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Engpässe bei Kinderbetreuung: Geduldsprobe bei der Kitaplatz-Suche

Im Norden und Westen in Potsdam ist der Bedarf an Kitaplätzen immens. Babelsberger sollen auf andere Viertel ausweichen.

Potsdam - Vor dem im August beginnenden neuen Kitajahr zeichnet sich besonders im Norden, im Westen und im Zentrum Potsdams für viele Eltern wieder ein ungewisses Geduldsspiel bei der Suche nach einem Kitaplatz ab. Ein Rathaussprecher sagte auf PNN-Anfrage, besonders für Kinder bis zum Alter von drei Jahren – also im Krippenbereich – lasse sich eine große Nachfrage nach Betreuungsplätzen besonders in Fahrland, Neu Fahrland und Groß Glienicke sowie Bornim, Bornstedt, Eiche und Golm absehen. Betroffen seien auch die Brandenburger Vorstadt und Potsdam-West sowie die nördlichen Vorstädte und die Innenstadt rund um die Brandenburger Straße, hieß es.

Konkrete Zahlen liegen noch nicht vor, da momentan die Platzvergabe in den mehr als 120 Einrichtungen stadtweit noch nicht abgeschlossen ist. Allerdings sind im sogenannten Kita-Tipp im Rathaus, der bei der Suche nach Plätzen helfen soll, laut Stadtsprecher aktuell fast 70 Familien bekannt, die einen Platz suchen. Darunter fast 60, deren Kinder im Krippenalter sind. Insgesamt stehen laut dem aktuellen Kita-Bedarfsplan der Stadt 3929 Krippen-, 6575 Kindergarten- und 8134 Hortplätze zur Verfügung, Tendenz steigend. Immer wieder hatte es jedoch in den vergangenen Jahren Engpässe bei der Versorgung gegeben.

Babelsberger müssen ausweichen

Auf besondere Weise betroffen sind die Stadtteile Babelsberg und Zentrum-Ost: Dort besteht aktuell ein Defizit von 415 Kindergarten- und Krippenplätzen, wie das Jugendamt jüngst gegenüber den Stadtverordneten einräumte. Allerdings stünde im angrenzenden Sozialraum Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld ein Überhang von 412 Kitaplätzen zur Verfügung, die Entfernung vom Wohnort sei aus Sicht der Stadtverwaltung zumutbar. Was allerdings ein Problem bleibt: In Babelsberg fehlen laut dem Kita-Bedarfsplan genau 157 Krippenplätze, im benachbarten Sozialraum gibt es aber nur 110.

Auch Kitaträger bestätigen den Mangel. So sagte eine Sprecherin der Fröbel-Gruppe, die zehn Kindereinrichtungen in Potsdam betreibt, schon jetzt seien alle Plätze auch durch Geschwisterkinder belegt und die Wartelisten sehr lang. Vielen Eltern habe man keine Plätze mehr anbieten können. Ähnliche Erfahrungen habe man auch beim Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) gemacht, sagte eine Sprecherin: „Wir konnten nicht alle Anfragen bedienen.“ Auch von der Arbeiterwohlfahrt hieß es, freie Plätze stünden nur noch in Kitas Am Schlaatz und Am Stern zur Verfügung: Anderswo müsse man Eltern schon absagen.

Kita-Erweiterungen geplant

Um dem Bedarf Herr zu werden, hatte die Stadt unter anderem die Errichtung von Modulbauten angekündigt, um Kitas kurzfristig erweitern oder neu eröffnen zu können. Dafür sind 3,5 Millionen Euro im Haushalt eingeplant. Das betrifft vier Standorte – allerdings werden diese noch nicht im August zum Start des Kitajahres fertig sein, sondern erst Ende des Jahres, wie der Stadtsprecher sagte.

Konkret handelt es sich um den Neubau einer Kita in der Gartenstraße in Fahrland mit 120 Plätzen und die Erweiterung der Kita Löwenzahn am Ginsterweg in der Waldstadt, was neue 80 Plätze bringt. Ferner soll der Hort Sausewind in der Lotte-Pulewka-Straße in Zentrum-Ost um 120 Kitaplätze erweitert werden. Ein solcher Umbau erfolgt auch am Hort Zauberwald am Teufelssee in der Waldstadt, was dort 50 Kitaplätze extra schafft.

Fehlendes Online-Portal und kaum Fachkräfte

Für Erleichterung bei der Platzsuche soll irgendwann einmal ein seit Jahren versprochenes und immer wieder verschobenes Online-Portal zur zentralen Platzvergabe sorgen. Für diesen Kita-Navigator befinde man sich derzeit laut dem Stadtsprecher „in der Vorabstimmung zum Vergabeverfahren“, auch der Zeitplan werde gerade abgestimmt. Ziel sei es, so schnell wie möglich an den Start zu gehen, so der Sprecher.

Und noch ein Sachverhalt bereitet Sorgen: der Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und Erziehern. Wegen der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt könnten aktuell mindestens drei Kitas nicht alle ihre Plätze besetzen, sagte der Stadtsprecher. Fehlende Kitaplätze sind kein Kavaliersdelikt, denn es gibt einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Wie berichtet soll laut Stadt in Fällen, in denen kein Platz angeboten werden kann, der Kommunale Schadenausgleich (KSA) in Berlin einspringen – eine Selbsthilfeorganisation der Kommunen, die sich gegenseitig bei der Regulierung von Schäden helfen. Der KSA soll demnach an betroffene Eltern den Verdienstausfall zahlen. Allerdings scheint das in der Praxis schwierig zu sein: Bisher sind laut Rathaus beim KSA 19 Anträge auf Verdienstausfall gestellt worden – 17 Anträge wurden abgelehnt.

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