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Landeshauptstadt: Einmal Prinzessin sein

Der Filmpark startet nach einer Besucherdelle im vergangenen Jahr optimistisch in die neue Saison

Von Sarah Kugler

Tief eingegraben in einen Felsen wartet das Schwert Excalibur darauf, den nächsten König oder die nächste Königin zu bestimmen. Nur wenige Meter entfernt steht ein goldener Thron bereit, den zukünftigen Herrscher zu empfangen. Direkt neben dem Thronsaal schließen sich die Kunstkammern an, in denen sich prunkvolle Wandteppiche, Gemälde, kostbare Kleider und Stuckarbeiten stapeln. Dazu gibt es auch ein Ankleidezimmer, für die Gesichtstoilette ist ebenfalls gesorgt. Schließlich sollen sich die Besucher des „Ateliers der Traumwerker“ im Filmpark Babelsberg tatsächlich wie Könige und Königinnen fühlen oder zumindest in eine Welt hinter den Kulissen des Films eintauchen. Dieses Jahr im April feiert das Atelier sein zehnjähriges Jubiläum: Seine Besucher zeigt es seit der Saisoneröffnung des Filmparks am Samstag, wie man beim Film die perfekte Illusion erschafft.

So wie der Kunstmaler Jupp Bungartz es tut. Er schafft nicht nur perfekte Nachbildungen von Gemälden, sondern kreiert mit Pinsel und Farbe auch Wandteppichattrappen, bei denen man nur aus nächster Nähe erkennt, dass sie nicht aus tausend Knoten geknüpft worden sind. „Man muss schon sehr vielfältig denken und arbeiten können“, erklärt Bungartz, der sein Handwerk in Dresden erlernte und die neugieren Besucher in die Kunst der Kulissenillusionen einführt. „Manchmal muss man ganz feingliedrig malen und dann wieder mit großen Bürsten die Farbe verteilen. Etwa bei großen Hintergrundkulissen.“

Mehr Illusionen gibt es bei den Maskenbilderinnen Daniela Heydweiler und Ina Charanza. Hier können sich die Besucher erklären lassen, wie man – ohne Rasiermesser – aus schulterlangen Haaren eine Glatze zaubert. Oder sie können sich schminken lassen. Blutig aussehende Wunden sind besonders beliebt. „Gerade als der Vampirtrend aufkam, wollten ganz viele einen Vampirbiss am Hals haben“, erzählt Heydweiler, die sich noch in der Ausbildung zur Maskenbildnerin befindet. „Bei Kindern sind glitzernde Prinzessinnen-Make-ups sehr beliebt.“

Der Wunsch, sich einmal wie eine Prinzessin zu fühlen, trieb auch die Freundinnen Milena und Svenja in den Filmpark. Die 17-Jährigen kamen extra aus Braunschweig, um die märchenhaften Kleider aus dem Kostümfundus des Filmparks anprobieren zu können. „Prinzessinnen sind einfach toll“, sagt Milena und lacht. Mit fachkundigem Blick nimmt Andrea Bösl, die verantwortliche Mitarbeiterin für Kostüme, bei den beiden Maß und sucht entsprechende Kleider raus. Mit ihrer Hilfe stolzieren die beiden nach wenigen Minuten durch den Thronsaal. In eine ganz andere Rolle schlüpfen dagegen Vanessa und Patrick Happe aus Kassel: Die 18 und 19 Jahre alten Geschwister eifern mit Melone, Schnurrbart und Stock Charlie Chaplin nach. Anprobieren dürfen sie das empfindliche Kostüm der Filmlegende zwar nicht, aber Spaß haben sie trotzdem. Vanessa sagt: „Der Filmpark bietet eine Menge interessanter Einblicke, die Fahrt hat sich gelohnt.“

Neben dem Atelier der Traumwerker bietet der Filmpark noch andere Attraktionen, wie die Stuntshow im Vulkan, das begehbare Außenset der erfolgreichen Seifenoper „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ oder die Geisterstadt. „Unsere Besucher dürfen sich auch wieder auf eine lange Filmparknacht im August und die Horrornächte im Oktober freuen“, sagt Filmpark-Manager Lars Reichmann. Und: „Neben den altbewährten Events wird es diese Saison aber auch neue Highlights geben.“ Wie die genau aussehen, will er zum Auftakt der Saison allerdings noch nicht verraten. Auch was die Besucherzahlen der vergangenen Jahre angeht, hält er sich eher bedeckt, sagt allgemein, die Zahlen seien in den vergangenen Jahren gestiegen. Laut Statistikberichten der Stadt Potsdam waren es 2010 noch rund 275 000 Besucher im Jahr 2010, 300 000 im Jahr 2011 und sogar 321 000 Besuchern im Jahr 2012. Im vergangenen Jahr spielte das Wetter vor allem im Frühling nicht mit – 300 000 Besucher vermeldete der Filmpark am Ende. Doch Filmpark-Manager Reichmann gibt sich am ersten Tag der neuen Saison zuversichtlich: „Die Resonanz ist schon ziemlich gut“, so Reichmann. „Wenn sich das Wetter hält, wird das eine super Saison."

Für gute Laune haben am Samstag die fast 100 Tänzer der Tanzschule „Linksfüßer“ gesorgt, die den zweiten Teil des Potsdam-Videos zu Pharrell Williams Song „Happy“ drehten. Unter der Leitung von Christin Glock und Sven Seeger vom Potsdamer Rokazz-Verein zeigen sie schwungvolle Tanzschritte vor der Filmpark-Tiger- ente, im Vulkan und in der Westernstadt.

Für den Auftakt der Saison 2014 ist der gesamte Filmpark auf Hochglanz gebracht. Eine Arbeit, bei der auch der Stuckateur Andreas Spethmann mit anpackt. Er ist für Ausbesserungsarbeiten an den Kulissen, wie zum Beispiel am Panamagebirge, zuständig und fertigt zusammen mit den Besuchern im „Atelier der Traumwerker“ dekorative Formen wie französische Lilien oder auch mal einen Osterhasen an. Die Mini-Kunstwerke können Gäste dann zum kleinen Preis mit nach Hause nehmen – als Erinnerung an die Kunstkammern der Illusion.

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