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Drewitzer Gedenkstätte für Opfer des Todesmarsches aus dem KZ Lieberose nach Sachsenhausen 1945.

© Andreas Klaer

Gedenkkultur in Potsdam: Route des Todesmarschs ausschildern

Stadtpolitik will mehr Gedenkorte zur NS-Zeit im Stadtbild. Digitale Karte gefordert.

Potsdam - Eine Mehrheit der Potsdamer Stadtverordneten will die Gedenkkultur an die NS-Zeit in Potsdam sichtbarer machen. Unter dem Motto „Maßnahmen für eine bessere Sichtbarkeit antifaschistischen Gedenkens“ haben dafür die Fraktion Die Andere und die Mitglieder der rot-grün-roten Rathauskooperation einen gemeinsamen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung am 5. Mai vorbereitet.

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Demnach soll das Rathaus auf der städtischen Internetseite biographische Informationen zu jenen verstorbenen Potsdamern veröffentlichen, die die Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“ erhalten haben – also jenen vom Staat Israel verliehenen Ehrentitel für Personen, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten. Ferner wollen die Antragssteller eine digitale Karte mit den früheren Wirkungsorten dieser Persönlichkeiten. Ebenso sollen auf dieser Übersicht die „antifaschistischen Erinnerungs- und Gedenkorte“ vermerkt werden, samt ihrer jeweiligen Geschichte.

Wissenschaftliche Untersuchung zu Todesmarsch

Daneben möchten die Kommunalpolitiker auch die Potsdamer NS-Geschichte stärker in den Blick nehmen – und eine wissenschaftliche Untersuchung zu jenem Todesmarsch beauftragen, der im Februar 1945 aus dem Konzentrationslager Lieberose über das Potsdamer Stadtgebiet geführt hat. Dabei solle geprüft werden, wie die Route und wichtige Orte des Todesmarsches in geeigneter Weise ausgeschildert und sichtbar gemacht werden können, heißt es in dem Antrag.

Den Vorstoß begründen die Stadtpolitiker mit den Bemühungen in den vergangenen Jahren, „eine antifaschistische Gedenkkultur in der Stadt zu fördern und die Zeit des Nationalsozialismus in diversen Geschichtsprojekten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Erinnert wird unter anderem an die Neugestaltung des Willi-Frohwein-Platzes in Babelsberg oder jährliche Gedenkveranstaltungen, beispielsweise zur Erinnerung an die Reichspogromnacht. Gleichzeitig sei mit neuen digitalen Möglichkeiten auch ein neuer Umgang mit Gedenkkultur möglich. „Wir können nur aus der Vergangenheit lernen, wenn wir uns mit ihr auseinandersetzen“, so die Antragsteller. Für eine aktivere Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte von Potsdam hatte sich auch mehrfach Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgesprochen.

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