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Dreharbeiten in Potsdam im Juli 2017.

© Sebastian Gabsch (Symbolbild)

Filmstadt Potsdam: Der Boulevard des Films kommt ab 2021

50 Platten auf der Brandenburger Straße sollen ab 2021 an die Filmgeschichte Potsdams erinnern. Parallel dazu soll es in diesem Herbst für Potsdamer kostenfreie Filmvorführungen in der Stadt geben.

Potsdam - 50 Filme sollen ab 2021 auf der Brandenburger Straße an die filmhistorische Bedeutung Potsdams erinnern. Im Zuge der anstehenden Straßensanierung der innerstädtischen Fußgängerzone soll auf circa 80 mal 80 Zentimeter großen Platten beim "Boulevard des Films" an Produktionen erinnert werden, die in Potsdam gedreht wurden oder die mit Potsdam als Filmstandort eng verbunden sind. Die Potsdamer sollen im Rahmen der Feierlichkeiten des Einheitsfests nahezu alle der 50 Filme bei Kinovorführungen im ganzen Stadtgebiet kostenfrei sehen können. Außerdem soll es eine Bürgerbeteiligung zur Gestaltung der Steinplatten geben, kündigte Sigrid Sommer, Marketingchefin bei der Stadtverwaltung am Dienstag an. Das Projekt ist Teil der Maßnahmen für den Unesco-Titel "Unesco Creative City of Film", den  Potsdam seit Oktober 2019 trägt. 

Dreharbeiten zu "Bridge of spies" auf der Glienicker Brücke in Potsdam.
Dreharbeiten zu "Bridge of spies" auf der Glienicker Brücke in Potsdam.

© Ralf Hirschberger/dpa

Ausgewählt wurden die 50 Filme durch eine Jury, in der Vertreter von acht Organisationen, unter anderem der Filmuniversität "Konrad Wolf", dem Filmmuseum, dem Medienboard und der Stadtverwaltung saßen. 

Der "Totentanz", der erste Film, der 1911/1912 auf dem Babelsberger Studiogelände entstand ist ebenso dabei wie Fritz Langs Monumentalwerk  "Metropolis" aus dem Jahr 1925/26, der erste deutsche Spielfilm nach dem 2. Weltkrieg "Die Mörder sind unter uns", der 1946 in den Babelsberg gedreht wurde, "Jakob, der Lügner", der 1974 in Babelsberg entstand und als einziger DDR-Film für den Auslands-Oscar nominiert wurde und populäre Nachwendefilme wie "Sonnenallee" (1999) von Leander Haußmann, Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" (2009) oder "Bridge of spies" von Steven Spielberg (2015). 

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Professor Chris Wahl von der Filmuniversität Babelsberg und Vorsitzender der Jury sagte, man habe nach Kriterien wie der besonderen Bedeutung für Potsdam, dem Kassenerfolg oder Kultcharakter, aber auch nach technischer und künstlerischer Relevanz die 50 Filme ausgewählt.  Auch Dokumentationen, Kinderfilme oder Werke von Frauen wurden laut Wahl  angemessen berücksichtigt. 

Erinnerung an Filme, nicht an Personen

"Wir wollten eine ausgewogene Auswahl, die auch die fünf Epochen von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik, die Nazizeit, die DDR-Jahre bis zum wiedervereinigten Deutschland darstellt", sagte der Filmuni-Professor und Juryvorsitzende. Entscheidend sei: "Wir erinnern an Filme, nicht an Personen", so Wahl. Das sei auch der große Unterschied zum Walk of Stars in Hollywood oder dem Boulevard der Stars in Berlin. Wahl betonte auch, dass die Filme der Nazizeit oder aus den DDR-Jahren nicht die politischen Systeme ehren, sondern die künstlerische Bedeutung der Filme zur Auswahl zugrunde lagen. "Außerdem haben wir auch darauf geachtet, Filme zu wählen, die sich kritisch mit den damaligen Systemen auseinandersetzen." So wird auch der in Babelsberg gedrehte, dann aber jahrzehntelang verbotene Spielfilm "Spur der Steine" mit Manfred Krug eine Platte auf der Brandenburger Straße erhalten. 

Sanierung der Fußgängerzone ab März 2021

Die Platten sollen ab März 2021 in die Straße eingelassen werden, wenn zeitgleich die lange angekündigte Sanierung des schadhaften Straßenbelags vorgenommen wird. Die Baumaßnahme ist in drei Bauabschnitten bis 2023 geplant. Der stark beschädigte bislang gebundene Straßenbelag wird  ersetzt durch wieder rötliche Rechtecksteine, die dann in ungebundener Form verlegt werden. Die Kosten für die Baumaßnahme wollte Martina Woiwode, Projektleiterin Brandenburger Straße bei der städtischen Bauverwaltung, noch nicht nennen, da die Ausschreibungen noch laufen.

Schadhafter Straßenbelag in der Brandenburger Straße.
Schadhafter Straßenbelag in der Brandenburger Straße.

© Andreas Klaer

Für die Gestaltung der 50 Filmplatten soll es im Herbst einen Gestaltungswettbewerb geben, an dem sich nicht nur Experten sondern auch Laien beteiligen können, kündigte Sigrid Sommer an. Zu den 50 ausgewählten Filmen plant die Stadt ferner einen Open-Air-Ausstellung im Rahmen ihrer Präsentation zu den Feierlichkeiten rund um den Tag der Deutschen Einheit in der brandenburgischen Landeshauptstadt. Die Freiluftschau soll zwischen dem 5. September und 4. Oktober zu sehen sein, der Ort für die Ausstellung wird derzeit noch gesucht. Außerdem soll es ein Publikumsvoting zu den beliebtesten Potsdam-Filmen geben, das Votum soll analog und online möglich sein. Die Publikumslieblinge sollen laut Sommer eine hervorgehobene Darstellung bekommen.

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