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Das schon bestehende Solarfeld am Friedrichspark.

© Sebastian Gabsch

Energiewende in Potsdam: Solarfelder nur im Norden der Stadt geplant

Nach der Debatte um die neue Solaranlage nahe Satzkorn hat die Stadtverwaltung nun ein Konzept vorgelegt, wo noch solche Felder im Norden entstehen könnten. Diese ließen sich nebenbei sogar als Schafsweide nutzen, ist man im Rathaus sicher.

Potsdam - Großflächige Solaranlagen im Norden der Stadt sollen in den kommenden Jahren erneuerbare Energien für zehntausende Potsdamer liefern. Bis 2050 will es das Rathaus schaffen, dass in der Stadt insgesamt rund 140.000 Megawattstunden pro Jahr mit Hilfe von sogenannten Photovoltaik-Freiflächenanlagen erzeugt werden – auch als Beitrag zum Klimaschutz. Nun hat das Baudezernat den Stadtverordneten einen ersten Plan vorgelegt, dass die benötigen Solarfelder vor allem rund um den Friedrichspark zwischen Satzkorn und Marquardt entstehen könnten. Allerdings gibt es noch diverse offene Fragen.

160 Hektar Flächen sind nötig

Laut der am Montag veröffentlichten Analyse geht das Rathaus davon aus, dass für die Strommenge aktuell rund 160 Hektar benötigt werden – was weniger werden könnte, sollten modernere Solaranlagen noch effizienter Sonnenlicht in nutzbare Energie umwandeln. Schon mit den angepeilten 140.000 Megawattstunden könnten mehr als 30.000 Haushalte mit einem Energieverbrauch von rund 3000 Kilowattstunden pro Jahr versorgt werden – die besagten 160 Hektar würden demnach drei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Potsdam entsprechen. Untersucht habe man laut der Stadtverwaltung diverse Flächen entlang von Autobahnen und Schienenwegen – schon um „eine zu starke technogene Überformung der Landschaft zu vermeiden“ und die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Anspruch nehmen zu können. Zu den Ausschlusskriterien zählte laut Bauverwaltung auch, ob sich eine Fläche zum Beispiel in einem Naturschutzgebiet befindet oder bewaldet ist.

Das bestehende Solarfeld am Friedrichspark - im Norden soll es noch weitere solche Anlagen geben.
Das bestehende Solarfeld am Friedrichspark - im Norden soll es noch weitere solche Anlagen geben.

© Sebastian Gabsch

Nunmehr 19 nur bedingt oder auch vollkommen geeignete Flächen befänden sich laut Analyse ausnahmslos im Nordwesten Potsdams, also nördlich des Sacrow-Paretzer-Kanals und vor allem rund um den Friedrichspark, die Ortsteile in der Nähe sind Satzkorn, Paaren, Uetz und Kartzow. Die Gesamtgröße der als geeignet bewerteten Flächen betrage insgesamt 80 Hektar. „Hinzu kommen zusammengenommen 69,2 Hektar bedingt geeignete Flächen.“ Auch diese befinden sich bei den genannten Ortsteilen.

Widerstand in Satzkorn

Besonders in Satzkorn gibt es wie berichtet Widerstand gegen allzu viele Solaranlagen. Das hatte sich bereits bei einer Debatte rund um die Pläne für ein mehr als 70 Fußballfelder großes Solarfeld gezeigt, das die Stadtverordneten zuletzt gebilligt hatten. Damit sollen bereits zehntausende Haushalt pro Jahr mit Ökostrom versorgt werden, hatte das Rathaus vorgerechnet – was 41.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid pro Jahr sparen helfen soll. Der Satzkorner Ortsvorsteher Dieter Spira (SPD) hatte allerdings moniert, die Anlage sei viel größer als das Dorf und passe auch nicht zum ländlichen Charakter der Gegend. Stattdessen plädierte Spira für viele kleine Solarfelder, auch anderswo in Potsdam. Die Bauverwaltung hatte versprochen, man wolle im Zuge der Planungen vermeiden, dass denkmalgeschützte Gebäude und Parks in den Ortsteilen zu sehr beeinträchtigt werden. Bei der nun vorgelegten Analyse spielen Anwohnerbedenken hingegen keine größere Rolle.

Noch kaum Eigentümer befragt

Allerdings stellt die Verwaltung auch fest, dass die Solarziele durchaus noch einem Realitätstest unterzogen werden müssen. Denn: „Die Mitwirkungsbereitschaft der Flächeneigentümer wird eine entscheidende Rolle spielen.“ Das Interesse der Flächeninhaber an einer Entwicklung sei bisher – abgesehen von Einzelfällen – nicht abgefragt worden. „Dies soll jedoch im nächsten Schritt erfolgen“, heißt es in der Analyse der Stadt.
Und die Interessen eines Eigentümers können sich ändern. Beispiel: Aktuell gibt es in Potsdam ein größeres Solarfeld – nördlich des Friedrichsparks, an der Autobahn. Mit rund 5000 Megawattstunden pro Jahr erzeuge die Anlage rund ein Drittel des aktuellen Photovoltaik-Stroms in der Landeshauptstadt, heißt es in dem Papier. Und: Der dortige Flächeninhaber habe bereits signalisiert, dass er sein Land perspektivisch nicht weiter zur Energieerzeugung, sondern für gewerbliche Ansiedlungen nutzen wolle. Auch dieser Wegfall müsse künftig kompensiert werden, heißt es in der Analyse. Auch anderswo gebe es konkurrierende Nutzungsansprüche, etwa für den umstrittenen Bau einer Autobahnraststätte. Auch diese 16 Hektar große Fläche hatte die Stadt als mögliches Solarfeld geprüft.

Kombinierte Nutzung einer Solaranlage?

Einen Exkurs wagt die städtische Analyse bei der Frage, ob sich ein großes Feld mit Photovoltaik-Platten auch noch mit einer weiteren Nutzung kombinieren lässt. So gebe es hoch aufgeständerte Anlagenkonstruktionen, bei denen unterhalb der Module die Bewirtschaftung mit landwirtschaftlichen Maschinen möglich sei. Allerdings seien diese Konstruktionen deutlich stärker sichtbar als konventionelle Solaranlagen – mit allen negativen Wirkungen für das Landschaftsbild. Gut möglich erscheine allerdings aus Rathaussicht eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen – nämlich als Schafsweide, eingegrünt und mit Blühstreifen. Solche Maßnahmen seien nicht mit Einschränkungen für die Wirksamkeit der Anlagen verbunden und können auch mit städtebaulichen Verträgen gesichert werden, erklärt die Bauverwaltung.

* In einer ersten Version des Textes war stets von Megawatt die Rede - statt von Megawattstunden, wie es korrekt heißen müsste. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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