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Dieses Gebäudeensemble will der Berliner Unternehmer Abris Lelbach an der Alten Fahrt errichten. Die Rathauskooperation verlangt Änderungen.

© Tchoban Voss

Entwicklung von Potsdams Mitte: Lelbach-Projekt soll schrumpfen

Die Rathauskooperation will den Lelbach-Komplex an der Alten Fahrt nicht von den B-Plan-Vorgaben befreien. Das Projekt soll deutlich kleiner werden - und die Entscheidung schnell fallen.

Von Peer Straube

Potsdam - Im Streit um die Bebauung der Brauerstraße an der Alten Fahrt will die Rathauskooperation Investor Abris Lelbach zum Abspecken des Projekts zwingen. Das Bündnis aus SPD, CDU/ANW und Grünen bringt in die nächste Sitzung des Kommunalparlaments einen Antrag ein, wonach Lelbach verpflichtet werden soll, die Vorgaben des Bebauungsplans einzuhalten. Der Berliner Unternehmer plant wie berichtet in Nachbarschaft zum Palast Barberini einen L-förmigen Gebäudekomplex aus vier- und fünfgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern. Weil Lelbach für das Projekt bereits einen Bauantrag gestellt hat, sei Eile geboten, sagte SPD-Fraktionsvizechef Pete Heuer den PNN. Die Rathauskooperation, die im Kommunalparlament eine Mehrheit hat, will den Antrag daher sofort, ohne die übliche Diskussion in den Fachausschüssen, beschließen.

Im Fokus des Streits stehen die Dimensionen des Gebäudekomplexes, den Lelbach an der Alten Fahrt errichten will und der wie berichtet gleich in mehreren Punkten von den Vorgaben des B-Plans abweicht. So ist das Dachgeschoss des markanten Eckgebäudes nicht wie gefordert als Staffelgeschoss geplant, sondern als volles Geschoss, das nicht hinter der übrigen Fassade zurückweicht. Zudem ist das zum Wasser weisende Gebäude ein Geschoss höher als zulässig – statt drei soll es vier Geschosse bekommen. Durch die geplanten Änderungen bekommt Lelbach rund 450 Quadratmeter Nutzfläche mehr – angesichts der Bodenpreise in der Potsdamer Innenstadt ein deutlicher Zugewinn. Die Bauverwaltung hatte dem Investor noch im Dezember eine Befreiung von den Vorgaben des B-Plans in Aussicht gestellt – was bereits im Bauausschuss für Kritik gesorgt hatte.

Lelbach verteidigt sein Projekt

Lelbach verteidigte am Dienstag sein Projekt gegenüber den PNN und berief sich erneut auf den Architekturwettbewerb, der vor zwei Jahren eigens zur Bebauung dieser Flächen durchgeführt worden war – als Folge der Umstände, unter denen der Unternehmer das Areal seinerzeit erworben hatte. Wie berichtet hatte die Stadt die drei Grundstücke damals ohne Ausschreibung an Lelbach verkauft, damit dieser dort unter anderem das für Hasso Plattner im Palast Barberini geplantes Kunstmuseum unterbringen konnte – Lelbach gehörte das Barberini-Grundstück damals noch. Einige Monate später schied Lelbach aus dem Barberini-Projekt aus – und musste beim Kaufpreis nachbessern, weil er die Stellplätze für das Museum nun nicht mehr bauen musste. Zur Gestaltung des Areals wurde dann besagter Architekturwettbewerb durchgeführt, zur Jury gehörten neben Ex-Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) unter anderem der damalige Bauausschussvorsitzende Rolf Kutzmutz (Linke), Vertreter der benachbarten Wohnungsgenossenschaft und des Gestaltungsrates.

Den Siegerentwurf, auf dessen Grundlage der Bauantrag gestellt wurde, lieferte der bekannte deutsch-russische Architekt Sergei Tchoban. Allerdings hätten alle teilnehmenden Büros damals Entwürfe vorgelegt, die von den B-Plan-Vorgaben abwichen – und zwar aus städtebaulichen Gründen, sagte Lelbach. Das gesamte Ensemble sei als Abschluss der Bebauung der Alten Fahrt gedacht – daher hätten sich im Verfahren alle Experten dafür ausgesprochen, das fünfgeschossige Eckgebäude besonders markant zu gestalten und daher auch das Obergeschoss deutlicher hervorzuheben. Die Aufstockung des Nachbargebäudes um ein Geschoss habe ebenfalls ästhetische Gründe: Verzichte man auf diese Etage, wie es der B-Plan vorgibt, sei der Höhenunterschied zum fünfgeschossigen Eckgebäude zu groß. Lelbach warnte die Stadtverordneten davor, dem Antrag der Rathauskooperation zuzustimmen: Das gesamte Ensemble büße an architektonischer Qualität ein, sagte er. Zudem drohe ein Zeitverzug bei der Bebauung von mindestens acht Monaten, weil er umplanen müsse. Das habe auch Auswirkungen auf die Investoren der anderen Grundstücke in der Brauerstraße, weil alle Projekte aus logistischen Gründen gleichzeitig – als Baugemeinschaft – realisiert werden sollten.

Rechtliche Konsequenzen nicht eindeutig

Lelbach pocht zudem auf den Vertrauensschutz: Bereits nach dem Wettbewerb habe die Bauverwaltung signalisiert, dass das Projekt von den Auflagen des B-Plans befreit werden könnte. Das Projekt sei das Ergebnis eines anderthalb Jahre währenden Abstimmungsprozesses, der hohe Kosten verursacht habe. Ob er auf Schadensersatz klagen wird, ließ Lelbach auf Nachfrage offen. Im Potsdamer Rathaus werden etwaige Ansprüche aber bereits vorsorglich geprüft. Die rechtlichen Konsequenzen seien nicht eindeutig und würden noch untersucht, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage. Nach PNN-Informationen könnte Lelbach aber Anspruch darauf erheben, dass ihm die Planungskosten erstattet werden.

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