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Turbulent: Befürworter und Gegner des Garnisonkirchen-Aufbaus trafen beim Bürgerdialog aufeinander.

© A. Klaer

Garnisonkirche in Potsdam: Garnisonkirchen-Gegner planen Proteste bei ZDF-Gottesdienst

Eigentlich sollte der ZDF-Gottesdienst vom historischen Standort der Garnisonkirche im September gesendet werden. Aus Sicherheitsgründen wird die Übertragung verlegt - und Garnisonkirchengegner wollen "als Bauernmob" gegen die Veranstaltung protestieren.

Potsdam - Der Streit über den geplanten Wiederaufbau des Garnisonkirchturms reißt nicht ab. Unter dem Motto „Mal wieder Zeit für ne ordentliche Reformation“ wollen die Gegner des Bauvorhabens einen ZDF-Fernsehgottesdienst am 11. September am historischen Standort der Kirche für Proteste nutzen, teilte die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ am Montag mit. Die Baustiftung wollte die Ankündigung am Montag nicht kommentieren.

Die Garnisonkirchenstiftung werde sich zunächst mit den Gottesdienstpartnern, dem ZDF und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, abstimmen und sich gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt äußern, sagte der Vorstandssprecher für Kommunikation, Wieland Eschenburg. Die einstige preußische Militärkirche wurde 1945 bei einem alliierten Luftangriff zerstört und ihre Ruine 1968 auf Geheiß der SED abgerissenen.

Gegner wollen Reformation gegen Garnisonkirche

In dem Schreiben zur Ankündigung der Proteste, das auch drei „Thesen“ gegen die Garnisonkirche enthält, rufen die Gegner „zur erneuten Reformation“ auf und fordern die Teilnehmer auf, „als Bauernmob in Arbeitskluft passend zu den Revolten während der Reformation“ zu erscheinen.

Zentraler Auslöser der kirchlichen Erneuerungsbewegung vor rund 500 Jahren seien „die Finanzschwierigkeiten eines großen Kirchenbauprojekts“, des Petersdoms in Rom, gewesen, heißt es weiter in dem Aufruf. Der Ablasshandel zur Finanzierung des Petersdoms habe damals dazu geführt, dass das „Fass der Feudalgesellschaft zum Überlaufen voll“ gewesen sei, und damit auch zu den Bauernaufständen der Zeit beigetragen habe.

Drei Thesen

„Zeigt der prunksüchtigen Kirchenleitung, wo eure Mistgabeln hängen“, heißt es in dem Aufruf. In den drei „Thesen“ fordern die Garnisonkirchengegner „die Trennung von Kirche und Staat“, keine öffentlichen Gelder für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu verwenden und gegen die vermeintliche „Dekadenz der Kirchenelite“ zu protestieren. Als Ausgangspunkt der Reformation gelten die kirchenkritischen 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schlosskirche von Wittenberg aufgehängt haben soll. In der evangelischen Kirche wird der 31. Oktober daher als Reformationstag begangen.

Der ZDF-Fernsehgottesdienst am 11. September sollte ursprünglich auf der Brache am historischen Standort der Garnisonkirche in der Breiten Straße gefeiert werden. Die kirchliche Feier wurde jedoch aus technischen und Sicherheitsgründen in das Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlegt. Eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt an drei Tagen für Proben und Gottesdienst zu sperren, sei den Potsdamern nicht zuzumuten, sagte Eschenburg zur Begründung. Ohne Straßensperrung sei ein Fernsehgottesdienst vom Baufeld der Garnisonkirche wegen des Verkehrslärms jedoch nicht möglich.

Die Predigt in dem ZDF-Gottesdienst hält der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Berliner Altbischof Wolfgang Huber, der auch Vorsitzender des Kuratoriums der Garnisonkirchenstiftung ist.

Der Wiederaufbau des Kirchturms soll 2017 beginnen und bis 2020 abgeschlossen sein.

Yvonne Jennerjahn

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