagt der Unternehmer. Letztendlich wird daraus ein Teil des Cafés, ebenso wie die ehemalige Schalterhalle. Dort können Besucher etwas trinken, sich unterhalten, aber auch arbeiten und diejenigen treffen, die für kurz oder lang einen der Arbeitsplätze mieten.

Flat White statt Cappuccino

Alles ziemlich hip, so kommuniziert die Firma auch. Statt Cappuccino trinkt man hier Flat White, man wendet sich an „digitale Nomaden auf der Durchreise“ und Bewerbungen für die ausgeschriebene Stelle am „Front Desk“ gehen an eine Mailadresse mit dem Titel „I get shit done“.

Die Büros werden im hinteren Teil des Gebäudes untergebracht. Dort sollen auch Workshop- und Meetingräume entstehen. Etwa 250 Euro Miete im Monat soll ein Arbeitsplatz hier kosten, Kaffee und Internet inclusive. „Wir haben schon knapp 20 Anfragen von Interessenten erhalten“, so Oberholz. Auch Veranstaltungen sollen im Cafébereich stattfinden. Zum Teil selbst angeboten, zum Teil auch von Nutzern. Das könne Coaching sein, Treffen von Interessensgruppen oder auch thematischer Austausch etwa zu Suchmaschinenoptimierung.

Die ehemalige Schalterhalle gehört zum öffentlichen Bereich, wo sich Besucher und Mieter der Büroflächen auch treffen können. 
Die ehemalige Schalterhalle gehört zum öffentlichen Bereich, wo sich Besucher und Mieter der Büroflächen auch treffen können. 

© Visualisierung: Denoiser

Aufmerksam geworden ist Oberholz auf das Gebäude durch einen Mitarbeiter. „Wir haben damals gezielt nach geeigneten Gebäuden für weitere Standorte gesucht“, erinnert sich der Gründer an die Zeit vor etwa eineinhalb Jahren. Der Mitarbeiter, dessen Freundin in Babelsberg wohnte, habe die ehemalige Post aus der S-Bahn gesehen. Die beiden machten den Besitzer ausfindig, Ralf Dippner, Geschäftsführer der Treuinvest Immobilien Management GmbH. Bei mehreren Treffen habe man zusammengefunden. So erinnert sich Oberholz und so hatte es Dippner auch früher schon berichtet. „Es hat einfach gepasst“, so Oberholz. Dippner hatte zuletzt mit Investitionskosten von etwa 500 000 bis 600 000 Euro gerechnet.

Parallel dazu habe er den Markt in Potsdam beobachtet, sagt Oberholz. „Ich war überrascht, dass es in der Stadt bisher wenige Orte dieser Art gibt.“ Das Oberholz Babelsberg ist nicht das einzige Coworking-Space in Potsdam. Die Zahl der Angebote ist in letzter Zeit deutlich gewachsen. Das Mietwerk hat mittlerweile zwei Standorte, am Hauptbahnhof und im Gebäude der Post am Platz der Einheit, vergangenen Sommer hat der Anbieter Unicorn Workspaces am Neuen Markt eröffnet. Auch dort gibt es Meetingräume, die Arbeitsplätze können monatsweise oder auch flexibel gebucht werden. Allerdings gibt es, anders als im geplanten Oberholz, kein Café oder einen anderen gänzlich offenen Bereich für Publikum.

Die Zielgruppe ist zunehmend durchmischt

Ansgar Oberholz macht sich keinerlei Sorgen, dass sein Angebot in Potsdam angenommen wird. Denn die Bürosituation sei nicht anders als in Berlin – sprich angespannt. Wer genau die Nutzer sein werden, weiß er noch nicht. „Wir bilden die Community nicht, wir machen sie nur sichtbar“, sagt er. In Berlin seien in den Anfangszeiten von Sankt Oberholz vor allem Gründer und Freelancer die Zielgruppe gewesen. „Aber das hat sich zunehmend erweitert und durchmischt“, beschreibt er. Mittelständler, auch Mitarbeiter großer Unternehmen hätten das ergänzt. „Wir wünschen uns ein möglichst heterogenes Publikum“, so Oberholz.

Ansgar Oberholz, Gründer der Coworking-Spaces Oberholz.
Ansgar Oberholz, Gründer der Coworking-Spaces Oberholz.

© Carolin Saage

Das erste Coworking-Space in Berlin eröffnete er gemeinsam mit Mitgründerin Koulla Louca 2005 am Rosenthaler Platz. Seither kam eine Reihe weiterer Standorte in der Bundeshauptstadt dazu. Auch in Frankfurt (Oder) gibt es eine Zweigstelle. Überall sei es ihm wichtig, sagt Oberholz, den Gebäuden „zuzuhören“, ihren Charakter zu erhalten.

In der ehemaligen Post heißt das, dass Teile alter Maschinen integriert werden, es sollen auch Briefmarken verkauft werden. Zudem wünscht sich Oberholz, auch Anekdoten von Potsdamern zu integrieren. Erinnerungen an Erlebnisse in der Post oder an besondere Begegnungen. Dazu startet er einen Aufruf an die Bevölkerung: Wer eine Geschichte zu erzählen hat, die mit der Post zu tun hat, oder auch alte Fotos besitzt, kann diese unter dem Stichwort „Erinnerungen Post Babelsberg“ an info@sanktoberholz.de schicken. Wie genau diese aufbereitet werden, weiß er noch nicht – aber sie sollen Teil des neuen Oberholz werden.

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