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Kreativ gegen Kohle: Plakataktion auf dem Alten Markt. 

© Andreas Klaer

Fridays for Future: Protestbewegung ist zurück auf Potsdams Straßen

Klimaaktivisten von Fridays for Future demonstrierten auf dem Alten Markt gegen Kohlekraft. In der Coronakrise ist der Protest schwieriger geworden - neue Kommunikationsformen mussten gefunden werden.

Potsdam - Jugendliche Klimaaktivisten von Fridays for Future haben am Freitagmittag (22.05.2020) vor dem Landtag in Potsdam gegen Kohlekraftwerke protestiert. In einer „Kunstaktion“ legten sie über 500 Pappschilder auf dem Alten Markt aus, die zusammen den Schriftzug „End Coal Now!“ (Schluss mit der Kohle jetzt) bildeten. 

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Die Kohlekraft ist eines der wichtigen Themen für Klimaaktivisten zurzeit. Eine bundesweite Kampagne fordert unter dem Hashtag #mayday2025 den vollständigen Ausstieg. Dabei geht es vor allem um ein Steinkohlekraftwerk im nordrhein-westfälischen Datteln, das der Energiekonzern Uniper im August eröffnen will. Bereits am Mittwoch hatten die Gruppen Extinction Rebellion und Ende Gelände mit Aktionen in der Potsdamer Innenstadt auf das Thema aufmerksam gemacht. Mit der Plakataktion am Freitag ist nun auch Fridays for Future zurück auf den Straßen. „In der Lausitz laufen noch immer zwei der schmutzigsten Kohlekraftwerke Europas. Die Landesregierung muss diese Missstände endlich angehen“, sagt Anna Ducksch, die Sprecherin von Fridays for Future Potsdam.

Beachtung ging durch Pandemie zurück 

Mit der Protestaktion wollten die Aktivisten nach eigenen Angaben aber auch insgesamt auf die Gefahren hinweisen, die vom menschengemachten Klimawandel ausgehen. „Die Folgen kann man auch in Brandenburg gar nicht mehr übersehen“, sagt Ducksch den PNN. Ein Beispiel dafür sei die Trockenheit, unter der die Landwirte seit Jahren leiden. „Uns droht erneut ein Dürresommer, wie wir ihn schon 2018 und 2019 erlebt haben“, warnt die 17-jährige. Tatsächlich war der April laut Deutschem Wetterdienst mit etwa 295 Sonnenstunden der sonnigste und dritttrockenste April seit Messbeginn in Deutschland.

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Seit Beginn der Coronapandemie war es etwas ruhig geworden um die Bewegung, die im vergangenen Jahr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Medien und Politik gestanden hatte. Das übergeordnete Bündnis „Potsdam for Future“, zu dem neben den Jugendlichen auch Wissenschaftler und Umweltverbände wie Greenpeace gehören, hatte für Mitte März eigentlich eine große Demonstration gegen Baumfällungen in der Innenstadt geplant. Doch die musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Stattdessen gab es Online-Proteste wie einen „Netzstreik fürs Klima“. Die fanden aber inmitten der Pandemie deutlich weniger Beachtung. 

Telefonkonferenzen, Chatgruppen, Online-Seminare

Das Coronavirus habe die Bewegung vor große Herausforderungen gestellt, sagt Ducksch. „Man fühlte sich blockiert, so als wären einem die Hände gebunden.“ Öffentlichkeitswirksame Demonstrationen waren aufgrund der Coronaverordnungen ebenso wenig möglich wie die Treffen, bei denen sich die Gruppen normalerweise untereinander austauschen und ihre nächsten Schritte planen. 

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„Wir haben uns gefragt: Wie können wir denn jetzt weitermachen?“, sagt Ducksch. Aber schnell seien technische Lösungen gefunden worden. „In Potsdam haben wir das Team über Telefonkonferenzen zusammengehalten.“ Die Bewegung ist über Messenger-Dienste wie Telegram vernetzt. Es gibt Chatgruppen nicht nur für Potsdam, sondern auch auf Landes- und Bundesebene. In wöchentlichen Online-Seminaren hätten sich die Aktivisten außerdem zu verschiedenen Themen informiert und weitergebildet, so Ducksch. Dabei sei es zum Beispiel um Methoden der Recherche oder Formen des Aktivismus gegangen. Die Beteiligten hätten sich aber auch untereinander über ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht. Nun sei es für Fridays for Future wichtig, in der öffentlichen Debatte wieder mehr wahrgenommen zu werden, sagt Ducksch. 

Warnung der Wissenschaft ernster nehmen - wie bei Corona

Eine der zentralen Forderungen der Bewegung war es von Anfang an, dass die Politik die Warnungen der Wissenschaft ernster nehmen solle. Die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig das sei, meint Duksch. „Aber wenn wir über die Klimakrise reden, werden die Wissenschaftler immer noch ignoriert.“ 

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Auch in Potsdam geht es ihr nicht schnell genug voran. Zwar habe sich die Landesregierung mit dem „Masterplan 100% Klimaschutz bis 2050“ verpflichtet, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Besser wäre jedoch, wenn das schon 2035 umgesetzt werden könnte, sagt Ducksch. 

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