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Rund um die Da-Vinci-Schule war der Trupp im Einsatz.

© Andreas Klaer

Einsatz für die Umwelt: Anwohner räumen in Potsdam auf

Mit dem Müllbeutel den Kiez aufräumen: Dem Aufruf von Andrea Lütkewitz folgte am Samstag eine kleine Gruppe Freiwilliger.

Bewaffnet mit Handschuhen, Aufnahmezangen und 120-Liter-Müllsäcken macht sich am Samstagvormittag ein kleines Häuflein umweltbewusster Potsdamer an die Arbeit. Sie wollen dem Müll zu Leibe rücken, der sich hinter der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule im Wiesenpark angesammelt hat. Andrea Lütkewitz, die in der Nähe der Schule wohnt, hatte sich schon lange über all das weggeworfene Zeug, über die schon halb im Boden verschwundenen Plasteteile, die Flaschen, Scherben und Büchsen geärgert und war erst einmal allein zu Werke gegangen. In anderthalb Stunden sammelte sie im Alleingang drei Säcke voller Unrat. 

Aufruf bei Facebook

Doch das war nur ein Tropfen auf den heiße Stein, findet die 43-Jährige. Sie hat entdeckt, dass noch sehr viel, vor allem kleinteiliger Müll, in der Umgebung liegt und dem wollte sie gemeinsam mit anderen zu Leibe rücken. Deshalb postete Lütkewitz über Facebook, wie sie sich weitere Einsätze für die Umwelt vorstellt, suchte Mitstreiter und nannte auch einen ersten Termin für einen gemeinsamen Einsatz, nämlich den 6. Juli, diesen Samstag. Die energiegeladene junge Frau bekam eine Menge positiver Post, auch einige Lokalpolitiker zeigten sich von der Umweltinitiative angetan, zum Mitmachen konnte sich von ihnen am Samstag aber keiner aufraffen. „Wir hätten uns über einen oder zwei offizielle Vertreter gefreut“, meint Lütkewitz, denn wir brauchen ihre Unterstützung etwa bei der Aufstellung von Papierkörben wenigstens an der Nedlitzer Straße. Außer direkt am Einkaufszentrum gebe es weit und breit keine Müllbehälter, so Lütkewitz. 

Auch Mitglieder der Potsdamer Plastik-Piraten sind dabei 

Zum Clean-up-Termin findet sich, angeregt durch die Berichte im Internet und in der Zeitung, dann aber doch eine engagierte Gruppe „Tatortreiniger“ ein, die teils aus der Nachbarschaft kommt, teils aber auch von weiter her. Einen längeren Anmarschweg haben zum Beispiel Florian (26) und Julia (27) hinter sich. Sie sind Mitglieder der Potsdamer Plastik-Piraten und ihnen liegt eine saubere Umwelt generell am Herzen. „Wir machen ebenfalls solche Einsätze, aber auch Info-Veranstaltungen“, erzählt Florian. Die Frage, ob sich denn inzwischen mehr junge Leute für Müllvermeidung interessierten als ältere, verneint er. „Zu unseren Veranstaltungen kommen alle Altersgruppen von Teenagern bis zu Senioren.“ Ein gewisses Umdenken könne er schon feststellen, aber wirklich geändert habe sich beim Umgang mit Verpackungen und ganz speziell mit Plastik aber noch nichts, meint er.

Das findet auch eine andere Aufräumerin, die sich gerade mit einer großen Plasteplane herumplagt, auf der sich schon ganze Berge von Sand angesammelt haben. „Man geht ja oft unaufmerksam durch die Gegend“, meint sie. „Aber heute, wo der Fokus auf einer sauberen Umwelt liegt, habe ich sogar gleich vor der eigenen Haustür einiges an Müll entdeckt und gleich im Beutel verstaut.“ 

Die jüngste Teilnehmerin ist zwölf Jahre alt

Die jüngste Teilnehmerin am Aufräumen, Emie (12), wird von einigen mit Getränkebüchsen für ihr Mitmachen belohnt. „Die bringst du ins Geschäft und darfst dir dafür etwas kaufen“, geht ihre Mutter die praktische Seite des Einsammelns von allerlei Büchsen und Flaschen an. Weniger praktisch dagegen der viele Glasmüll, und die enormen Mengen von Zigarettenkippen, die nicht nur als Umweltschutz, sondern auch als Brandverursacher ein großes Gefahrenpotenzial darstellen. „Ob die Raucher wissen, dass die Kippen ebenfalls einen Plasteanteil haben“, fragt eine der Sammlerinnen. „Sie verrotten nicht und sind gerade wegen ihrer Kleinteiligkeit als Umweltmüll besonders gefährlich.“ Das ist eigentlich bekannt. Doch viele Raucher schert das wenig, wenn sie ihre Kippen in die Umgebung knipsen. Die Sammler plädieren unisono für Miniaschenbecher, die Raucher mit sich tragen sollten. Einen ganz anderen Ansatz für ihre Mitwirkung hat Julia (35). Sie ist passionierte Jägerin und damit auch für die Hege des Wildes zuständig. Sie möchte sich gar nicht im Detail ausmalen, was der viele Plastemüll alles in den Mägen von Wildtieren anstellt. In einem Kaninchenbau habe man sogar Plaste als Polstermaterial gefunden. Sicher nicht das beste Nest für den Nachwuchs, meint sie.

Für das Müllsammeln hatte Andrea Lütkewitz einen Bereich zwischen Da-Vinci-Schule und dem Bugapark ausgesucht, doch gerade der kleinteilige, schon halb verrottete Müll machte so viel Arbeit, dass man nicht einmal die Hälfte des anvisierten Gebietes schaffte. Trotzdem kamen fünf 120-Liter-Müllsäcke beim zweistündigen Sonnabend-Einsatz zusammen. Die Säcke hatte die Stadtreinigung Potsdam (Step) gesponsert und wird sie auch kostenlos abholen. Denn solche Aktionen werden grundsätzlich unterstützt. „Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der Step“, meint eine der Anwesenden. „Ich habe im Gesträuch einen Kühlschrank entdeckt, das der Step gemeldet und sie hat ihn ziemlich schnell abgeholt.“ Es gebe aber immer wieder auch wilde Müllkippen, an denen vor allem Bauschutt abgeladen werde, ergänzen andere.

Nächster Einsatz am 21. September 

Der Einsatz soll also nicht der letzte bleiben. Am 21. September, dem weltweiten Clean-up-Tag, ist der nächste geplant. Andrea Lütkewitz wird ihn über Facebook und in den PNN bekannt machen. Denn auch die Zeitung hat sich als guter Nachrichtenvermittler erwiesen, wie einige Teilnehmer bestätigten.

» www.facebook.com/aufraeumeninpotsdam.

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