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Im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam fürchtet man eine vierte Coronawelle.

© Andreas Klaer

Engpässe in Potsdams Krankenhäusern: Nur bedingt notfallbereit

Bettenmangel und begrenzte Kapazitäten führen in Potsdam dazu, dass bei manchen Rettungseinsätzen umliegende Krankenhäuser angefahren werden müssen. Das St. Josefs Krankenhaus ächzt unter dieser Lage.

Potsdam - Angesichts einer möglichen vierten Corona-Welle mit zusätzlichen schwerkranken Patient:innen schlägt das katholische St. Josefs Krankenhaus Alarm – weil schon jetzt die Notfallkapazitäten in der Stadt viel zu knapp seien. „Was uns große Sorge bereitet, ist die Aufrechterhaltung unseres Notfallangebots für die Potsdamer Bevölkerung und das umliegende Versorgungsgebiet“, sagte Unternehmenssprecher Benjamin Stengl den PNN auf Anfrage. Die Notfallversorgung sei aufgrund eingeschränkter Versorgungskapazitäten in Potsdam schon jetzt „zeitweise begrenzt“, weswegen auch umliegende Krankenhäuser angefahren werden müssen, erklärte der Sprecher.

Eine Ursache für das Problem: Das städtische Bergmann-Klinikum hat noch immer eine geringere Aufnahmekapazität als vor der Pandemie und dem schweren Corona-Ausbruch im Haus im Frühjahr 2020. Zwar könne die Notaufnahme inzwischen wieder mehr als 3000 Patienten pro Monat versorgen, erklärte Bergmann-Chef Hans-Ulrich Schmidt auf PNN-Anfrage. Allerdings sei die Bettenkapazität noch reduziert, was „eine gegebenenfalls notwendige stationäre Aufnahme von Patienten erschwert“.

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Auch in der Bergmann-Notaufnahme gelten noch coronabedingte Einschränkungen. Die Kapazität sei zur Wahrung von Hygieneabständen gedeckelt, erklärte Stationsleiter Michael Oppert. Vor Corona habe man Patienten in Maximalauslastungszeiten zum Beispiel auch auf den Fluren der Notaufnahme warten lassen können – jetzt sei das nicht mehr möglich. Zwar habe man noch weitere Patientenplätze aufgebaut und auch durch neue Strukturen die Behandlungsdauer verkürzen können. 

Von der Notfallversorgung punktuell abgemeldet

Allerdings könne es dennoch „punktuell zu Abmeldungen von der Notfallversorgung kommen“ – dann, wenn alle verfügbaren Behandlungskapazitäten der Bergmann-Notaufnahme mit Patienten belegt sind. „Wir bedauern dies sehr – aber gerade in Pandemiezeiten hat der Schutz unserer Patienten und Mitarbeitenden Priorität“, so Schmidt.

Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam.
Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam.

© Andreas Klaer

Im St. Josefs unter Geschäftsführer Oliver Pommerenke bekommt man das alles jedenfalls zu spüren – weil Notfallpatienten, die früher wohl im Bergmann behandelt worden wären, nun in das Krankenhaus am Park Sanssouci gefahren werden. Dadurch sei ein Teufelskreis für die medizinische Versorgung entstanden, erklärt Stengl. Zumal momentan ohnehin ein überproportional hohes Aufkommen von Notfallpatienten zu verzeichnen sei, die stationär versorgt werden müssen. „Unsere 248 Krankenhausbetten sind in der Gesamtheit mit über 80 Prozent Notfallpatienten belegt.“ 

Oliver Pommerenke, Regionalgeschäftsführer des St. Josefs Krankenhaus
Oliver Pommerenke, Regionalgeschäftsführer des St. Josefs Krankenhaus

© Ottmar Winter PNN

Die Auslastung sei kontinuierlich so hoch, „dass wir jeden Tag Schwierigkeiten haben, ausreichend Betten zur Verfügung stellen zu können.“ Unter „schwierigsten Personalbedingungen“ und mit „einem hohen Engagement der Mitarbeiter“ würde das Krankenhaus unter Volllast betrieben, zugleich „fangen wir eine Vielzahl von durch die Rettungsdienste angefahrenen Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern auf“, so Stengl.

Rettungswagen finden in Potsdam manchmal kein Krankenhaus

Die Gesamtsituation schlägt sich auch in zusätzlichen Belastungen für die Rettungswagen nieder. Sie stehen nach PNN-Informationen manchmal vor dem Problem, dass sie in Potsdam kein Krankenhaus ansteuern können. Schon während der zweiten Corona-Welle im Januar hatte die Stadtverwaltung eine nur noch eingeschränkte medizinische Notfallversorgung konstatieren müssen – weil Intensivbetten fehlten.

Die gesamte Situation habe für das Josefs-Krankenhaus auch wirtschaftliche Auswirkungen. „Wir spüren das ökonomisch deutlich“, sagte Stengl. Denn Notfallpatienten würden „so gut wie immer ein umfassendes Diagnostikpaket“ benötigen – wohingegen Menschen mit einem geplanten Krankenhausaufenthalt weiterhin nur sehr eingeschränkt behandelt werden könnten.

Insofern müsse es nun Lösungen geben, fordert Josefs-Sprecher Stengl. „Ziel sollte es jetzt sein, dass wir trotz aller Umstände die Potsdamer Notfallversorgung wieder in einen annähernd normalen Modus bekommen.“ Hier gebe es eine gemeinsame Verantwortung, „die Defizite einzustellen und die Notfallversorgung wieder in verlässliche Bahnen zu lenken“. Gerade mit Blick auf eine mögliche vierte Corona-Welle sei es „essentiell, eine zufriedenstellende Lösung zu finden, um auch Ausnahmezustände wie die Pandemie krisensicher und mit einer hohen Versorgungssicherheit zu gewährleisten“. Auch müsse die Belastung aller Beteiligten – auch der Rettungsdienste – wieder auf ein normales Niveau gebracht werden, so Stengl.

Entlastung erst im zweiten Quartal 2022

Doch ob sich so schnell etwas ändert? Für das Bergmann-Klinikum erklärte Geschäftsführer Schmidt, dass man die Verantwortung als Schwerpunktversorger der Region sehr ernst nehme. So würden derzeit Arbeiten laufen, damit zum zweiten Quartal 2022 in Räumen neben der Notaufnahme Hausärzte ihre Arbeit aufnehmen können. „Diese sollen dann leichtere Fälle behandeln, die keine explizit notärztliche Versorgung brauchen.“ Damit könne man die Notaufnahmen von solchen Bagatellfällen entlasten. Denn die Zahl solcher Fälle sei wieder auf Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt.

In Richtung St. Josefs erklärte Schmidt: „Gerade in einer wachsenden Stadt ist der enge Austausch der ansässigen Kliniken notwendig und wichtig. Die Pandemie-Situation stellt uns alle jeden Tag vor neue Herausforderungen, denen wir uns im Sinne unserer Patienten gemeinsam stellen.“

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