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Einkaufen in der City: Potsdamer Händler plädieren für offene Sonntage

Die Potsdamer Händler sind zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft 2018. Damit es auch 2019 so wird, lassen sich die Händler einiges einfallen, machen aber klar: Ohne offene Sonntage geht es nicht.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Unter den Weihnachtsbäumen in Potsdam landeten in diesem Jahr vor allem Gutscheine: Das sagt jedenfalls Nils Busch-Petersen, Chef des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Das Weihnachtsgeschäft sei gut gelaufen. Das bestätigt auch die im Juli gewählte Chefin der AG Innenstadt, Bärbel Schälicke. „Es gibt natürlich immer Ausnahmen, aber der Umsatz der Innenstadthändler sollte auf Vorjahresniveau liegen“, resümiert sie das Weihnachtsgeschäft. Das habe vor allem am Wochenende vor dem Heiligen Abend nochmal kräftig angezogen, weil viele Potsdamer ihre Geschenke in der letzten Minute besorgten. Die Umsatzzahlen stabil zu halten sei in Zeiten des Onlinehandels ein Erfolg – denn immer mehr Geschenkekäufer wanderten ins Internet ab.

Bundesweit haben die Deutschen in diesem Jahr laut Angaben des Handelsverbands Deutschland im Schnitt 472 Euro für Geschenke ausgegeben – das ist ein Plus von 1,4 Prozent, das vor allem online ausgegeben wird. Für Schälicke ist deshalb klar: „Gerade die zwei verkaufsoffenen Sonntage im Advent brauchen wir.“ Die AG wolle kämpfen, dass den Geschäften keiner dieser Sonntage genommen werde. Damit spielt die AG Innenstadt-Chefin auf Verdi an: Die Stadt hat bereits mehrere Prozesse gegen die Gewerkschaft zu strittigen Sonntagsöffnungen verloren und auch bereits geplante Termine wieder absagen müssen. Insbesondere das Stern-Center in Drewitz habe darunter gelitten, im Advent nicht öffnen zu dürfen, kritisiert Schälicke. Gerade an Adventssonntagen würden Familien in Potsdams Süden gerne in dem Einkaufszentrum bummeln. Böte das Stern-Center keine offenen Sonntage an, würden die Kunden häufig auf Berlin ausweichen. „Berlin ist und bleibt zu dicht dran“, so Schälicke.

Positive Zukunftsaussichten

Potsdam entwickle sich als Einkaufsstadt neben Berlin aber gut, sagt Handelsverbandschef Busch-Petersen. Die Stadt gelte im Brandenburg-Vergleich als einer der Leuchttürme neben Cottbus oder Frankfurt. „Natürlich zieht Berlin mit Masse“, gibt auch Busch-Petersen zu, aber wegen des Zuzugs sehe er die Zukunft von Potsdam als Einkaufsstadt positiv. Allerdings, so mahnt er ebenfalls, seien dafür die verkaufsoffenen Sonntage ein wesentlicher Faktor. „Wenn man Orte wie das Stern-Center von der Sonntagsöffnung ausschließt, muss man sich nicht wundern, dass die Stadt an Attraktivität einbüßt.“ Auch Geschäfte im Holländischen Viertel müssten sonntags öffnen dürfen. „Dann sind die Touristen da.“

Weihnachten liegt das Holländische Viertel brach

Das bestätigt auch Anatara Elke Dusin, Chefin der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel. Allerdings findet das Hauptgeschäft der Händler dort im Sommer statt – sobald der Weihnachtsmarkt in der Brandenburger Straße öffne, sei es im Holländischen Viertel „zappenduster“, sagt Dusin. Deshalb wolle man weiter daran arbeiten, auch im Winter Kunden zu locken – mit einem kleinen Markt an der Kreuzung Mittelstraße/Benkertstraße im nächsten Jahr. Erste Gespräche mit der Stadt hätten bereits stattgefunden, allerdings sei man noch auf der Suche nach Sponsoren. Auch ein Imagefilm soll 2019 gedreht werden. Das Viertel gelte oft als Touristenmeile, deshalb müsse das Image bei den Potsdamern verbessert werden. „Die, die kommen, finden es ja auch wunderschön“, sagt Dusin.

Busch-Petersen sagt, Potsdam müsse als Gesamtstandort vermarktet werden. Dazu gehöre es für die Stadt auch, alles auf den Prüfstand zu stellen, was die Entwicklung des Handels bremst. Konkret könnte er sich beispielsweise vorstellen, in der Innenstadt größere Flächen zur Verfügung zu stellen. So könnten benachbarte Geschäftsräume hinter historischer Fassade zusammengelegt werden und so für größere Firmen attraktiver werden. „Dazu bräuchte man natürlich zunächst Interessenten.“ Ihm schweben dabei Textilketten vor.

Bereits Pläne für 2019

Jetzt bereitet sich der Handel auf die Umtauschwelle vor. „Ab Anfang Januar, nach den Ferien, rechnen wir damit“, sagt Schälicke. Busch-Petersen glaubt, dass durch die vielen Gutscheine, die in diesem Jahr verschenkt wurden, weniger umgetauscht wird, als in den Vorjahren. Die Gutscheine würden dem Handel einen positiven Nebeneffekt bringen. Denn wer Gutscheine einlöst, kauft oft noch etwas Passendes dazu. Im besten Fall geschieht das in den Geschäften vor Ort. Damit Kunden öfter ihren Weg in die Potsdamer Innenstadt finden, plant Schälicke bereits ein Konzept für 2019. Im Mai und September soll wie gewohnt an zwei Sonntagen die Antikmeile stattfinden. „Dabei hoffen wir natürlich auf verkaufsoffene Sonntage.“ Außerdem will sie noch mehr Händler motivieren, an der Potsdamer Erlebnisnacht teilzunehmen. Auch mit dem Hans Otto Theater (HOT) soll zusammengearbeitet werden. Die Aktion „Schauspielfenster“, bei dem dieses Jahr mehrere Geschäfte in der Innenstadt von HOT-Schauspielern bespielt wurden, soll wieder stattfinden. Außerdem hat Schälicke bereits erste Gespräche mit dem Potsdam Museum geführt: Bei neuen Ausstellungen könnte es Plakate oder sogar Leihgaben – sofern die Sicherheit es erlaubt – in einzelnen Schaufenstern von Geschäften zu sehen geben.

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