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Fußverkehrskonzept vorgelegt: Wie Potsdams Fußwege besser werden sollen

Die Stadtverwaltung will Fußwege sicherer machen. Auch der Grünpfeil soll auf den Prüfstand. Das erstmals vorlegte Fußverkehrskonzept umfasst mehr als 1000 Maßnahmen.


Potsdam - Genügend Platz auf Gehwegen, gut sichtbare Querungen über die Fahrbahn, fußgängerfreundliche Ampelschaltungen und ganz neue Verbindungen für Fußgänger: Das Rathaus will Fußwege in Potsdam besser und sicherer machen. Dafür hat die Stadtverwaltung nun erstmals ein Fußverkehrskonzept vorgelegt. Das 366 Seiten umfassende Papier, das die Bauverwaltung mit externer Unterstützung von einem Dresdener Planungsbüro und unter Beteiligung der Öffentlichkeit etwa bei Stadtspaziergängen erarbeitet hat, stellte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) am Mittwoch der Presse vor. Es soll im Juni in der Stadtverordnetenversammlung besprochen werden. Danach würde es in Fachausschüssen und Ortsbeiräten beraten, so dass frühestens im Herbst mit einem Beschluss zu rechnen ist.

Die Stadt zahlt für Fußwege jährlich fünf Euro je Einwohner

Sichere und gute Fußwege trügen zur Barrierefreiheit und Lebensqualität in der Innenstadt und in den Wohnquartieren bei, erklärte Rubelt, der sich das Thema schon nach Amtsantritt vor vier Jahren auf die Fahnen geschrieben hatte. Erklärtes Ziel im Konzept: Bis 2028 soll der Anteil des Fußverkehrs an den in Potsdam zurückgelegten Wegen von derzeit 24 Prozent auf dann 27 Prozent wachsen. In vergleichbaren Städten liege er bei bis zu 30 Prozent, sagte Chefverkehrsplaner Norman Niehoff. Werte von über 30 Prozent seien auch in Potsdam in den 1970er- und 1980er-Jahren erreicht worden.

Die Verkehrsplaner sind für das Konzept straßengenau ins Detail gegangen – weit mehr als 1000 Einzelmaßnahmen im ganzen Stadtgebiet sind aufgeführt. Alle wurden nach Dringlichkeit und Kosten in vier Prioritätsstufen eingeteilt. Je größer das Konflikt- oder Gefährdungspotenzial im Status Quo und je günstiger die Entschärfungsmaßnahme, desto höher die Priorität zur Umsetzung. Insgesamt sind im Stadthaushalt derzeit jährlich 900.000 Euro für Instandhaltung und Ausbau der Fußwege vorgesehen – das entspricht fünf Euro pro Kopf und Jahr. Weniger darf es nicht werden, machte Rubelt deutlich. Wünschenswert sei eine kontinuierliche Erhöhung des Budgets: „Wenn wir mehr leisten sollen, brauchen wir auch mehr Personal.“

Mehr als 1000 Einzelmaßnahmen und ein Sofortpaket mit zehn Projekten

Unabhängig von der Debatte im Stadtparlament soll ein Paket von zehn Sofortmaßnahmen noch in diesem Jahr angegangen werden, sagte Niehoff. Dazu gehört die lange geplante Erneuerung des Pflasters in der Brandenburger Straße, die im Sommer beginnen soll. Auch der Gehweg auf der Nordseite der Hegelallee soll in mehreren Bauabschnitten erneuert werden. Dort sei der Fußgängerbereich in dermaßen schlechtem Zustand, dass Ältere oder Menschen mit Kinderwagen teils auf den ebenfalls dort geführten asphaltierten Radweg ausweichen müssten, erklärte Rubelt. Auch der Erneuerung des Gehwegs in der Zimmerstraße zwischen Luisenplatz und Apotheke, die Erneuerung des Gehweges in Teilen der Potsdamer Chaussee in Groß Glienicke und des Gehwegs am Schafgraben in Potsdam-West stehen auf der Sofortliste.

Das Pflaster der Brandenburger Straße soll ab dem Sommer saniert werden.
Das Pflaster der Brandenburger Straße soll ab dem Sommer saniert werden.

© Andreas Klaer

Außerdem sollen im Zuge des Sofortprogramms die Grünpfeil-Schilder an allen Ampeln auf den Prüfstand kommen. Diese Rechtsabbiegeerlaubnis trotz roter Ampel gefährde insbesondere nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer, ohne für den Autoverkehr nennenswerte Vorteile zu bringen, heißt es in dem Konzept unter Verweis auf eine Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Über den Verbleib der Grünpfeile soll jeweils im Einzelfall und auch unter Berücksichtigung der Unfallstatistik entschieden werden, erklärte Niehoff. Wie viele Grünpfeil-Schilder es in Potsdam gibt, konnte die Stadt nicht sagen.

Der Gehweg nördlich der Hegelallee steht auf der Liste mit Sofortmaßnahmen.
Der Gehweg nördlich der Hegelallee steht auf der Liste mit Sofortmaßnahmen.

© Andreas Klaer

Bei der Gehwegbreite will die Stadt unter anderem über Kontrollen durch das Ordnungsamt darauf achten, dass Gehwege nicht mit Werbeschildern, Fahrradständern oder Tischen für Außengastronomie zugestellt werden. Als Richtlinie im Neubau gelte eine Mindestbreite von 1,80 Meter, hieß es. In der historischen Innenstadt sei das nicht umsetzbar. Man wolle aber über eine Anpassung der Straßensondernutzungssatzung darauf hinwirken, dass 1,50 Meter freigehalten werden müssen, erklärte Thomas Schenke, der kommissarische Bereichsleiter Mobilität und technische Infrastruktur.

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Langfristig sieht das Konzept auch einige Neubauten vor. So etwa eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer vom Kiewitt auf die Halbinsel Hermannswerder anstelle der Fähre. Das Geld dafür sei momentan nicht vorhanden, räumte Rubelt ein. „Aber wir sollten den Mut haben, die Machbarkeit zu untersuchen und da vorurteilsfrei ranzugehen.“ Auch eine neue Nuthebrücke südlich des Neuendorfer Angers in Richtung Kolonie Daheim sieht das Konzept vor – damit würde eine direkte Verbindung zwischen Babelsberg und der Teltower Vorstadt entstehen.

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