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Die ehemalige Militärkirche wird an der Breite Straße/Ecke Dortustraße wiederaufgebaut. 

© Soeren Stache/dpa

Etappenziel am Mittwoch: Sockelbau der Garnisonkirche vor Fertigstellung

Nach zweieinhalb Jahren ragt der wiedererrichtete Sockel der Garnisonkirche 17 Meter hoch über der Potsdamer Innenstadt. Der seit langem wegen der militaristischen Tradition der Kirche umstrittene Wiederaufbau soll in zwei Jahren abgeschlossen sein.

Potsdam - Der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche hat ein entscheidendes Etappenziel erreicht: Mit dem Gießen der Betondecke wird am Mittwoch (29.04.2020) der Sockelbau des später fast 90 Meter hohen Turms fertiggestellt, wie die Deutsche Presse-Agentur von der Stiftung Garnisonkirche erfuhr. Der umstrittene Wiederaufbau des Turms der ehemaligen Militärkirche, der nach schwerer Zerstörung im 2. Weltkrieg 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt worden war, soll bis zum Sommer 2022 abgeschlossen werden. Der Wiederaufbau startete im Herbst 2017.

Der Sockelbau der Garnisonkirche ist rund 17 Meter hoch. 
Der Sockelbau der Garnisonkirche ist rund 17 Meter hoch. 

© Soeren Stache/dpa

„Mir ist es manchmal ganz wichtig, hier Dinge anzufassen, um es im wörtlichen Sinne zu begreifen“, sagte der Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Peter Leinemann, bei einem Besichtigungstermin auf dem Dach des Sockelbaus. Jahrzehntelang sei über das Für und Wider des Wiederaufbaus gestritten worden. „Und jetzt entsteht hier dieses Gebäude - das ist schon großartig.“

Der Bau mit dem prächtigen Eingangsportal wurde in originalgetreuer Rekonstruktion ausgeführt, dies ist auch für den gesamten, 89 Meter hohen Turm geplant. Im Inneren des rund 17 Meter hohen Sockelbaus wird über zwei Etagen eine Kapelle eingerichtet, hinzu kommen ein Café, ein großer Ausstellungsraum und Seminarräume für die geplante politische Bildungsarbeit mit jungen Menschen.

Für die Rekonstruktion des Turms werden rund 2,3 Millionen Ziegel verbaut.
Für die Rekonstruktion des Turms werden rund 2,3 Millionen Ziegel verbaut.

© Soeren Stache/dpa

Dafür gebe es insgesamt 1200 Quadratmeter Nutzfläche, berichtete Leinemann. Das Betondach und der Ziegelbau müssen das gewaltige Gewicht des mit der Haube insgesamt 70 Meter hohen Turmschafts tragen. Der historische Turm war komplett auf Ziegel gegründet, dort gab es nur die Zugänge zum Kirchenschiff und das Treppenhaus. Für die Rekonstruktion des Turms werden rund 2,3 Millionen Ziegel verbaut.

Die Ausgaben für das Fundament und den Sockel summierten sich bislang auf 15 Millionen Euro, sagte Leinemann. Dazu gehören auch die tonnenschweren Verzierungen wie der Prunkhelm aus Sandstein über dem Eingangsportal. Die Kosten für den kompletten Turm schätzt er auf 40,5 Millionen Euro. Davon übernimmt der Bund die Hälfte. Die Evangelische Kirche gewährte ein zinsloses Darlehen in Höhe von 5 Millionen Euro. An Spendengeldern seien bereits 10 Millionen Euro eingegangen, berichtete der Vorstand. „Rund fünf Millionen Euro fehlen noch“, erklärte Leinemann. Aber wegen der Coronakrise könne die Stiftung derzeit kaum neue Spenden einwerben.

Auf dem Dach des Sockelbaus arbeitet ein Stahl- und Betonbauer an der Bewehrung für das Gießen der Betondecke. Im Hintergrund ist die Kuppel der Kirche St. Nikolai zu sehen. 
Auf dem Dach des Sockelbaus arbeitet ein Stahl- und Betonbauer an der Bewehrung für das Gießen der Betondecke. Im Hintergrund ist die Kuppel der Kirche St. Nikolai zu sehen. 

© Soeren Stache/dpa

Gegen den Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms wenden sich mehrere - darunter auch christliche - Initiativen. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er- und 1930er-Jahren. Sie erinnern auch an den „Tag von Potsdam“, als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Kirche die Hand reichte. Die Stiftung betont dagegen, sie wolle in dem Neubau den Geist der Versöhnung und des Friedens pflegen. (dpa)

Klaus Peters

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